Kommunikation: Forschung

Wetterwarnungen: Entscheidungshilfen für Katastrophenmanager

Unwettervorhersage
Starker Regen oder sintflutartige Niederschläge – je besser die Situation im Vorfeld eingeschätzt wird, desto besser lässt es sich auf den Ernstfall vorbereiten.

Wenn Unwetter vorhergesagt werden, ist es für die Verantwortlichen oft nicht einfach, die potenziellen Gefahren richtig einzuschätzen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten

Bei angekündigten Unwettern müssen Katastrophenmanager in öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen schnelle Entscheidungen treffen. Wichtig für sie ist, die Wahrscheinlichkeiten und Unsicherheiten der Vorhersagen und der Wetterwirkungen richtig einschätzen zu können. Doch wie stellt man Wettervorhersagen so dar, dass sie von den Entscheidern auch leicht und schnell verstanden werden? Daran arbeitet ein Team des interdisziplinären Projekts „WEXICOM“, an dem die Freie Universität Berlin und das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beteiligt sind.

Angenommen, die Meteorologen vom Wetterdienst sagen schwere Unwetter mit Überschwemmungen voraus und für die betroffenen Städte und Gemeinden muss entschieden werden, wie damit umzugehen ist. Sollen alle öffentlichen Einrichtungen geschlossen, Verkehrswege gesperrt und Hundertschaften von Helfern in Alarmbereitschaft gesetzt werden? Wenn am Ende gar nichts passiert, wurde die Bevölkerung unnötig in Angst versetzt – ganz zu schweigen von den entstandenen Kosten. Wird aber nichts unternommen und Menschen kommen bei einem Unwetter zu Schaden, werden die Katastrophenmanager dafür verantwortlich gemacht. Wie also die richtige Entscheidung treffen?

Wetterforschung für besseres Katastrophenmanagement

An der Lösung für diese Fragen arbeitet ein Team des Projekts „WEXICOM“. Die Abkürzung steht für „Weather warnings: from EXtreme event Information to COMunication and action“, zu Deutsch „Wetterwarnungen: von Informationen über Extrem-Ereignisse zu Kommunikation und Maßnahmen“. Während die Freie Universität Berlin ihre Expertise zur Extrem-Wettervorhersage und zur Sicherheits- und Katastrophenforschung einbringt, kommen vonseiten des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung die Erkenntnisse aus der Entscheidungsforschung. Das Projekt gehört zum Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung, das vom Deutschen Wetterdienst finanziert wird.

Obwohl bereits große Fortschritte bei der Entwicklung von Wahrscheinlichkeitsvorhersagen von Unwetterereignissen gemacht worden sind, werden diese bisher kaum an die Nutzer weitergegeben, beispielsweise an Feuerwehrleute. Stattdessen erhalten sie eine „Ja- oder Nein-Einschätzung“ vom Wetterdienst, die im Zweifelsfalle eher „auf Nummer sicher“ geht. „Denn die Meteorologen übernehmen hier eine Entscheidung, die eigentlich über ihre Kompetenz, das Wetter zu prognostizieren, hinausgeht“, sagt Martin Göber, der am Institut für Meteorologie an der Freien Universität Berlin arbeitet. „Wir möchten deshalb die Katastrophenmanager in die Lage versetzen, diese Entscheidung mit Informationen über die Unsicherheit der Warnung besser einschätzen zu können.“

Ziel ist es, eine transparente und effektive Kommunikation von Risiken und Unsicherheiten für bestimmte Benutzergruppen zu entwickeln. Diese soll die Fähigkeit fördern, Entscheidungen zu treffen, die das Risiko von Verlusten und Schäden minimieren. „Wir wollen die Wahrscheinlichkeitsvorhersagen so aufbereiten, dass sie leicht erfasst und verstanden werden. Dies kann zum Beispiel in grafischer Form geschehen“, sagt Nadine Fleischhut, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung.

Um möglichst praxisnah zu forschen, arbeitet die Projektgruppe, zu der auch das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit und die Katastrophenforschungsstelle der Freien Universität Berlin gehören, unter anderem mit der Feuerwehr zusammen. Als Testumgebung dient das Feuerwehr-Informationssystem (FeWIS). Hier können die Forscher direkt sehen, wie aufgearbeitete Wetterdaten genutzt werden. Das ermöglicht es zu analysieren, ob und wie risikobasierte Warnungen den Katastrophenmanagern vor Ort helfen können, das Risiko von Verlusten und Schäden zu verringern.

Das Projekt „WEXICOM“

„WEXICOM“ wird vom Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung koordiniert und vom Deutschen Wetterdienst sowie dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur finanziert. Ziel ist die Verbesserung von Wettervorhersagen und des Klima-Monitorings. Nach dem Start der ersten Projektphase 2011 beginnt nun die zweite, vierjährige Phase. An dem interdisziplinären Projekt beteiligt sind von der Freien Universität Berlin das Institut für Meteorologie, das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit und die Katastrophenforschungsstelle und zudem das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und das Deutsche Komitee für Katastrophenvorsorge.

Weitere Informationen:
www.geo.fu-berlin.de/met/wexicom/index.html