Energie

Energieeffizienz-Netzwerke fördern Innovationen

Energieeffizienz-Netzwerk
In Netzwerken lassen sich Energieeffizienzmaßnahmen schneller umsetzen und Energiekosten rascher senken als im Durchschnitt. © pixabay

Veranstaltung „Energieeffizienz-Netzwerke – Chancen für die deutsche Wirtschaft und für den Klimaschutz“

Im Rahmen der Berliner Energietage organisierten das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke gemeinsam die Veranstaltung „Energieeffizienz-Netzwerke – Chancen für die deutsche Wirtschaft und für den Klimaschutz“. Vertreter von Industrieverbänden sowie aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft beleuchteten gestern unterschiedliche Aspekte der Energieeffizienz-Netzwerke und berichteten von ihren Erfahrungen im Rahmen von Vorträgen und drei Podiumsdiskussionen.

Zum Einstieg in die Veranstaltung „Energieeffizienz-Netzwerke – Chancen für die deutsche Wirtschaft und für den Klimaschutz“ betonte Ulrich Benterbusch (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), dass Energieeffizienz-Netzwerke von zentraler Bedeutung seien, um die Ziele des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) und des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 für den Bereich der Industrie zu erreichen. Die Netzwerke seien ein Instrument von der Wirtschaft für die Wirtschaft: Die Anbieter der Netzwerke, also Netzwerkinitiatoren und Netzwerkträger, seien vor allem Akteure aus der Beratungs- und Energiewirtschaft, von Industrie- und Handelskammern sowie von Wirtschaftsplattformen; Netzwerkteilnehmer seien Betriebe aus der Industrie und aus anderen Wirtschaftsbranchen.

Den Nutzen von Energieeffizienz-Netzwerken für Industriebetriebe und Energiewirtschaft erläuterten Dr. Eberhard von Rottenburg (Bundesverband der Deutschen Industrie) und Dr. Jan Witt (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft). Durch die Netzwerkteilnahme würden die Teilnehmer rentable Energieeffizienzmaßnahmen wesentlich schneller umsetzen und ihre Energiekosten etwa doppelt so schnell senken wie der Durchschnitt ihrer Branche. Häufig würden mit den Energieeinsparmaßnahmen Produktivität und Qualität gesteigert, auch das Unternehmensimage bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie in ihrem Umfeld verbessere sich – und all diese Effekte trügen zu einer besseren Wettbewerbsposition bei. Dr. Jan Witt hob hervor, dass Energieversorger als Netzwerkträger viele Kenntnisse über die Prozesse und Entscheidungsroutinen der teilnehmenden Unternehmen gewönnen und somit ihre Dienstleistungen besser auf den Bedarf ihrer Industriekunden zuschneiden könnten.

Prof. Dr. Harald Bradke (Fraunhofer ISI) berichtete über die bisherigen Ergebnisse aus den Lernenden Energieeffizienz-Netzwerken: Gruppenintelligenz bringe erfahrungsgemäß mehr als Einzelintelligenz, zudem sei die Teilnahme an Netzwerken sehr kosteneffizient für den Betrieb und eine zeiteffiziente Fortbildung für den Energieverantwortlichen. Durch innovative Lösungen gebe es ständig neue Effizienzpotenziale und Kosteneinsparungen, auch komplexere Lösungen würden entstehen – und von den Unternehmen bei ihren Anlagen- und Maschinenlieferanten eingefordert. Viele Teilnehmer reflektierten die Energieeffizienz ihrer eigenen Produkte oder ihre Kompetenz, um neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Über ihre Erfahrungen in regionalen, branchen- und konzerninternen Energieeffizienz-Netzwerken berichteten drei Teilnehmer von Netzwerken: Dr. Armin Seitz (Moll Marzipan GmbH), Dirk Woidt (Hydro Aluminium Rolled Products GmbH) und Hubert Hermelingmeier (Miele & Cie. KG). Als Vertreter von Netzwerkträgern gaben Lutz Lohmann (Sales & Solutions GmbH der EnBW AG), Erik Pfeifer (IHK Berlin) und Christian Otto (Bundesverband der Energie-Abnehmer) ausgehend von ihren Erfahrungen Ratschläge für die Gewinnung von Unternehmen in den Netzwerken.

Im Dezember 2014 unterzeichneten die Bundesregierung und 20 Wirtschaftsverbände die Vereinbarung, bis 2020 insgesamt 500 Energieeffizienz-Netzwerke zu gründen. Obwohl Energieeffizienz-Netzwerke eine positive Wirkung auf Investitionen, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit haben können, lief die Gründung bisher eher schleppend an: 2015 wurden etwa 30 Netzwerke gegründet, im ersten Quartal 2016 entstanden rund 20 weitere. Wie sich dieser Prozess auf 90 neue Netzwerke im Jahr 2016 beschleunigten lässt, beleuchteten Dr. Hans Joachim Ziesing (AG Energiebilanzen), Dr. Sven Reinhardt (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), Ulrich Benterbusch (BMWi), Dr. Eberhard von Rottenburg (BDI) und Mark Becker (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) in der abschließenden Podiumsdiskussion: Gute Möglichkeiten wären, die großen Energieversorgungsunternehmen als Netzwerkträger zu gewinnen sowie die Großkonzerne mit zahlreichen Produktionsstätten und die Energiearbeitsgruppen der Verbände zur Teilnahme zu bewegen. Zudem empfahlen die Diskutanten ein spezielles Investitionsförderprogramm des Bundes für Effizienzinvestitionen von Netzwerkunternehmen, ein intensives Engagement der Unterzeichnerverbände auch auf Länderebene sowie eine starke Beteiligung der 79 Industrie- und Handelskammern.

Weitere Informationen:www.energie-effizienz-netzwerke.de