Mobilität

Administrative Barrieren der Verkehrswende

Verkehrswende
© Ralf Vetterle auf Pixabay

Eine Einordnung aus zwei Perspektiven.

Mit der Verkehrswende befinden wir uns inmitten einer gesellschaftlichen Transformation, welche die sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen der Mobilität neu ordnet. Politik und Verwaltung stehen vor der Herausforderunge diesen Wandel im gesamtgesellschaftlichen Sinne zu gestalten und eine nachhaltige Zukunft zu sichern. Der Blick auf die Praxis der Verkehrsplanung offenbart hingegen eine starke Diskrepanz zwischen verkehrspolitischem Gestaltungsanspruch und planerischer Wirklichkeit. Existieren möglicherweise in den Verwaltungen strukturelle und kulturelle Barrieren, die eine Transformation der Verkehrspolitik erschweren?

Autoren: Alexander Rammert, Benjamin Sternkopf

Hintergrund

Gesellschaftliche Transformationen fanden in der Geschichte niemals reibungsfrei statt. Die Aufklärung, die Industrialisierung oder die Digitalisierung wurden immer von gesellschaftlichen Umverteilungsprozessen und Machtverschiebungen begleitet [1] . So existierte bei jeder sozialen oder technischen Transformation auch eine Gesellschaftsgruppe, welche durch die innovationsbedingten Machtverschiebungen benachteiligt wurde und sich deshalb mit allen Mitteln gegen den Wandlungsprozess stemmte. Sei es die Kirche im Rahmen der Aufklärung, die Adeligen im Zuge der Landreform oder die Könige in Folge der Demokratisierung. Transformationen führen immer zu Machtverschiebungen und Machtverlust führt zu Widerstand [2]. Am Ende zeigte sich jedoch immer, dass der gesellschaftliche Wandel an sich nicht aufzuhalten oder gar umzukehren war, die Bischöfe, Herzöge und Könige wurden vom Wandel überholt, ihre einstige Macht ging verloren. Mit der Verkehrswende – so die These dieses Textes – stehen wir am Anfang einer neuen Transformation der (Stadt-)Gesellschaft und ebenso wie bei vergangenen Transformationsprozessen wird es auch hierbei wieder Gewinner und Verlierer, Innovations- und Bedenkenträger geben. Ein Blick auf die Herausforderungen der zukünftigen Generationen macht deutlich, dass es hierbei nur um das „Wann“ gehen kann, eine plausible Alternative existiert nicht [3].
Somit stellt sich die Frage, wer die Gewinner …

Auszug eines Beitrags in der Ausgabe 2|2019 der Fachzeitschrift Transforming Cities

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[1] Hanf, T.: Gesellschaftliche Entwicklung und Transformation. In: Clausen, L. (Hrsg.): Gesellschaften im Umbruch: Verhandlungen des 27. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Halle an der Saale 1995 (1996), S. 617–629. Frankfurt am Main: Campus Verlag. Online verfügbar unter: https://nbnresolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-140455
[2] Anter, A.: Theorien der Macht zur Einführung, 3. Auflage. Junius Verlag, 2018.
[3] Vieweg, M., Bongardt, D., Hochfeld, C., Jung, A., Scherer, E., Adib, R., Guerra, F.: Towards Decarbonising Transport – A 2018 Stocktake on Sectoral Ambition in the G20. Report on behalf of Agora Verkehrswende and Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), 2018. Online verfügbar unter: https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2017/Verkehr_und_Klima_in_den_G20_Laendern/15_G20_WEB.pdf