Stadtraum: Projekte

Was tun gegen Sommerhitze im Kiez?

Hitze im Kiez
Der Sommer 2015 war einer der heißesten der vergangenen Jahrzehnte in Berlin. © pixabay

Erster „KiezKlima“-Workshop: Forscher suchen am Beispiel des Berliner Brunnenviertels nach Wegen, wie bei der Stadtteilentwicklung dem Klimawandel begegnet werden kann

Der Sommer 2015 war einer der heißesten der vergangenen Jahrzehnte in Berlin. Es gab 23 heiße Tage und vier Tropennächte. Das waren mehr als doppelt so viele heiße Tage und Tropennächte als durchschnittlich in den Jahren zwischen 1981 und 2010. Diese Daten wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des TU-Fachgebietes Klimatologie im Rahmen des Projektes „KiezKlima“ im vergangenen Jahr ausgewertet. Derzeit werden in Berlin durchschnittlich rund zehn heiße Tage – das sind Tage mit einer Maximaltemperatur von mehr als 30 Grad Celsius – pro Jahr verzeichnet. In den kommenden Jahrzehnten wird sich die Anzahl solcher Hitzeereignisse als auch von Hitzeepisoden voraussichtlich erhöhen. „Dies würde zu einer stärkeren gesundheitlichen Belastung der Bevölkerung führen. Effektive Klimaanpassungsmaßnahmen werden daher immer wichtiger – auch angesichts des demografischen Wandels und einer alternden Bevölkerung, da ältere Menschen besonders von Hitze betroffen sind“, sagt Daniel Fenner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Klimatologie.

Die Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in einem Stadtquartier wird im besagten Projekt „KiezKlima“ („DAS: Partizipative Entwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen am Beispiel des Berliner Brunnenviertels als innovative Strategie in der Stadtteilentwicklung“) im Brunnenviertel in Berlin-Wedding erforscht. Schwerpunkt des Projektes ist ein partizipatorischer Ansatz, der die Menschen vor Ort beteiligt. Beim ersten „KiezKlima“-Workshop Anfang April werden Ideen für Maßnahmen zwischen Anwohnern, lokalen Akteuren und dem Projektteam ausgetauscht und diskutiert.

Das Vorhaben wird im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel durch das Bundesumweltministerium gefördert. Es verbindet die Expertise verschiedener Akteure aus Forschung, Stadtteilarbeit, Beratung und Verwaltung. Die klimatischen Analysen führt das TU-Fachgebiet Klimatologie unter Leitung von Prof. Dr. Dieter Scherer durch. Eine Stadtklimamessstation sowie vier Messstationen an Kindertagesstätten im Pilotgebiet liefern zusätzliche Wetterdaten für die Analysen und können von den Verantwortlichen vor Ort und Anwohnern live verfolgt werden.

Eine Analyse der bioklimatischen Belastung zeigt, dass durch die vorhandene Vegetations- und Gebäudestruktur nur in wenigen Bereichen starke Hitzebelastung besteht. Es gibt aber dringend verbesserungswürdige Orte, vor allem dort, wo sich von Hitze besonders betroffene Gruppen wie ältere Menschen und Kinder aufhalten. Bauliche Maßnahmen wie die Entsiegelung von Wegen und Parkplätzen mit anschließender (Teil-)Begrünung zur Verschattung können helfen, die Hitzebelastung für den Menschen zu reduzieren.

Im Projekt spielt auch die Sensibilisierung und Vernetzung der Anwohner und Akteure eine wichtige Rolle. So soll zum Beispiel ein Netzwerk aus Hitzehelfern aufgebaut werden, die im Sommer besonders Betroffene unterstützen und zu hitzeangepasstem Verhalten informieren.

Klimaanalysen sowie Untersuchungen zur Vegetation vor Ort waren der erste Schritt. Nun sollen mit Anwohnern und lokalen Akteuren gemeinsam Ideen für Maßnahmen entwickelt und geplant werden. Der Workshop bildet dazu den Auftakt.

Weitere Informationen:
www.kiezklima.de