Transforming Cities

EU-Projekt: Post-Carbon Cities of Tomorrow

Postfossile Stadt
Ein auf Solar-Energie-Gewinnung optimiertes neues Stadtviertel in Freiburg – ein Beispiel für eine „good practice“ im Sinne des post-fossilen Umbaus der Städte. © Andrewglaser at English Wikipedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SoSie+SoSchiff_Ansicht.jpg), „SoSie+SoSchiff Ansicht“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Grundlagen für den nachhaltigen Stadtumbau

Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) haben die Arbeiten an zwei Teilprojekten des EU-Projekts „Post-Carbon Cities of Tomorrow“ abgeschlossen. Prof. Dr. Kristine Kern und Dr. Ross Beveridge erstellten eine ausführliche Übersicht über Vorreiter einer post-fossilen Zukunft und formulierten ausgehend vom CO2-Ausstieg eine umfassende Vision für Städte von morgen. Diese können handlungsleitend für Städte sein, die einen sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Umbau anstreben.

Das Forschungsprojekt mit dem vollständigen Titel „Post-Carbon Cities of Tomorrow – foresight for sustainable pathways towards liveable, affordable and prospering cities in a world context (POCACITO)“ startete im Januar 2014 und bringt 13 wissenschaftliche Einrichtungen aus zehn EU-Ländern zusammen. „Um Visionen für die nachhaltige Entwicklung der Städte zu entwickeln, haben wir einen sehr breiten inhaltlichen Ansatz gewählt“, erklärt Dr. Ross Beveridge. Die Problemfelder finden sich in den Energiesystemen, der Wasserversorgung, dem Verkehr, der Abfallwirtschaft, den regionalen Wirtschaftskreisläufen, dem Wohnen, dem Umweltschutz sowie der politischen Steuerung und Bildung.

Kern und Beveridge stellten als Baustein in der ersten Projektphase eine Übersicht über bereits existierende Vorhaben zum nachhaltigen Umbau von Städten in Europa zusammen. Diese Arbeit brachte wichtige Erkenntnisse, die Städten bei ihren Vorhaben nutzen können:

  • „Die Klima- und Umweltfrage ist in den letzten Jahrzehnten auf der Prioritätenliste vieler Städte nach oben gerückt“, sagt Kern. „Ein Wandel der Stadtentwicklungspolitik unter ökologischen Gesichtspunkten ist jedoch keineswegs nur eine Frage der technischen Realisierbarkeit einer CO2-Reduzierung. Zum Erfolg eines solchen Vorhabens müssten soziale, ökonomische und politische Aspekte Hand in Hand mit ökologischen gedacht werden. Eine ökologische Leitidee ist erst wirklich nachhaltig, wenn sie dauerhaft ökonomisch und sozial tragfähig ist.“
  • „Unsere Inventur hat gezeigt, dass wir die Stadt nicht gänzlich neu erfinden müssen, um sie fit für die Zukunft zu machen“, so Kern. „Es existieren bereits eine Fülle und Vielfalt an guten Ideen, die unter bestimmten Bedingungen in andere Kontexte übertragen werden können.“ Um diesen Prozess zu unterstützen, haben die Wissenschaftler eine Typologie der Praktiken erstellt und sie in Interventionsfelder unterteilt – von Energie bis zur Stadtplanung. Darüber haben sie einen fünfstufigen Idealprozess für die Initiierung und die Durchführung einer „post-carbon transition“ erarbeitet und diesen wiederum mit Praxisbeispielen unterlegt.
  • „Uns war dabei wichtig, nicht vermeintliche ‚best practices‘ auszuweisen, sondern eine umfassendere, kontext-sensiblere Bestandsaufnahme vorzunehmen“, sagt Beveridge. Nicht jede Praxis sei in jeder europäischen Stadt die eindeutig beste Herangehensweise, eine Reihe von Kontextfaktoren – angefangen bei Größe und Wirtschaftskraft – bestimmen, was im jeweiligen Fall ein vielversprechendes Vorgehen sei.

Der Report zur Inventur der Vorreiter-Praktiken ist online verfügbar:
http://pocacito.eu/sites/default/files/D2_2_Good_City_Practices.pdf

Mit diesen Vorarbeiten geht das POCACITO-Projekt in seine weiteren Projektphasen, in denen in acht europäischen Städten detaillierte Fallstudien erstellt werden. In diesen Fallstudien soll unter Einbeziehung der Politik und der Bürger eine Vision und eine Roadmap für den Zeitraum bis zum Jahr 2050 entwickelt werden. Darüber bauen die Projektpartner einen sogenannten „Marketplace of Ideas“ auf, der als Ressource für Städte aus Europa und dem Rest der Welt erhalten bleibt.

Eine ausführliche Darstellung der Zwischenergebnisse der Teilprojekte von Kern und Beveridge ist online verfügbar:
www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-2/pocacito/IRS-Aktuell-83-Post-Carbon-Cities.pdf

Weitere Informationen:
http://pocacito.eu