Stadtraum: Produkte z

Aktive Fassaden für Passivbüros

Cité Administrative de Seraing
Cité Administrative de Seraing. © Schüco International KG

Neues Verwaltungszentrum der Stadt Seraing

Seraing, die Stadt der einstmals blühenden wallonischen Stahlindustrie, liegt an der Lütticher Maas und hat die zahlreichen Restrukturierungsphasen dieser Region durchlebt. Im festen Entschluss, diese schwierige Seite der Geschichte hinter sich zu lassen und der Stadt neuen Schwung zu verleihen, arbeitete das Gemeindekollegium unter Anleitung des Bürgermeisters einen ehrgeizigen Plan der städtischen Umstrukturierung aus. Das neue Verwaltungszentrum bildet dabei den Grundstein dieses umfangreichen Masterplans.

Ein starkes Architekten-Team

Der erste Schritt zum Entwurf eines Passivgebäudes bestand darin, eine maximale Kompaktheit für das Gebäude zu finden. Die Gebäudeform, die für dieses Projekt gewählt wurde, ist ein Zylinder mit optimalem Oberflächen-Volumen-Verhältnis, was einer Kugel nahe kommt. „Und da wir zwei Ämter pro Stockwerk einplanen mussten, haben wir ein Gebäude in der Form zweier, teilweise ineinandergreifender Zylinder geschaffen. Jeder Zylinder beherbergt eine Ebene mit Büros pro Stockwerk. Die Verbindungszone umfasst die Diensträume und die vertikale Erschließung“, erklärt Architekt Frédéric Séquaris vom Planungsbüro Greisch. Die Höhe des Gebäudes, kombiniert mit dieser originellen Form, ermöglicht eine außergewöhnlich hohe Kompaktheit. Der nächste Schritt bestand darin, das Gebäude so auszurichten, dass es maximal von der Solarstrahlung profitieren kann. Die beiden Zylinder wurden daher auf einer Ost-West-Achse errichtet, um dadurch eine größtmögliche Fassadenfläche nach Süden auszurichten.

Um sich maximaler Speichermasse zu bedienen, wurde das Gebäude in Stahlbeton errichtet. Die Unterseiten der Stockwerksböden sind sichtbar und werden nicht durch Zwischendecken abgedeckt. Auf diese Weise funktionieren sie rundum als Speichermassen für das Raumklima. Um über eine Nachtauskühlung die Wärme in den Räumen abbauen zu können, wurde der Lichthof des Gebäudes in seiner gesamten Höhe von einem zylinderförmigen Schacht durchzogen, auf dem sich ein geschlossener Raum mit großen, nach draußen öffnenden Flügeln befindet.

Es versteht sich von selbst, dass die Dämmung und Luftdichtigkeit mit besonderer Sorgfalt ausgeführt wurden, um die Kriterien des Passivhausstandards zu erfüllen. Die größte Besonderheit dieses Gebäudes liegt jedoch im Verzicht auf Klima- und Heizsysteme. Die eventuell für das Gebäude notwendige zusätzliche Heizwärme und Kühlung werden über das Lüftungssystem geliefert. Um die Abwesenheit einer Kühltechnik zu kompensieren, wird nachts ein dynamisches „Free-Cooling-System“ eingeschaltet.

Fassade mit Sonnenschutz

Alle Fenster, ungeachtet ihrer Ausrichtung, sind mit dem außenliegenden Sonnschutz Schüco CTB ausgerüstet. © Schüco International KG

Dynamische Fassaden

Die gebogenen Metallfassaden stellen sicherlich eine der größten Besonderheiten und Trümpfe dieses Projekts dar. Die Glaselemente sind von außen gesehen allesamt identisch, in Wirklichkeit sind die Fenster jedoch abwechselnd als Festverglasung und als Drehfenster ausgebildet. Dies wurde durch die flügelüberdeckende Fensterserie AWS 75 BS.SI von Schüco ermöglicht. Alle Fenster sind, ungeachtet ihrer Ausrichtung, mit dem außen liegenden Sonnenschutz Schüco CTB, der selbst bei hohen Windgeschwindigkeiten funktioniert, ausgerüstet. Das Duo Drehfenster/Sonnenschutz spielt eine Schlüsselrolle bei der dynamischen Steuerung des Raumklimas.

