Infrastruktur: Forschung

Forschung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels

Katastrophen
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Projekt REBUMAA erhält 5,8 Millionen Euro Förderung zur Aufsetzung und Entwicklung eines vorausschauenden Katastrophen-Managements

Mit Hilfsmaßnahmen starten, bevor Katastrophen eintreffen: Das kann bei den weltweit zunehmenden Klimagroßereignissen nicht nur Menschenleben direkt retten – es kann auch das Ausmaß an Zerstörungen in den betroffenen Regionen verringern. Prof. Dr. Daniel Geiger, Organisationswissenschaftler an der Universität Hamburg, beschäftigt sich mit der Frage, wie mittels geeigneter Frühwarnsysteme Hilfsmaßnahmen schnell anlaufen können. Für diese Forschung stellt ein Konsortium der kanadischen und der britischen Regierung jetzt insgesamt 5,8 Millionen Euro zur Verfügung.

„Wie kann ich Gelder bereitstellen, bevor überhaupt eine Katastrophe passiert ist? Dieser Ansatz ist ganz neu und eine Art Paradigmenwechsel im Katastrophenmanagement“, sagt Prof. Dr. Daniel Geiger, der seit 15 Jahren zur Krisenkoordination und dem Umgang mit Krisen forscht. Weltweit seien Fluten die Katastrophen, die die meisten Leben kosteten und Lebensgrundlagen vernichteten, also Häuser zerstörten, Felder überfluteten, Ernten vernichteten. Dicht gefolgt von Dürren, die jedoch eine ganz andere Charakteristik hätten und bei denen man mit einem viel längeren Zeithorizont arbeiten müsste. Geiger: „Wir kümmern uns bei unserem Projekt um beide Aspekte, da beide klimainduzierte Katastrophen sind, die man in gewisser Weise prognostizieren kann – anders als z. B. Erdbeben.“

Das auf drei Jahre angelegte Projekt „Resilience Building through Multi-Stakeholder Engagement in Anticipatory Action for Climate-Induced Disaster“ (REBUMAA) wird gemeinsam mit der Internationalen Föderation des Roten Kreuzes (IFRC), Universitäten in Nigeria, Benin und Togo sowie den lokalen Rotkreuz-Landesverbänden der drei westafrikanischen Länder durchgeführt. Gemeinsam mit den drei lokalen Universitäten soll die Einführung und Umsetzung des hochinnovativen „forecast-based finance“-Ansatzes wissenschaftlich begleitet werden. Die wissenschaftliche Leitung des nun startenden Projekts liegt bei Prof. Geiger.

Besonderes Augenmerk auf Frauen

Ziel ist es, Best-Practice-Beispiele zu entwickeln, wie Programme für vorausschauendes Handeln aufgesetzt und implementiert werden können. „Die Idee ist, dass ein Wissenshub entsteht und wir die Anlaufstelle für alle Organisationen und Länder sind, die ein solches Programm einführen wollen“, sagt Geiger. Dabei seien auch ganz praktische Dinge zu bedenken wie etwa der Geldfluss. Oftmals hätten Menschen in Krisenregionen kein eigenes Bankkonto. Zahlungen liefen über sogenanntes Mobile Money über Mobiltelefone – doch Handys hätten meist nur die Männer. „Da kann es passieren, dass das Geld nicht bei den Frauen ankommt, die sich etwa durch Landwirtschaft um die Ernährung der Familie kümmern, sondern für etwas anderes verwendet wird.“

Frauen seien auch deshalb ein besonderes Augenmerk des Vorhabens, erläutert Geiger: „Eine Klimakatastrophe wie etwa eine Flut erzeugt Armut. Und Armut führt immer wieder zu Gewalt, die sich meist gegen Frauen richtet. Deshalb ist unser Ziel, besonders auch die Frauen resilienter zu machen, damit sie aus dieser Armutsspirale herauskommen.“

Von jeder der beteiligten Universitäten werden fünf bis acht Personen an dem Projekt mitarbeiten, im Wesentlichen Doktorandinnen und Doktoranden. Das Fächerspektrum ist dabei breit gefächert: Neben den Organisationsforscherinnen und -forschern der Universität Hamburg werden in Afrika Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Klimaforschung, Hydrographie und Meteorologie beteiligt sein. Darüber hinaus ist die Internationalen Föderation des Roten Kreuzes an der Datensammlung und an der Konzeption der Forschungsprojekte beteiligt.