DIW-Studie: Batterieunterstützte Eigenversorgung mit Solarstrom wächst deutlich, ist momentan aber noch ein Nischenmarkt – Sie kann einzel- und gesamtwirtschaftliche Vorteile mit sich bringen, birgt aber auch Risiken – Batteriespeicher sollten systemorientiert betrieben und für weitere Markinteraktionen genutzt werden, um einen möglichst positiven Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Zunehmend produzieren Haushalte in Deutschland ihren eigenen Strom aus Photovoltaik-Anlagen und speichern ihn mittels Batterien. Noch ist dies ein Nischensegment, mit rund 50.000 installierten Speichern, es wächst aber rapide. Ohne Batteriespeicher erreichen Haushalte mit Aufdach-Photovoltaikanlagen einen Eigenversorgungsanteil von rund einem Drittel – durch Batteriespeicher lässt er sich deutlich steigern. Dabei bleiben die Haushalte aber mit dem Stromnetz verbunden und beziehen noch in vielen Stunden Strom aus dem Netz oder speisen ihn in das Netz zurück.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) beleuchtet mögliche Vorteile und Nachteile des Konzepts. Es bietet Chancen für die Energiewende durch verbesserte Akzeptanz und Partizipation sowie Entlastungen der Verteilnetze. Dem stehen mögliche Effizienzverluste gegenüber, die aus tendenziell ineffizienter Auslegung und Betriebsweise der Speicher resultieren.
Ferner haben die Autoren der Studie die Auswirkungen einer Ausweitung der batterieunterstützten Eigenversorgung mit Solarstrom modelliert. Demnach steigen dabei tendenziell die Gesamtkosten, da mehr Batteriespeicher gebaut werden, als aus Systemsicht erforderlich wären. Der Kostenanstieg ist jedoch am geringsten, wenn die dezentralen Speicher systemorientiert betrieben werden und für weitere Marktinteraktionen zur Verfügung stehen. Teurer würde es, wenn die betroffen Haushalte nur die Optimierung ihres eigenen Verbrauchs im Blick haben. „Unsere Berechnungen zeigen, dass ein Ausbau der Solarstromeigenversorgung mit Batteriespeichern vor allem dann sinnvoll sein kann, wenn dies möglichst systemorientiert geschieht“, sagt Studienautor Wolf-Peter Schill.
Photovoltaik-Batteriespeicher bieten Chancen und Risiken
Die Motivationen der Eigenversorgerinnen und -versorger, ihren eigenen Solarstrom zu erzeugen und zu speichern, sind vielfältig. Dazu gehören eine Präferenz für lokalen erneuerbaren Strom, der Wunsch, sich bei der Energiewende aktiv einzubringen, sowie eine bessere Planbarkeit der Ausgaben zumindest für einen Teil der Elektrizität. Die Speicherung von eigenerzeugtem Solarstrom kann zudem die Verteilnetze entlasten. „Diese positiven, aber schwer zu quantifizierenden Effekte stehen den tendenziell steigenden Systemkosten gegenüber, die wir modelliert haben“, so Schill.
Gleichzeitig birgt die Verbreitung dieser Technologie weitere Risiken, zum Beispiel dass die Flexibilitäts- und Kostenvorteile eines großräumigen Stromverbunds weniger genutzt werden. So wie die Netzentgelte gegenwärtig ausgestaltet sind, werden die Netzkosten bei zunehmendem Eigenversorgunganteil zudem tendenziell stärker auf Verbraucher umgelegt, die keine Eigenversorgung betreiben. Dazu gehören beispielsweise MieterInnen, für die Mieterstrommodelle ermöglicht werden sollten, die sie in Hinblick auf die solare Eigenversorgung den EigenheimbesitzerInnen gleichstellen.
„Um die solare Eigenversorgung positiv zu gestalten, muss an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden, unter anderem an einer Weiterentwicklung der Netzentgeltsystematik“, so Schill. Zudem müsste die batteriegestützte Eigenversorgung mit Solarstrom in den energiepolitisch relevanten Referenzszenarien und Studien adäquat berücksichtigt werden. „Diese Technologie entspricht dem Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, sich an der Energiewende zu beteiligen und sie kann durchaus einen wertvollen Beitrag zur Realisierung der Energiewende leisten“, sagt DIW-Energieökonomin Claudia Kemfert.