Im Juli 2018 startete das mit EU- und internationalen Mitteln geförderte Projekt SUNEX (Sustainable Urban FWE Nexus). Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. forscht gemeinsam mit sechs weiteren Partnern an den städtischen Versorgungssystemen der Zukunft. Im Fokus stehen die Ressourcen Nahrung, Wasser und Energie vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung. Bis 2021 sollen in den vier Pilotregionen Berlin, Wien, Bristol und Doha neue Konzepte zur effizienteren Bereitstellung der knappen Ressourcen entwickelt und erprobt werden ‒ mit ganz unterschiedlichen regionalen Herausforderungen.
In den Städten der Zukunft wird es „voll“. Knapp 70 Prozent der Weltbevölkerung leben 2050 in urbanen Gebieten, so der UN-Bericht zur Urbanisierung 2018. Heute sind es bereits mehr als die Hälfte. Eine stabile Versorgung der wachsenden Städte mit Nahrung, Energie und Wasser ist von zentraler Bedeutung, denn schon kurze Engpässe oder gar Ausfälle können in urbanen Zentren gravierende Folgen haben. Forscherinnen und Forscher gehen im Projekt SUNEX auf die Suche nach dem „Versorgungsnexus“ der Zukunft. „Gemeint sind hierbei weniger gänzlich neue Wege zur Erzeugung, Produktion, zum Transport oder der Bereitstellung von Ressourcen. Vielmehr wollen wir die drei Versorgungssysteme für Nahrung, Wasser und Energie in ihren Wechselwirkungen betrachten“, so Dr. Ingo Zasada, Projektkoordinator am ZALF. „Durch die weitestgehend getrennte Organisation der einzelnen Systeme werden Synergieeffekte bislang nur unzureichend erkannt und zur Ressourceneinsparung genutzt“, erklärt der Forscher. „Verändert sich ein Versorgungssystem, hat das direkten Einfluss auf die anderen.“
Die vier Pilotregionen Berlin, Wien, Bristol und Doha unterscheiden sich sowohl in der geografischen Lage als auch in ihren spezifischen, regionalen Herausforderungen stark voneinander. In Berlin und Wien liegt der Fokus auf einer
stärkeren Versorgung mit regionalen Lebensmitteln. Die Forschenden interessieren sich insbesondere für die Wechselwirkungen zwischen den Versorgungssystemen. Während durch eine verstärkt regionale Ernährung beispielsweise Energie durch kürzere Transportwege eingespart werden kann, steigt möglicherweise der Wasserverbrauch an. Gleichzeitig sind Konsumenten regionaler Produkte oftmals zugänglicher für Nachhaltigkeitsaspekte in der landwirtschaftlichen Erzeugung. Im britischen Bristol wiederum ist das Wasserversorgungssystem überlastet. Es soll besser organisiert und zunehmend mit Energie aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. Ganz anders gestaltet sich die Lage in der Küstenmetropole Doha, Katar. Hier versorgen große Meerwasserentsalzungsanlagen sowohl die Menschen als auch die Gewächshauskolonien vor der Stadt mit Trinkwasser. Der energieintensive Betrieb der Anlagen ist bislang aufgrund des Reichtums an Erdgas im Land finanzierbar, doch längerfristig werden Fragen nach Energie- und Wassereffizienz für die Stadt überlebenswichtig. Wenn es später an die Umsetzung der neuen Ideen und Konzepte geht, benötigen die Akteure vor Ort belegbare Zahlen und Fakten. Um Einsparpotenziale nah am zukünftigen Verbrauch offenlegen zu können, wird für die vier Pilotregionen daher das, was in den nächsten Jahrzehnten auf den Tisch, aus dem Wasserhahn und aus der Steckdose kommen muss, mithilfe von Computersimulationen und -modellen so exakt wie möglich vorausberechnet.
Das Projekt SUNEX arbeitet disziplinübergreifend und mit engem Bezug zur Praxis, was sich auch in der Zusammensetzung des Konsortiums wiederspiegelt: Neben Forschungseinrichtungen beteiligen sich ein Wasserversorgungsbetrieb, Ministerien und ein Technologieunternehmen aus dem Silicon Valley. Ein erstes Treffen aller Partner fand beim Kick-Off Meeting am 4. und 5. Juli 2018 in Wien statt.
Weitere Informationen:
www.jpi-urbaneurope.eu/project/sunex/