Transforming Cities

KIT koordiniert Helmholtz-Stadtforschungs-Initiative

KIT koordiniert Helmholtz-Stadtforschungs-Initiative
Die Erforschung von Städten als Gesamtsystem ist Grundlage für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung. © Stefan Norra/KIT

Sieben Helmholtz-Zentren bündeln ihre Expertise in der Stadtforschung – Zusammenführung von technik-, natur- und sozialwissenschaftlichen Kompetenzen für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung

Städte müssen sich angesichts von demografischem Wandel, Digitalisierung und globaler Erwärmung ganz neu erfinden. In Europa wurde erkannt, dass die Transformation zur Stadt der Zukunft nur mit einer exzellenten wissenschaftlichen Grundlage gelingen kann. Deshalb wurde eine Reihe von forschungspolitischen Initiativen ins Leben gerufen. Doch fast immer stehen dabei themenbezogene Einzellösungen – vor allem technologische Innovationen – im Fokus. Sieben Helmholtz-Zentren gehen nun einen neuen Weg: Sie bündeln ihre vielfältigen Kompetenzen in Technik, Natur- und Sozialwissenschaften in der Helmholtz-Stadtforschungs-Initiative, die durch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordiniert wird. Das Ziel: Durch konzertierte Forschung umfassende Lösungsoptionen entwickeln, die ALLE Bereiche des Stadtlebens berücksichtigen.

Die frühesten Städte der Menschheitsgeschichte sind legendäre Orte mit klangvollen Namen – Jericho, Ur, Babylon. Doch seit diesen ersten Experimenten urbanen Lebens, diesen exotischen Inseln in einer dünn besiedelten Welt aus Jägern, Sammlern und Bauern, hat sich menschliches Leben massiv gewandelt. Stadtleben ist heute nicht mehr Ausnahme, sondern Regel. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Tendenz steigend. Städte sind dabei keine statischen Räume, sondern entwickeln sich ständig weiter und müssen dies auch, denn der Druck auf urbanes Leben wächst: Städte stehen heute zahlreichen Herausforderungen gegenüber – Klimawandel, demografischer Wandel, Digitalisierung, Umweltbelastung, Ressourcenverknappung und soziale Ungleichverteilung.

Um die Transformation von Städten hin zu lebenswerten, ressourceneffizienten und resilienten Orten menschlichen Lebens zu meistern, sind komplexe Entwicklungsstrategien nötig. Dass diese nur mit einer ausgezeichneten wissenschaftlichen Grundlage geplant werden können, haben viele europäische Staaten – darunter Deutschland – längst erkannt. So hat die Bundesregierung zahlreiche forschungspolitische Initiativen auf den Weg gebracht, zum Beispiel die von der Nationalen Plattform Zukunftsstadt erarbeitete Strategische Forschungs- und Innovationsagenda Zukunftsstadt, und darüber hinaus das Jahr 2015 zum Wissenschaftsjahr „Zukunftsstadt“ erklärt.

„Für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung braucht es nicht nur neue Technologien, sondern vor allem ganzheitliche Lösungen. Das zeigt sich immer wieder in Diskussionen mit Vertretern von Kommunen und kommunalen Verbänden“, sagt Karl-Friedrich Ziegahn, der Leiter des Bereichs „Natürliche und gebaute Umwelt“ am KIT, der die Helmholtz-Gemeinschaft im Stakeholder-Forum der Nationalen Plattform Zukunftsstadt vertritt. „Vielmehr besteht ein großer wissenschaftlich-konzeptioneller Bedarf. Die Helmholtz-Gemeinschaft kann – wie keine andere Organisation in Deutschland – die hier notwendigen Antworten geben. Durch eine Zusammenführung von technik-, natur- und sozialwissenschaftlichen Kompetenzen und Forschungsressourcen kann das Verständnis der Stadt als Gesamtsystem sowie die Verknüpfung der zugrundeliegenden Abläufe in das Zentrum der Stadtentwicklung gerückt werden. Die Helmholtz-Gemeinschaft kann dabei im Wechselspiel zwischen Grundlagenforschung und anwendungsnaher Forschung die langfristige Entwicklung wissenschaftlicher, technologischer und sozialer Innovationen in ihrer Wechselwirkung vorantreiben und diese bei der Implementierung in die gesellschaftliche Praxis begleiten. Um genau das zu leisten, haben sich sieben Helmholtz-Zentren zusammengeschlossen.“

Nun beginnt eine einjährige, zentrale Planungsphase, die unter Leitung von Karl-Friedrich Ziegahn am KIT koordiniert wird. Hierfür stellt die Helmholtz-Gemeinschaft 249.000 Euro aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds des Präsidenten zur Verfügung. In dieser Planungsphase werden die Projektpartner ein Gesamtkonzept zur Helmholtz-Stadtforschung entwickeln, das aus natur-, ingenieur-, gesundheits- und sozialwissenschaftlichen sowie architektonisch-stadtplanerischen Komponenten besteht und die Stärken der beteiligten Zentren optimal nutzt.

„Zentrales Ziel der Helmholtz-Stadtforschungs-Initiative ist die Entwicklung wissenschaftlicher und praxisorientierter Lösungsoptionen zur Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit unserer Städte“, erklärt Ziegahn. „Dabei sollen Entwicklungsziele für eine nachhaltigere Stadtentwicklung definiert werden. Außerdem sollen neue Technologien, Handlungsempfehlungen und Lösungen entwickelt und gemeinsam mit lokalen Akteuren in Form von Reallaboren und Demonstrationsstandorten umgesetzt werden.“

In der Helmholtz-Stadtforschungs-Initiative haben sich folgende Helmholtz-Zentren vernetzt:

  • Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
  • Forschungszentrum Jülich (FZJ)
  • Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
  • Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ)
  • Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB)
  • Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU)

Weitere Informationen:
www.kit.edu