Ressourcen: Forschung

Forscher der Uni Rostock befragen Bürger zu „ihren“ Gewässern

Rostock
Rostock, Luftaufnahme © Thomas Haentzschel/ nordlicht

Rostock wird zur Modell-Region für Deutschland

Was sind den Rostockern ihre kleinen städtischen Gewässer und Feuchtgebiete wert? „Klimawandel, Hochwasserschutz, aber auch Gewässerentwicklung, das sind Themen, um die länger kein Bogen mehr gemacht werden kann und sollte“, sagt Professor Jens Tränckner von der Universität Rostock, der eine Stiftungsprofessur von Eurawasser innehat. Ein wichtiger Aspekt seiner aktuellen Forschung ist eine anonyme Internetumfrage (https://www.kogge.auf.uni-rostock.de/).

Auf der Plattform sollen sich Rostocker, Bewohner des Landkreises, aber auch Besucher der Stadt darüber äußern, welchen Stellenwert sie den kommunalen Gewässern beimessen und welche Erwartungen sie mit diesen Gewässern verbinden. Bei der Umfrage soll auch herausgefunden werden, wie groß die Bereitschaft der Menschen ist, einen eigenen Beitrag für den Gewässerschutz zu leisten.

Professor Jens Tränckner

Professor Jens Tränckner von der Uni Rostock leitet das Forschungsprojekt. Foto: privat

Tränckner leitet das Forschungs-Verbund-Projekt „KOGGE“ der Universität Rostock, das der Bund in den nächsten drei Jahren mit 1,5 Millionen Euro fördert. Ziel: Kommunale Gewässer, kurz „KOGGE“ sollen gemeinschaftlich gefördert werden. Rostock ist damit Modell-Region für Deutschland. Das sei bisher einzigartig für eine „kleinere“ Großstadt. So wird es möglich, den Zustand kleiner Fließgewässer zu erfassen und zu verbessern.

Nach den verheerenden Überschwemmungen durch Starkregen im Sommer 2011 haben die Rostocker Akteure bereits ein integrales Entwässerungskonzept (INTEK) erarbeitet. Mit dem Verbundprojekt KOGGE solle jetzt, so Professor Tränckner, ein strategisches, stadtübergreifendes Gewässerentwicklungskonzept nachgelegt und auf den Weg gebracht werden.

Gewässer in Rostock werden überprüft

Über 200 Kilometer so genannte Fließ-und Standgewässer wie beispielsweise Bäche, Gräben und auch die Warnow ziehen sich durch Rostock. Nur ein Bruchteil davon wird regelmäßig gepflegt, so wie die Europäische Wasserrahmenrichtlinie es fordert. Wie es um die Gewässer ganz konkret bestellt ist, das soll jetzt mit dem stadtübergreifenden Gewässerentwicklungskonzept herausgefunden werden. „Wir nehmen die Gewässer unter die Lupe, vor allem mit Blick auf ihren ökologischen Aspekt, aber ebenso auf den Hochwasserschutz und die Siedlungsentwässerung“, sagt Prof. Tränckner. Wichtige Aspekte für den Wissenschaftler sind sowohl die Zustandsanalyse aber auch die Pflege der Gewässer.

Das Konzept trägt die verschiedensten Handschriften von Akteuren der Rostocker Wasserwirtschaft. Mit im Boot sind neben der Universität Rostock der Wasser-und Bodenverband Untere Warnow-Küste, Eurawasser Nord sowie das Institut für ökologische Forschung und Planung GmbH (biota). Praxispartner sind das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg sowie das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie MV.

So wird es möglich, eine gemeinsame web-basierte Geodatenstruktur aufzubauen. Um zuverlässige Analysen und Daten zu bekommen, werden auch Drohnen eingesetzt. So können Geländemodelle in Zentimeterqualität erstellt werden. „Alle Partner werden dann Zugriff auf die Daten haben“, sagt Prof. Tränckner. Für ihn sei das ein entscheidender Aspekt, um frühzeitig mögliche Hochwasserrisiken bewerten zu können. Für den Forscher ist es „äußerst wichtig“, wie er mehrfach betont, „die Bürger frühzeitig in die Entwicklung des Gewässerkonzeptes einzubeziehen“.

Die Hansestadt ist zwar nicht projektfinanzierter Partner, jedoch u.a. mit der Bereitstellung von Daten, insbesondere den Ergebnissen aus dem Projekt Integriertes Entwässerungskonzept (INTEK) sowie dessen Fortschreibung- und aktiver Mitwirkung in der Projektgruppe KOGGE beteiligt. Das Gewässermonitoring des Amtes für Umweltschutz am Schmarler Bach passe sich in die gleichartige Zielsetzung des großräumig angelegten Forschungsvorhabens KOGGE ein. Das Konzept für das Monitoring des Schmarler Bachs ist beispielsweise gerichtet auf kontinuierliche Durchflusserfassung, Bestimmung der Sedimentfracht, des Wirkungsgrades des Schöpfwerks, kontinuierliche Messung stofflicher Leitparameter zur Bestimmung der Gewässercharakteristik aus hydrologischen und stofflichen Parametern sowie der Optimierung der Wehrsteuerung am Schöpfwerk Schmarler Bach.

Im Haushalt des Amtes für Umweltschutz für die Jahre 2015/2016 sind Gelder in Höhe von 20.000 Euro eingeplant. Sie werden für die Planung, Beschaffung und Inbetriebnahme einer Durchflussmessstelle entsprechend des KOGGE-Pegelkonzeptes der Universität Rostock am Schmarler Bach eingesetzt.

Stadt unterstützt Forschung der Uni

Das Forschungsprojekt findet großes Interesse im Rostocker Rathaus. „Der mit KOGGE verfolgte Ansatz, Hochwasserschutz, Flächennutzung und ökologische Gewässerentwicklung zu einem funktionsfähigen Gesamtkonzept zu vereinen, entspricht in vollem Umfang den Interessen der Hansestadt“, sagt Sven Schmeil, Abteilungsleiter im Umweltamt. Gerade die Anpassung an Klimaänderungen und die Verbesserung des Ökologischen Zustandes bzw. des ökologischen Potenzials der Gewässer zweiter Ordnung stünden im Fokus der kommunalen Nachhaltigkeitspolitik und des Verwaltungshandelns. „Der Senatsbereich Bau und Umwelt befindet die zu erwartenden Resultate als förderlich für die Verbesserung der Gewässerqualität und sieht zukünftig potenzielle Einsatzbereiche für das zu entwickelnde innovative Messsystem zur Schadstoffdetektion in städtischen Gewässern“, betont Schmeil.