Banken und Versicherer können einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung des Klimas leisten – und zugleich das Vermögen ihrer Kunden nachhaltig schützen. Die besten Strategien dafür diskutiert eine außergewöhnliche Kombination von führenden Vertretern des Finanzsektors und der Klimaforschung im Juli in Berlin. Veranstalter sind die Schweizer Großbank UBS, der französische Versicherungskonzern AXA, CDP, das europäische Innovationsnetzwerk Climate-KIC, die Humboldt-Universität zu Berlin und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Divestment, wie die Fachleute das Umlenken von Investitionen aus Kohle und Öl in saubere Innovationen und Geschäftsfelder nennen, ist ein neuer Ansatz zur Reduktion von Treibhausgasen, der sich weltweit zum „Game Changer“ entwickeln könnte.
Bereits heute werden weltweit viele Milliarden Euro an Investitionen umgelenkt – was von Studierenden an einigen sehr vermögenden US-Universitäten angestoßen wurde, hat inzwischen Finanzriesen wie die Allianz erreicht. Die Versicherung kündigte an, aus Geldanlagen in Kohleabbau auszusteigen. Auch die Stiftung der legendären US-Öl-Dynastie Rockefeller will ihr Geld aus dem Geschäft mit den fossilen Brennstoffen abziehen.
„Die Risiken des Klimawandels treffen alle und alles. Wenn jetzt der Finanzsektor viele Milliarden aus den fossilen Geschäften abzieht, dann handelt er also nicht nur moralisch verantwortlich, sondern auch ökonomisch vernünftig“, sagt PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber, Mit-Initiator der Konferenz. „Schon heute nehmen Wetterextreme erkennbar zu, aber viele der größten Klimaschäden, etwa infolge des Meeresspiegel-Anstiegs, würden erst dann deutlich spürbar, wenn es für ein Umsteuern schon zu spät wäre. Deshalb ist es wichtig, dass der Finanzsektor die Warnungen der Wissenschaft beachtet und sich schleunigst für nachhaltige Investitionen stark macht. Das Abkommen von Paris bekräftigt, dass die Staaten der Welt Mitte dieses Jahrhunderts das Null-Emissionsziel erreichen wollen. Wir sind somit jetzt im Jahr Eins der Großen Transformation. Wer dennoch weiter in Kohle und Öl investiert, wird nicht nur die Umwelt schädigen, sondern auch viel Geld verlieren.“
Die wirtschaftlichen Folgen aus dem Klimawandel genau verstehen
Als globale Bank ist es für uns zentral, die möglichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen aus dem Klimawandel genau zu verstehen, um uns und unsere Kunden besser darauf vorbereiten zu können“, erklärt Axel Weber, Präsident des Verwaltungsrates der UBS Group AG. „Der Finanzsektor arbeitet mit Hochdruck daran, die Voraussetzungen zu schaffen, damit Lücken in der Finanzierung des Klimaschutzes geschlossen werden können, und Staaten dabei zu helfen, ihre diesbezüglich eingegangenen Verpflichtungen zu erreichen. Wir streben eine langfristige volkswirtschaftlich sinnvolle Kapital-Allokation an, welche mit einer kohlenstoffarmen Wirtschaft kongruent ist.“
Christian Thimann, Global Head of Strategy, Sustainability, and Public Affairs bei der AXA Group und Vice-Chair der FSB Task Force on Climate-related Financial Disclosures, betont: „Dem Finanzsektor kommt durch die Steuerung langfristiger Investitionen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz zu. Investoren müssen wissen, wie Unternehmen Antworten auf den Klimawandel in ihren Strategien berücksichtigen können, und zwar weit über den eigenen Kohlendioxid-Fußabdruck hinaus. Unter dem Mandat der G20 und des Finanzstabilitätsrates arbeitet die ‚Task Force on Climate-related Financial Disclosures‘ daran, einheitliche freiwillige Auskünfte hierzu zu entwickeln, und das Bewusstsein für klimabedingte Geschäftsrisiken und Geschäftschancen zu verbessern. Die Umsetzung der Pariser Klimavereinbarung wird durch solche Auskünfte und ein besseres Verständnis der Investoren gefördert.“
Divestment setzt starke Zeichen seitens der Investoren
Susan Dreyer, Country Director DACH Region, CDP ergänzt: „Divestment setzt starke Zeichen seitens der Investoren und ist aufgrund der immer näher rückenden Risiken aus Klimawandel auch eine mögliche Risikosteuerungsmethode für Portfolien. Aus der langjährigen Arbeit zum Aufbau eines transparenten und vergleichbaren Klimastrategie-Reportings, das mittlerweile von über 5600 Unternehmen weltweit freiwillig bereitgestellt wird, wissen wir um die Wirkung von Investoren-Engagement. Beispiele sind Abstimmungen auf Hauptversammlungen oder die Einigung auf bestimmte Ziele. Und doch ist auch das klare Signal notwendig, dass nicht nur die Zivilgesellschaft, sondern auch die Investoren keine Zukunft für fossilbasierte Geschäftsmodelle in der dekarbonisierten Welt von 2050 mehr sehen.“
Weitere hochrangige Redner bei der Konferenz sind unter anderem auch der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Rainer Baake, die Botschafterin Frankreichs für den Klimagipfel COP21, Laurence Tubiana, der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Monsignor Marcelo Sánchez Sorondo, und Finanzmarktakteure von der Großbank HSBC bis zu Union Investment, von der Zentralbank der Niederlande bis zum französischen Finanzministerium.
Weitere Informationen:
www.pik-potsdam.de