Transforming Cities

Forschung im Zeichen der Stadt

Zukunftsstadt
Das diesjährige Wissenschaftsjahr rückt Fragen nach den Konturen der Zukunftsstadt in den Fokus.

Aktuell lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten und städtischen Ballungsräumen. Setzt sich der globale Urbanisierungstrend fort, werden es 2050 bereits zwei Drittel der Menschheit sein.

Städte sind aber nicht nur zentrale Lebens- und Arbeitsräume, Orte wirtschaftlicher Dynamik, der Begegnung, des Wandels und der Innovation, sondern stehen auch vor wachsenden Problemen: Klimaveränderungen, zunehmende Lärm- und Luftverschmutzung, Mängel bei der Versorgung mit ausreichend Wohnraum, Trinkwasser, Lebensmitteln und Energie sowie der Entsorgung von Abwasser und Abfällen, überlastete Verkehrssysteme, wachsende soziale Ungleichheit und die räumliche Konzentrationen von Armut und Reichtum stellen die Städte der Zukunft vor große Herausforderungen.

Eine lebenswerte Stadt der Zukunft muss umweltgerechter werden, integrierend wirken, Wohnraum für alle sozialen Schichten zur Verfügung stellen und das Zusammenleben und die gleichberechtigte Teilhabe der Menschen sichern. Das diesjährige Wissenschaftsjahr rückt Fragen nach den Konturen dieser Zukunftsstadt in den Fokus. Städte können ökologisch, sozial und ökonomisch Modell und Vorreiter für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung sein und Wissenschaft und Forschung hierfür notwendiges Entscheidungswissen liefern sowie die Abwägung von Handlungsoptionen erleichtern. Doch Lösungen für zentrale gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen lassen sich nur im Dialog mit der Praxis und gemeinsam mit der Stadtbevölkerung entwickeln. Diesen Dialog zu intensivieren und neue Formate der Beteiligung zu entwickeln sind Ziele des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

Als außeruniversitäres raumwissenschaftliches Forschungsinstitut möchten das ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung – und die vier raumwissenschaftlichen Institute der Leibniz-Gemeinschaft (die ARL – Akademie für Raumforschung und Landesplanung, das IfL – Leibniz-Institut für Länderkunde, das IÖR – Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung und das IRS – Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung) das laufende Wissenschaftsjahr nutzen, um öffentlichkeitswirksam über aktuelle Forschungen zu Fragen der Stadt- und Regionalentwicklung zu informieren und die gebündelten stadt- und raumbezogenen Kompetenzen für die Öffentlichkeit in besonderer Weise sichtbar und erlebbar machen. Einen zentralen Baustein der für 2015 geplanten Aktivitäten stellt das „Raumwissenschaftliche Kolloquium“ dar, welches alle zwei Jahre von den fünf raumwissenschaftlichen Instituten veranstaltet wird. Das am 19. Februar 2015 in Mannheim am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stattfindende Kolloquium trägt den Titel „Leben in der Stadt der Zukunft: miteinander, bezahlbar und grün“. Auf der Veranstaltung werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der fünf Institute mit geladenen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutieren, welche Herausforderungen in den nächsten Jahren auf die Städte zukommen und wie sich ökologische, ökonomische und soziale Anliegen der Stadtentwicklung unter veränderten Rahmenbedingungen vereinbaren lassen.

Gemeinsam mit dem ifgi – Institut für Geoinformatik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster entwickelt das ILS darüber hinaus ein interaktives Exponat für die diesjährige Ausstellungsfahrt der MS Wissenschaft. Das Exponat mit dem Titel „Smart City – Smart Citizens“ greift das aktuelle Thema gesellschaftlicher Beteiligung an Wissenschaft, kurz Citizen Science, auf und zeigt am Beispiel Verkehr und Umweltbelastung auf verständliche Weise, wie Wissenschaft die Gesellschaft dazu anregen kann, sich an zukünftigen Entwicklungen und städtischen Visionen aktiv zu beteiligen. So stellt der stetig wachsende Individualverkehr die Infrastruktur der Städte vor logistische Herausforderungen. Intelligente Leitsysteme wie interaktive Parkplatz- und Verkehrszähler können helfen wachsende Verkehrsströme sinnvoll zu lenken. Die Besucherinnen und Besucher haben über das Modell zugleich die Möglichkeit Einfluss auf verschiedene Aspekte des städtischen Lebens zu nehmen. Zum einen lassen sich die Fahrzeugmodelle entlang der vorgegebenen Straßenführungen auf dem Stadtmodell bewegen, um Verkehrsbelastungen und Parkplatznutzung zu simulieren. Zum anderen eignen sich verschieden angebrachte Aktionen (Föhn, Lampe) dazu, Umwelteinflüsse wie Hitzeentwicklung, Lärm- und Lichtbelastung abzubilden. Die Auswirkungen dieser simulierten Umwelteinflüsse werden auf an der Wand angebrachten Bildschirmen visuell dargestellt.

Intelligente Technik erfordert dabei nicht immer eine dauerhafte Investition in große und teure Systeme. Oft sind kostengünstige Sensoren und Geräte ausreichend, um als Haushalt eigene Messungen zu Umwelt- und Verkehrsbelastungen durchzuführen und so die Stadt der Zukunft mit notwendigen Informationen für eine zukunftsorientierte Entwicklung zu versorgen.

Zugleich beteiligen sich Expertinnen und Experten aus dem ILS an der seit 2010 existierenden Forschungsbörse. Das Prinzip der Forschungsbörse, die ein weiteres Dialogformat im Kontext der Wissenschaftsjahre darstellt, ist einfach: Lehrende können auf dieser Plattform Fachkräfte aus Wissenschaft, Forschung und Praxis für Termine in ihren Schulen gewinnen und diese über die Website buchen.

Weitere Veranstaltungsformate und Aktivitäten mit lokalen und regionalen Partnerinstitutionen sowie eine Veranstaltungsreihe zum Thema nachhaltige Stadtentwicklung und urbaner Wandel sind in Planung. Als Partnerorganisationen des Wissenschaftsjahres werden das ILS und die raumwissenschaftlichen Leibniz- Institute regelmäßig über die Aktivitäten im Wissenschaftsjahr berichten.

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Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie rücken Forschung in die Öffentlichkeit und leben vom Engagement der zahlreichen Partner. Die Wissenschaftsjahre führen Menschen aller Altersgruppen zusammen. Sie laden dazu ein, die oft unbekannte Welt von Wissenschaft und Forschung zu erkunden und in einen Dialog mit Forscherinnen und Forschern zu treten. Das ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung ist offizieller Partner des Wissenschaftsjahres 2015.

Weitere Informationen:
www.wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de – Webseite des Wissenschaftsjahres 2015
www.forschungsboerse.de – Webseite der Forschungsbörse