Mobilität: Forschung

Ältere Menschen mobil halten: mit autonomen Shuttles

Shuttles
Aufs eigene Auto verzichten und auf KI-Lösungen setzen? Eine Forschungsgruppe um HM-Professor Andreas Humpe liefert Informationen zur Akzeptanz von autonomen Fahrdiensten). © Christiane Taddigs-Hirsch

Hochschule München und Universität Freiburg: Untersuchung zur Mobilität im Alltag mit Bewohner*innen aus Freiburg und Umgebung

Noch gibt es sie nur im Versuchsbetrieb: autonome Transportsysteme. Bald jedoch könnten sie den klassischen Nahverkehr erweitern, städtische Bezirke entlasten und ländliche Gebiete besser anschließen. Doch werden fahrerlose Shuttles überhaupt angenommen? Insbesondere von älteren Menschen? Damit beschäftigte sich eine Forschungsgruppe um HM-Professor Andreas Humpe.

„Ländliche Gebiete haben oft nur einen begrenzten Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Da es für sie keine Alternativen gibt, fahren viele ältere Menschen weiterhin mit dem eigenen Auto,“ so Prof. Dr. Andreas Humpe von der Fakultät für Tourismus der Hochschule München zu seiner Forschungsfrage. Gemeinsam mit der Universität Freiburg führten er und sein Team eine Untersuchung zur Mobilität im Alltag mit Bewohner*innen aus Freiburg und Umgebung durch und befragten sie zu ihren Mobilitätsgewohnheiten.

Hohe Zahlungs- und Wartebereitschaft

„Insgesamt haben wir unsere Fragebögen an 18.000 Haushalte verteilt“, erklärt Humpe. An der Befragung teilnehmen konnten alle Bewohner*innen ab 18 Jahren. Ausgewertet werden konnte schließlich ein Rücklauf von 2.349 Bögen, sowohl aus dem Stadtgebiet Freiburgs als auch aus den ländlichen Regionen im Breisgau.

„Interessiert hat uns vor allem die Einstellung älterer Menschen gegenüber autonomen Transportdiensten“, sagt der Forscher. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der über 65-Jährigen der Nutzung von fahrerlosen Verkehrsdiensten offen gegenübersteht, ohne nennenswerten Unterschied zwischen Stadt und Land. „Weder die Zahlungsbereitschaft noch die Wartezeit bis zum Eintreffen des Shuttles sind wahrscheinliche Hindernisse für die Akzeptanz“, so Humpe. Im Schnitt würden die Freiburger*innen höchstens 1,10 Euro pro Kilometer für einen autonomen Fahrdienst ausgeben, die Befragten der ländlichen Gebiete 1 Euro. Ihre maximale Wartezeit auf einen Shuttle bezifferten die Städter*innen durchschnittlich mit knapp 22 Minuten, die Landbewohner*innen mit rund 27 Minuten.

Diskussion um Fahrtüchtigkeitstests

Neben der Akzeptanz der Mobilitätsform hat die Forschungsgruppe auch die Meinung zu einer Fahrtauglichkeitsprüfung für Ältere abgefragt. Das Ergebnis: 83 Prozent der befragten Stadt- und 80 Prozent der Landbewohner*innen befürworten diese – und zwar ab einem Alter von 69 Jahren (Stadt) bzw. 71 Jahren (Land). „Fahrtüchtigkeitstests für ältere Menschen am Steuer sind immer wieder Thema, aktuell in einem Gesetzentwurf der EU-Kommission“, ergänzt der HM-Forscher.

Auch vor diesem Hintergrund sind die Ansichten älterer Menschen zu automatisierten Verkehrsdiensten interessant und relevant. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Einführung von autonomen Shuttles gerade für ältere Menschen in ländlichen Gebieten vielversprechend ist und soziale sowie wirtschaftliche Vorteile für jede*n Einzelne*n und die Gesellschaft mit sich bringen wird. Dazu Humpe: „Angesichts der Aussicht auf die Verfügbarkeit von autonomen Transportdiensten in naher Zukunft ist es für die Verkehrsplaner an der Zeit, sich mit diesen Herausforderungen zu befassen.“


Originalpublikation:
Gössling, S., Freytag, T., Humpe, A., Scuttari, A.: Keeping older people mobile: Autonomous transport services in rural areas. Transportation Research Interdisciplinary Perspectives. Volume 18, März 2023. Elsevier. Abzurufen unter https://doi.org/10.1016/j.trip.2023.100778.