Der Klimawandel wird bereits jetzt in Form von Extremwetterereignissen spürbar. Häufige Starkregen und lange Phasen von Trockenheit und Hitze in diesem Jahr sind ein Beispiel dafür. Davon sind zunehmend städtische Infrastrukturen wie die Wasser- oder Energieversorgung, betroffen. inter 3 koordiniert das jetzt gestartete Projekt „Flexible Utility – Mit sozio-technischer Flexibilisierung zu mehr Klimaresilienz und Effizienz in der städtischen Infrastruktur“, kurz „Flexitility“. Im Projekt wird untersucht, wie durch Flexibilität im Einsatz von Infrastrukturleistungen besonders hohe, kurzzeitige Leistungsnachfragen vermindert und eine klimaresiliente Stadtentwicklung unterstützt werden können.
Ein höherer Wasserverbrauch in Trockenperioden zum Bewässern von Gärten, ein höherer Stromverbrauch durch Klimaanlagen bei Hitze oder überflutete Abwassersysteme bei Starkregen – das sind nur ein paar Herausforderungen, die die Versorgungs-Infrastrukturen in Städten und Gemeinden zu bewältigen haben.
„Für städtische Versorgungsinfrastrukturen stellt das sich verändernde Klima eine deutliche Belastung dar“, sagt Dr. Shahrooz Mohajeri, Projektleiter bei inter 3. „Der Wasserverbrauch ist zum Beispiel seit Jahren rückläufig, doch in heißen Sommermonaten kann die Spitzenlast auf das Zwei- bis Dreifache ansteigen“.
Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, stehen Städte und Gemeinden vermehrt vor der Entscheidung: Infrastrukturen teuer ausbauen oder beispielsweise mit erheblichem technischem und organisatorischem Aufwand die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur dezentralisieren. Im Projekt Flexitility wird daher eine dritte Möglichkeit als potentielle Alternative zum Aus- und Umbau betrachtet: die Flexibilisierung des Infrastruktur- und Ressourceneinsatzes.
Testen unter realen Bedingungen
In Flexitility soll einerseits untersucht werden, inwieweit die Unternehmen bei der Versorgung ihrer Kund*innen technisch flexibler werden können. Andererseits richtet sich der Blick auf die Abnehmer, also Haushalte, Gewerbe und Industrie. Welche Möglichkeiten eines flexiblen Konsumverhaltens gibt es bei den Verbraucher*innen, um die Nachfrage zu „glätten“, also den Verbrauch in Spitzenzeiten zu senken und die Phasen geringer Nachfrage zu reduzieren? Was hindert die Verbraucher*innen daran, ihr momentanes Verbrauchsverhalten an bestehende Infrastrukturkapazitäten anzupassen?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wird – orientiert an realen Bedingungen – konkret erprobt, wie die Umgestaltung des Versorgungssystems aussehen könnte. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die aktive Beteiligung von Bürger*innen sowie die Einbindung von Städten und Infrastrukturbetreibern, insbesondere in der Region Anhalt. In diesem „Reallabor Anhalt“ wird modellhaft erforscht, wie Flexibilisierungen der Versorgung und des Verbrauchs vonstattengehen können. Daraus lässt sich Handlungswissen ableiten, das für Wissenschaft und Politik in Zukunft ein wichtiger Wegweiser sein kann.
Die Stadt der Zukunft ist an den Klimawandel angepasst
Das Projekt Flexitility wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“ vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es hat zum Ziel, Akteure auf kommunaler Ebene zu befähigen, besser mit den Risiken des Klimawandels umzugehen. Durch das Erkennen und Heben technischer und gesellschaftlicher Potentiale der Flexibilisierung von Versorgungsinfrastrukturen und Verbrauchsverhalten soll die Klimaresilienz von Städten gestärkt werden. Im Umkehrschluss wird damit auch die Vulnerabilität von Unternehmen und der regionalen Wirtschaft gesenkt.
Neben inter 3 gehören der Verein Energieavantgarde Anhalt e.V als Träger eines Reallabors in der Region Anhalt, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, und die co2online gGmbH zum Verbund. Als Praxispartner sind die Stadt Bitterfeld-Wolfen mit der Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, der Herzberger Wasser- und Abwasserzweckverband, die Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, die Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen GmbH und die Köthen Energie GmbH an dem Projekt beteiligt.
Weitere Informationen:
Kurzdarstellung des Projekts