Mobilität: Projekte

Citylogistik-Projekt nutzt Parkraum in Tübingen als Umschlagplatz für Lastenräder

Citylogistik-Projekt in Tübingen
© Elena Mullagaleeva auf Pixabay

Kooperationsprojekt „Park_up“ in Tübingen zielt auf eine nachhaltige Nutzung freier Stellflächen in Randzeiten

Nach einem erfolgreichen Start in Stuttgart setzen die Partner Fraunhofer IAO, veloCARRIER und evopark in Zusammenarbeit mit der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg ihr Projekt „Park_up“ nun auch in Tübingen um. Dabei soll öffentlich zugänglicher Parkraum als Umschlagplatz für Lastenräder genutzt werden. Am 7. November 2019 stellen die Unternehmen das Projekt in Tübingen vor.

Innovative und nachhaltige Stadtlogistik braucht Platz. Dabei geht es nicht nur um Flächen für das Abstellen von Fahrzeugen, sondern auch um Parkflächen, an denen Sendungen von größeren auf kleinere Fahrzeuge, wie zum Beispiel Lastenräder, umgeschlagen und neu sortiert werden können. Diese Flächen sind jedoch in urbanen Räumen kaum verfügbar oder so teuer, dass Logistikunternehmen sich die Anmietung nicht leisten können. Gleichzeitig gibt es in innenstadtnahen Parkhäusern Stellflächen, die zu Zeiten, in denen Logistiker aktiv sind, nicht voll ausgelastet sind. Hier setzt die Idee des Forschungsverbundprojekts „Park_up“ an.

Raimund Rassillier, Geschäftsführer eines führenden Tübinger Lastenradkurierdienstes sagt dazu: „Die Park_up-Lösung ist für uns ideal. Wir brauchen vor allem vormittags Flächen, um den Container-Umschlag auf unsere Lastenräder vorzunehmen. Dazu sind Parkplätze, die wir bedarfsgerecht anmieten, sehr gut geeignet. Denn das dauerhafte Anmieten einer zentral gelegenen Gewerbefläche wäre für ein Logistikunternehmen finanziell nicht darstellbar.“

Tübingen als zweite Teststadt

Gemeinsam mit veloCARRIER, evopark und unter Einbeziehung von Parkraumanbietern wie der PBW hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO ein Modell entwickelt, wie öffentlich zugängliche Stellplätze temporär für Logistikzwecke angemietet werden können. Dazu sagt Gebhard Hruby, Geschäftsführer der PBW: „Als landeseigene Parkraumgesellschaft haben wir ein großes Interesse an der Förderung nachhaltiger Mobilitäts- und Logistikkonzepte. Zudem bieten sich mit „Park_up“ Möglichkeiten, neue Nutzungskonzepte in unseren Parkgaragen zu pilotieren und zu testen.“

Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, sagt: „Das Projekt Park_up arbeitet daran, Parkhäuser zusätzlich für Logistikzwecke zu nutzen und damit optimal auszulasten. Davon profitieren alle Seiten. Der Paket-Umschlag auf Lastenräder ist ein wirtschaftlich erfolgversprechender, emissionsarmer und nachhaltiger Beitrag für die Lieferkette der Zukunft. Das durch den mFUND geförderte Projekt ist somit ein beeindruckendes Beispiel moderner City-Logistik und kann vielen anderen Städten in Deutschland zur Nachnutzung empfohlen werden.“

Ein Display an der Parkfläche signalisiert dem Autoverkehr, dass der Platz gebucht ist. Außerdem liegt dem Ganzen ein flexibles und dynamisches Preissystem zugrunde, welches neben der Auslastung weitere Faktoren, wie zum Beispiel die allgemeine Verkehrslage berücksichtigt. Dazu Dr. Bernd Bienzeisler, Projektleiter am Fraunhofer IAO: „Das Thema dynamische Bepreisung von Parkflächen ist ein Mega-Thema für die Verkehrssteuerung und für die Förderung nachhaltiger Mobilität. Wir arbeiten deshalb an Algorithmen für Preismodelle, die in der Lage sind, Umweltdaten, Wetterdaten und Verkehrsdaten bei der Preisfindung zu berücksichtigen.“

Das laufende Projekt „Park_up“ wird im Rahmen der Förderrichtlinie Modernitätsfonds („mFUND“) mit insgesamt 1,710 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert.


Originalpublikation:
Bienzeisler, Bernd; Bengel, Steffen; Handrich, Melanie; Martinetz, Simone (2019): Die digitale Transformation des städtischen Parkens – Eine Analyse der Veränderung des kommunalen Parkraummanagements vor dem Hintergrund der Herausforderungen einer Verkehrswende. Fraunhofer IAO Stuttgart, 108 S., PDF (Download)


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