Infrastruktur: Forschung

Sichere Gestaltung von Verkehrsknotenpunkten

Kreismittelinsel
In der Bevölkerung werden Bäume oder Kunstobjekte in der Mitte von Kreisverkehren positiv betrachtet.

Bäume oder Kunstobjekte in der Mitte von Kreisverkehren können bei Fahrfehlern gefährlich sein

Die Zahl der Verletzten bei Verkehrsunfällen in Deutschland wird, so schätzt das Statistische Bundesamt, für das Jahr 2014 bei etwa 382.000 liegen. Bis Oktober 2014 ereigneten sich fast 93.000 Unfälle beim Ein- oder Abbiegen an Verkehrsknotenpunkten wie Kreuzungen oder Kreisverkehren.

„Verkehrsknoten – innerorts und außerorts – müssen dafür sorgen, dass sowohl der Kfz-Verkehr als auch Rad- und Fußverkehr reibungslos und vor allem sicher verknüpft wird“, so Professor Ralf Roos, Leiter des ISE. Das Sicherheitsniveau an Knotenpunkten auf deutschen Straßen sei ohnehin schon hoch, dennoch suche man nach Möglichkeiten, es noch weiter zu steigern. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Diskussion zu Kreismittelinseln: gemäß eines Erlasses des Verkehrsministeriums müssen diese überprüft und gegebenenfalls umgebaut werden. „Zumindest in der Öffentlichkeit werden Bäume oder Kunstobjekte in der Mitte von Kreisverkehren gerne gesehen und bestehende verteidigt“, sagt Dr. Matthias Zimmermann, Leiter der Abteilung Straßenentwurf und -betrieb des ISE. „Nach einer EU-Richtlinie von 2009 und anderen nationalen Regelwerken stellen solche stabilen Hindernisse allerdings eine Gefahr dar, falls es zu Fahrfehlern kommt.“

Verbesserung der Verkehrssicherheit

In einem aktuellen Vorhaben untersucht das ISE die Auswirkungen verschiedener Abbiegerführungen an Einmündungen an Landstraßen auf die Verkehrssicherheit. Hierzu betrachtete das Team um Zimmermann „T-Kreuzungen“ mit unterschiedlichen Führungen für Links- und Rechtsabbieger. Die Ergebnisse zeigten allgemein, dass die in Deutschland in der Regel vorhandenen Linksabbiegestreifen in der übergeordneten Straße sowie Mittelinseln in der untergeordneten Zufahrt grundsätzlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit an Knotenpunkten beitragen. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass Führungen, bei denen die Rechtsabbieger neben einer zusätzlichen Dreiecksinsel abbiegen, deutlich unsicherer sind als solche ohne diese zusätzliche Insel. Ohne Dreiecksinsel ist die Situation vor allem für den wartenden Linksabbieger übersichtlicher. Die Wissenschaftler haben insgesamt 40 ausgewählte Knotenpunkte mit Radar- und Videotechnik untersucht, um zusätzlich zur Verkehrssicherheit auch das Fahrverhalten zu betrachten. Dafür haben sie gemessen, wie groß die zeitlichen Abstände zum Beispiel zwischen abbiegenden und ihnen entgegenkommenden Fahrzeugen sind, um so Gründe für unterschiedliche Sicherheitsstandards aufzuspüren. „Weiterhin bleibt die Empfehlung bestehen, bei nennenswertem Verkehrsaufkommen Ampelregelungen vorzusehen, um für noch größere Sicherheit zu sorgen“, so Zimmermann.

Zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts für Straßen- und Eisenbahnwesen (ISE) gehören umweltgerechte Entwürfe für Straßen, Sicherheit von Straßennetzen und -abschnitten sowie die Untersuchung von Unfallschwerpunkten. Außerdem berät es bei der Ermittlung von Schadensursachen im Straßenbau und beim Erarbeiten und Betreuen von Sanierungskonzepten.

Das Zentrum Mobilitätssysteme bündelt die fahrzeugtechnischen Aktivitäten des KIT: An den methodischen und technologischen Grundlagen für die Fahrzeuge der Zukunft arbeiten derzeit knapp 40 Institute mit rund 800 Mitarbeitern. Ziel ist es, Konzepte, Technologien, Methoden und Prozesse für die Mobilität der Zukunft zu erarbeiten. Die Wissenschaftler berücksichtigen dabei das komplexe Zusammenspiel von Fahrzeug, Fahrer, Verkehr, Infrastruktur und Gesellschaft.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbstständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei strategischen Felder Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

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