Gesundes Raumklima

In diesem Gebäude wurde alles daran gesetzt, ein gesundes und komfortables Raumklima für die Mitarbeiter(innen) zu schaffen. Die hygienische Lüftung jedes einzelnen Stockwerks wird von Temperatur-, Luftmengen- und Luftqualitätsmessern geregelt. Der Sonnenschutz trägt im Gebäudekonzept wesentlich dazu bei, Überhitzungen zu vermeiden. Tagsüber sind die Fenster geschlossen und der bewegliche Sonnenschutz ist nach unten abgefahren. Im geschlossenen Zustand lässt der Sonnenschutz ab einer Sonnenstandshöhe von 20° keine direkte Sonneneinstrahlung in den Raum. Gleichzeitig lässt er aber Licht durch und ermöglicht eine hervorragende Sicht nach draußen.

„Die Bereitstellung von Wärme und Kälte, die für die Büroetagen nötig ist, findet ausschließlich über das Komfortlüftungssystem mit Wärmerückgewinnung statt”, so Bruno Busch vom Büro NEO-IDES.

Temperatursensoren messen permanent die Temperatur. Steigt die Raumtemperatur an, aktiviert sich das Gebäude nachts: Die Fenster öffnen sich weit, um Frischluft herein zu lassen. Der herabgelassene Sonnenschutz übernimmt dabei die Funktion des Schutzes für das Fenster. Der Öffnungswinkel der Fenster wurde nach der Frischluftzufuhr berechnet, die der abgefahrene Sonnenschutz zulässt. Gleichzeitig fahren auch die Dachöffnungen über dem zentralen Atrium nach oben. Auf diese Weise gelangt die durch die Fenster hereinströmende Frischluft in die Räume, kühlt die Betondecken ab und die warme Luft entweicht via Abluftkanal durch das zentrale Atrium (Kamineffekt). Falls nötig beschleunigen Ventilatoren im obersten Teil des Schachtes die Abluft. Dadurch kann die Raumtemperatur der Büros bis zum folgenden Morgen auf 18 °C natürlich gekühlt werden.

Angesichts der wichtigen Rolle, die die Fassaden bei diesem Projekt spielen, wurde Schüco schon früh in den Entwicklungsprozess einbezogen. Die Fassaden des Gebäudes dienen nicht nur als Trennung von Innen- und Außenbereich. Ihre Aktivierung trägt auch zu einem dynamischen Energiemanagement des Gebäudes bei.

Um den Passivstandard zu erreichen, wurde die Fensterserie Schüco AWS 75 BS.SI – mit einem Rahmen Uf-Wert von 1,3 W/(m²K) eingesetzt und mit Dreifachverglasung ausgerüstet. Die Fenster mussten ebenfalls von der zentralen technischen Steuerung aktiviert werden können, um aktiv zum „Free Cooling“ beizutragen. Das Planungsbüro hatte darum den Einsatz von motorisierten Schüco TipTronic Beschlägen vorgesehen. Die besondere Herausforderung bestand darin, eine circa 70 cm lange Kette zur variablen Fensteröffnung ansteuern zu können, um auf diese Weise immer eine ausreichende Öffnung zu gewährleisten. Da die Fenster nicht mit Griffen ausgestattet sind, ist es für den Nutzer nicht möglich, die Bedienung der Fenster durch die zentrale technische Steuerung zu umgehen.

Der Schüco Sonnenschutz CTB (Concealed Toughened Blind) ist Bestandteil eines jeden Fensters. Er erfüllt in diesem Projekt einen doppelten Zweck: tagsüber den des Sonnenschutzes und nachts den des Fensterschutzes während der Nachtlüftung.

Weitere Informationen:
www.schueco.de