Stadtraum: Forschung

Gärten sind Freiräume in Zeiten des Lockdowns

Gärten in Zeiten des Corona-Lockdown
Gärten in Zeiten des Corona-Lockdown. © Prof. Dr. Kai Sparke, Hochschule Geisenheim

Hochschule Geisenheim führt Wiederholungsstudie zur Bedeutung von Gärten während des Corona-Lockdowns durch

Die Hochschule Geisenheim hat erneut und vergleichend mit Blick auf die Erkenntnisse aus dem Vorjahr die Bedeutung von Gärten während der Corona-Kontaktsperre untersucht. Zwei zentrale Ergbnisse: Die Bedeutung von Gärten ist durch Corona gestiegen und weiterhin sehr groß. Viele, die keinen haben, wünschen sich verstärkt einen eigenen grünen Freiraum.

Zum ersten „Corona-Lockdown“ in Deutschland im Frühjahr 2020 hat die Hochschule Geisenheim ermittelt, welche Rolle Gärten und Grünanlagen während dieser Phase gespielt haben. Da auch das Frühjahr 2021 durch einen anhaltenden Lockdown seit Weihnachten 2020 geprägt war, wurde die Studie wiederholt, um Veränderungen beziehungsweise gleichbleibende Muster zu ermitteln. Dafür wurden Ende Mai 510 Personen aus allen Bevölkerungsgruppen befragt. Die Ergebnisse wurden mit der Vorjahresstudie verglichen.

Die Bedeutung von Haus- und Kleingärten ist durch Corona gestiegen und weiterhin sehr groß. In beiden Erhebungen 2020 und 2021 sagen 3 von 4 Gartenbesitzerinnen und -besitzern, dass der Garten für sie eher wichtig, wichtig oder sehr wichtig ist. Über die Hälfte der Befragten gab an, dass der Garten in seiner Bedeutung im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zugenommen hat. „Offen bleibt, ob die Relevanz von Gärten mit einem möglichen Ende der Corona-Pandemie wieder abnimmt“, so Prof. Dr. Kai Sparke und Dr. Mira Lehberger, Autor und Autorin der Studie. Für Personen ohne Garten spielen öffentliche Grünanlagen eine entsprechende Rolle. „Der Garten als eigener Rückzugsort ist durch Corona noch begehrter geworden“, stellen die beiden fest. „Über 40 Prozent der Personen ohne Garten wünschen sich einen eigenen grünen Freiraum. Und bei einem Drittel dieser Personengruppe hat sich der Wunsch durch die Corona-Pandemie verstärkt.“

Befragte mit eigenem Garten sind wie im letzten Jahr auch zufriedener mit ihrem Leben. Befragte mit eigenem Haus- oder Kleingarten – dies sind 58 Prozent der Stichprobe – weisen auf einer Skala von 0 bis 10 einen Wert von 6,8 gegenüber 5,9 bei Personen ohne eigenen Garten auf. Dieser Unterschied lässt sich aber beispielsweise auch darauf zurückführen, dass Gartenbesitzerinnen und -besitzer in der Regel ein höheres Einkommen haben und ländlicher wohnen. Was auffällt: In beiden Gruppen ist die Lebenszufriedenheit im Vergleich zur Vorjahresstudie leicht zurückgegangen.

Die aktuelle Studie zeigt auch, dass Personen mit eigenem Garten weit mehr als doppelt so lange im Freien sind wie jene ohne eigenes Grün. Zwar halten sich im Mittel alle Befragten knapp 10 Stunden pro Woche für Erholung und Sport im öffentlichen Grün sowie zu Besuch in anderen Gärten auf. Bei den Gartenbesitzerinnen und -besitzern kommen allerdings noch etwa 15 Stunden im eigenen, durchschnittlich 377 Quadratmeter großen Garten hinzu. Die meisten von ihnen (82 Prozent) sind 2021 trotz der kühleren Temperaturen mindestens genauso viel im Garten gewesen wie im Vorjahr.

Fast zwei Drittel der Befragten mit eigenem Garten produziert selbst Obst, Gemüse oder Kräuter. Personen ohne eigenen Garten erzeugen immerhin zu knapp 21 Prozent Essbares und nutzen dafür Balkon oder Fensterbank. „Bei einem Drittel aller Befragten hat der Anbau in der Corona-Pandemie tendenziell zugenommen“, so Kai Sparke und Mira Lehberger. „Neben der allgemein gestiegenen Wertschätzung für regionale Produkte hat auch der eigene Hobby-Anbau einen Corona-Schub bekommen.“


Autor und Autorin der Studie:
Prof. Dr. Kai Sparke und Dr. Mira Lehberger arbeiten an der Professur für Gartenbauökonomie der Hochschule Geisenheim und forschen insbesondere zu menschlichem Verhalten in Bezug auf Garten und gärtnerische Produkte. Originalpublikation


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