Stadtraum

Welche Potentiale haben Grünflächen in der Stadt?

Expo Mailan 2015
Weltausstellung Expo Mailand 2015 „Feeding the Planet; Energy for Life“ © Bundesstiftung Baukultur

Symposium der Bundesstiftung Baukultur auf der
Expo Mailand 2015

Auf dem Symposium „Grüne Infrastruktur als Beitrag zu Stadtentwicklung und Baukultur“ diskutierten am 26. Juni namhafte Podiumsgäste auf der Bühne des Deutschen Pavillons in Mailand. Eingeladen hatte die Bundesstiftung Baukultur in Kooperation mit dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten bdla und mit Unterstützung von Berlin Partner, um im Kontext der Weltausstellung die Bedeutung der Grünen Infrastruktur für die Qualität unserer gebauten Lebensräume zu beleuchten.

Die Weltausstellung Expo Mailand 2015 „Feeding the Planet; Energy for Life“ bietet, nach Korruptionsskandalen im Vorfeld, zahlreichen Besuchern einen Auftritt von 145 Nationen und drei internationalen Institutionen. „Getragen vom vollen Medieneinsatz eines städtetouristischen Events und der Präsenz vielfältiger Werbepavillons der Nahrungsmittelindustrie drohe aber vielerorts die Bedeutung und Ernsthaftigkeit der im Motto angesprochenen Fragen der Nachhaltigkeit verloren zu gehen“, so Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur.

Vor diesem Hintergrund sollte das Symposium echte Argumente für eine grüne Infrastruktur liefern. Grüne Infrastruktur ist Teil der Baukultur: Im jüngst vom Bundestag verabschiedeten Entschließungsantrag zum Baukulturbericht 2014/15 wird die Bundesstiftung darin bestätigt, das Thema Grün in der Stadt aber auch in ländlichen Räumen aktiv voran zu bringen. Reiner Nagel, Stiftungsvorstand: „Ein naheliegender Ansatzpunkt ist dabei die mitdenkende Kooperation zwischen den Ingenieurdisziplinen und der landschaftsarchitektonischen Qualifizierung: Jeder Maßnahmenträger muss sich fragen, was er für die Qualität des öffentlichen Raumes und des Grüns in der Stadt beitragen kann“.

Symposium der Bundesstiftung Baukultur

Thema des Symposium der Bundesstiftung Baukultur auf der Expo Mailand 2015 war: Potentiale für das Grün in der Stadt. © Bundesstiftung Baukultur

Grundlegende Ansätze in der Diskussion

Diskussionsgrundlage bildeten Kurzvorträge des früheren Bundesumweltministers und IASS Exekutivdirektors Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer, der Landschaftsarchitekten Till Rehwaldt, Andrea Gebhard und Andreas Kipar sowie Reiner Nagel. Unter anderem warnte Klaus Töpfer davor, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und neue Infrastrukturkampagnen lediglich mit neuen Vorzeichen aufzulegen. Die Herausforderung bestünde darin, eine Zukunftsperspektive für, angesichts sinkender Bevölkerungszahlen, überdimensionierte Infrastrukturen und leerfallende Siedlungsflächen zu finden.

Till Rehwaldt, Präsident des bdla, reklamierte für die Landschaftsplanung und -architektur ein Maßnahmenbündel ineinandergreifender Elemente der Daseinsvorsorge, von den klassischen Grünanlagen über Freiraumverbünde bis zu regionalen Fahrradtrassen im Grünen. Andrea Gebhard betonte die Bedeutung von integrierender Landschaftsarchitektur für die funktionale und gestalterische Qualifizierung von Straßen und Schienenwegen aber auch großer Verkehrstrassen wie Autobahnen. Andreas Kippar, in Mailand ansässiger deutscher Landschaftarchitekt, den die Zeitung „Die Welt“ in einer Expo Sonderausgabe im Mai als „Grünen Daumen Mailands“ bezeichnete, wies nach, wie in einer der am dichtesten bebauten Städte Europas durch strategische Grünkonzepte nachträglich die Lebensqualität in Quartieren verbessert werden kann. Seine Vision der „Raggi Verdi“ bildet für Mailand gleichzeitig ein über die nächsten Jahre systematisch aufzufüllendes Strukturkonzept für grüne Transformationsmaßnahmen.

Massenveranstaltungen mit schalem Nachgeschmack

Angesichts der ernährungs- und energiebezogenen Fragen, die die Expo 2015 in Mailand aufwerfe, stelle sich aber die Frage nach der Nachhaltigkeit von Großereignissen dieser Art für Stadtentwicklung und Baukultur, so das Urteil innerhalb der Abschlussdiskussion. Es komme darauf an, was man draus mache: Ein nicht überzeugendes Nachnutzungskonzept wie in Hannover oder gar ein Desaster wie in Sevilla mit für die Stadtentwicklung unverdaulichen Großformaten internationaler Stararchitektur; oder aber eine Erfolgsgeschichte wie in Lissabon, wo eine Quartiersentwicklung am Wasser in Gang gesetzt wurde oder in München, wo nach der Buga 2005 anhaltend positive Auswirkungen auf die Stadt und ihr Umland zu spüren seien. „In Berlin versucht die Internationale Gartenschau IGA 2017 mit einem vielversprechenden Konzept Stadtentwickung in vorstädtischen Großsiedlungen, grüne Infrastruktur sowie gartenarchitektonische Vielfalt und Schönheit zu vereinen“, ergänzte Nagel.

Weitere Informationen:
Feeding the Planet, Energy for Life