Kommunikation: Projekte

Digitales Lieferzonen-Management in Stuttgart

Lieferzonen-Management
© Fraunhofer IAO

Lieferzonen-Management: Fraunhofer IAO und Partner geben Handlungsempfehlungen zur Digitalisierung öffentlicher Lieferflächen

Wie kann der Lieferverkehr in dichtbesiedelten Städten smart und nachhaltig organisiert werden? Das Fraunhofer IAO, das kooperierende IAT der Universität Stuttgart sowie ParkUnload zeigen im Abschlussbericht des gemeinsamen Projekts „Smart Zone Stuttgart“, im Auftrag der Landeshauptstadt Stuttgart, wie ein digitales Lieferzonen-Management in der Landeshauptstadt aussehen kann und wie Daten städtischer Logistik sinnvoll genutzt werden können.

Um das Lieferzonen-Management in der dichtbesiedelten und vielbefahrenen Landeshauptstadt Stuttgart zu verbessern, hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem kooperierenden Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart und dem spanischen Technologie- und Plattformanbieter ParkUnload SL im Auftrag der Landeshauptstadt Stuttgart im November 2020 das deutschlandweit erste Pilotprojekt zum Thema digitale Lieferzonen gestartet. Ziel das Projekts „Smart Zone Stuttgart“ war es, einen Ansatz zu pilotieren, um Daten des Wirtschaftsverkehrs mithilfe digitaler Technologien in Echtzeit zu erfassen und zu steuern, um somit eine intelligente Steuerung des Lieferverkehrs in der Stadt zu ermöglichen. Das Vorhaben wurde im Rahmen des Sofortprogramms Saubere Luft durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Das digital gestützte Lieferzonen-Management basiert auf der Nutzung einer Smartphone-Applikation in Kombination mit sensorbasierten Hinweisschildern. Mit der eingeführten App erhielten Lieferdienstleister wie Hermes, DHL, DPD und UPS die Möglichkeit, die Verfügbarkeit von freien Lieferzonen in Echtzeit zu prüfen. Die Anwendung ermöglichte eine direkte Anfahrt der freien Lieferzonen. Beim Erreichen der Lieferzone wurde diese in der App via Bluetooth für andere als belegt markiert und der Zustellende konnte die Fläche für den Be- und Entladevorgang nutzen. Im Abschlussbericht des Projekts gibt das Forschungsteam seine gewonnenen und wissenschaftlich evaluierten Erkenntnisse weiter und liefert Handlungsempfehlungen.

Digitalisierung öffentlicher Lieferflächen erfordert übergreifende Zusammenarbeit

Mit den Erkenntnissen aus dem Pilotprojekt wurde ein entscheidender Beitrag auf dem Weg zur Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme geleistet. Durch das Testen einer neuen Technologie für den Lieferverkehr im öffentlichen Straßenraum konnte die Nutzungsakzeptanz einer derartigen App bei den beteiligten ausliefernden Unternehmen bestätigt werden. Die Ergebnisse des Pilotprojekts zeigen auch, dass durchaus Potenzial für digitalisierte Lieferzonen bzw. eine generell digitalisierte Belegungsanzeige im Straßenraum vorhanden ist. Doch damit dies erfolgreich umgesetzt werden kann, sollten Städte zukünftig die entsprechenden Echtzeitdaten zur Straßenraumnutzung zur Verfügung stellen, damit App-Anbieter und andere Technologieentwickler darauf aufbauen können. „Wir haben festgestellt, dass künftig vermehrt die Datenerfassung, -aufbereitung und insbesondere -bereitstellung durch die Kommunen im Vordergrund weiterer Forschungsarbeiten stehen sollte. Hierbei benötigen Kommunen eine frühzeitige Beratung zu möglichen digitalen Lösungen, Datenanalysetools und Plattformen. Es ist nicht Aufgabe der Kommunen, die finalen Technologien bereitzustellen, aber Kommunen können die geeigneten Rahmenbedingungen setzen“, so Rebecca Litauer vom Fraunhofer IAO.

Darüber hinaus wurden wichtige Erkenntnisse zu den Anforderungen an eine Digitalisierung von Lieferzonen gewonnen in Bezug auf verkehrsrechtliche (z. B. Vereinbarkeit mit der Straßenverkehrsordnung), prozessuale (z. B. Integration in bestehende Systeme) und räumliche (z. B. Auswahl geeigneter Zonen) Aspekte.

Außerdem sieht das Forschungsteam auch noch viel Handlungsspielraum. Städtische Logistik und die damit einhergehenden Auswirkungen auf Straße und Flächen müssen klarer kommuniziert und die Umsetzung von Pilotprojekten unter Einbindung aller verantwortlichen Akteure stärker vorangetrieben werden. Dabei müssen nicht nur städtische Ämter, Lieferdienste und Forschungsinstitute übergreifende Zusammenarbeit leisten, sondern auch Gewerbetreibende und die Bürgerschaft mit eingebunden werden.

Erkenntnisse aus Pilotprojekt für städteübergreifenden Austausch

Mit dem Pilotprojekt „Smart Zone Stuttgart“ konnten erste relevante Erkenntnisse für alle Städte deutschlandweit gewonnen werden, die sich mit dem Thema Digitalisierung von Lieferzonen beschäftigen. Bereits während der Projektlaufzeit bestand ein inhaltlicher Austausch mit anderen Städten, darunter Berlin, Hamburg, München und Bonn. Insbesondere mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen wie die Auswirkungen von COVID-19 auf die Bestellkultur sowohl im Wirtschaftsgüter- als auch im privaten Bereich, dem andauernden Fachkräftemangel in der Logistikbranche sowie der zugespitzten Flächenkonkurrenz in urbanen Räumen, sind nachhaltige Konzepte mit flächendeckendem Standardisierungsanspruch jetzt umso mehr gefordert. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt können vor diesem Hintergrund für einen städteübergreifenden Austausch genutzt werden, um Grundlagen für ein standardisiertes, digitales Lieferzonenmanagement sowie für die Erhebung quantitativer Daten zum Wirtschaftsverkehr zu erarbeiten.

Die Landeshauptstadt Stuttgart plant die Situation der Lieferzonen im Jahr 2022 im Rahmen des Konzepts zur „Lebenswerten Innenstadt für alle“ mit einer vertiefenden Untersuchung zu analysieren und technologische Möglichkeiten zu prüfen, um Lieferprozesse in der Innenstadt künftig nachhaltiger und bedarfsorientiert zu organisieren sowie besser koordinieren zu können. Diese Ideen und Überlegungen können dann in ein gesamtstädtisches Citylogistik-Konzept der Landeshauptstadt integriert werden.


Vorgeschichte:
Digitales Lieferzonen-Management in Stuttgart