Energie: Forschung

Umweltschonende Energietechnologie mit superkritischem CO₂

Turbine, die mit superkritischem CO₂ funktioniert
Eine Turbine, die mit superkritischem CO₂ funktioniert, muss bei gleicher Leistung nur etwa ein Fünftel so groß sein wie eine herkömmliche Dampfturbine. © Karsten Eckold/TU Dresden

Dresdner Wissenschaftler entwickeln neue Energietechnologie für die Stromerzeugung aus superkritischem CO₂

Wissenschaftler der TU Dresden und des Helmholz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) entwickeln in den kommenden drei Jahren gemeinsam mit der Siemens AG und dem Institut für Solarforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine neue Energietechnologie, die mithilfe von superkritischem Kohlendioxid (sCO2) nachhaltig Strom produziert. Als Wärmequellen wollen die Forscher ausschließlich Solar- und Abwärme nutzen. Für das Verbundprojekt „CARBOSOLA“ hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie nun 2,2 Mio Euro zur Verfügung gestellt. Das Forschungsvorhaben markiert den Einstieg Deutschlands in die sCO2-Technologie für die Stromerzeugung aus nichtfossilen Wärmequellen.

Als superkritisch wird der Zustand bezeichnet, in dem Kohlenstoffdioxid weder flüssig noch gasförmig vorliegt. Das erreicht die Substanz bei etwa 31 Grad Celsius und 74 bar. Hier verbinden sich vorteilhafte Eigenschaften der Flüssigkeit und des Gases. Turbinen zur Stromerzeugung arbeiten dann mit einem höheren Wirkungsgrad und sind sehr viel kleiner als Dampfturbinen der gleichen Leistung. Die Energiewissenschaftler und Ingenieure wollen mit Hilfe von superkritischem CO2 die Abwärme von industriellen Prozessen, Motoren, Gasturbinen und Wärme aus Solarkraftwerken für die nachhaltige Stromerzeugung nutzen. Damit kann der globale CO2-Ausstoß erheblich gesenkt werden.

„Wir wollen eine umweltschonende Technologie entwickeln, die mit superkritischem CO2 funktioniert und nur noch etwa ein Fünftel so groß ist wie eine herkömmliche Dampfturbine. Da sich das superkritische Kohlendioxid in einem geschlossenen Prozess befindet, wird kein CO2 freigesetzt. Unser Ziel ist es, Wärme besser zu nutzen als das heute der Fall ist und die Energieanlagen zu verkleinern. Gleichzeitig ist der Wirkungsgrad deutlich höher als bisher“, so Prof. Uwe Gampe, Projektkoordinator an der TU Dresden und selbst Energietechniker.

Mit dem Bau einer Versuchsanlage in Dresden-Rossendorf sowie der Entwicklung eines Demonstrators im Megawatt-Leistungsbereich werden wichtige Grundsteine für die Entwicklung praxistauglicher Energieanlagen auf Basis von superkritischem CO2 gelegt. „Mit unseren experimentellen und numerischen Untersuchungen wollen wir noch offene wissenschaftliche und technologische Fragestellungen zu superkritischen Kohlendioxid-Prozessen beantworten. Dies betrifft das Strömungsverhalten und die Wärmeübertragung, Messtechniken, Materialfragen sowie effektive Regelungsstrategien“, so Prof. Uwe Hampel, Inhaber der Professur für Bildgebende Messverfahren für die Energie- und Verfahrenstechnik der TU Dresden und Leiter der Abteilung für Experimentelle Thermofluiddynamik am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf.


Weitere Informationen:
Im März 2019 wurde das „Superkritische Kohlendioxid-Lab“ an der TU Dresden eröffnet. Das Forschungslabor bündelt Kompetenzen rund um superkritisches CO2 und stellt eine Plattform für die interdisziplinäre Zusammenarbeit dar. Das Projekt CARBOSOLA und das suCOO-Lab sind Beispiele für die enge Kooperation der TU Dresden mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Rahmen des Wissenschaftsverbundes DRESDEN-concept. Vor wenigen Wochen wurde unter Beteiligung der Dresdner Wissenschaftler die „European sCO2 Research & Development Alliance“ in Paris gegründet. Das Netzwerk soll Wissenschaftler, Hersteller und Anwender auf europäischer Ebene zusammenbringen. Im Gegensatz zu den USA und Asien steht die sCO2-Technologie in Europa noch am Anfang.


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