EU-Projekt MONICA: Hamburg ist Vorreiter im Internet der Dinge: Das Internet der Dinge oder Internet of Things (IoT) erobert zunehmend unseren Alltag. Die Internet-Technologen der HAW Hamburg steuern seit 2013 einen zentralen Grundbaustein bei: Das Betriebssystem RIOT ist als freie, vollständig offene Software zum „Linux für das Internet of Things“ geworden. Mit dem Projekt MONICA hält RIOT in die Entwicklung von Smart-City-Plattformen Einzug – für den Einsatz digitaler Anwendungen im öffentlichen Raum.
Basis dafür ist ein stadtweites Kommunikationsnetzwerk zur effizienten Bereitstellung wichtiger Dienste in den Bereichen Sicherheit, Energie, Ressourcen-Effizienz und Verkehr. Im EU-Projekt „Management Of Networked IoT Wearables – Very Large Scale Demonstration of Cultural & Societal Applications“, kurz MONICA, arbeiten die Stadt Hamburg und die HAW Hamburg Hand in Hand, um die Chancen für Hamburg zu erproben: Ein großer Testbetrieb wird für öffentliche Veranstaltungen in der Stadt vorbereitet.
Mehr als die Hälfte aller europäischen Städte über 100.000 Einwohner plant Maßnahmen für „Smart Cities“ oder setzt diese bereits um. In seinem Bericht „Mapping Smart Cities in EU“ definiert der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments (ITRE) sechs elementare Eigenschaften einer „Smart City“: Smart Governance, Smart Economy, Smart Mobility, Smart Environment, Smart People und Smart Living.
Eine Smart City steht für nachhaltige urbane Entwicklung. Mit neuen Diensten und Informationsangeboten wird eine noch lebendigere Stadt entwickelt mit reichhaltiger Kultur, in der man gerne lebt. Lösungen kann das Internet der Dinge liefern: Es soll nicht nur Geräte innerhalb eines Haushalts miteinander verbinden, sondern auch die Kommunikation von Geräten auf der Ebene der Smart Cities gewährleisten. Die schnell wachsende Zahl an sogenannten Smart-City-Plattformen erlaubt den Einsatz digitaler Anwendungen in der urbanen Stadtkultur auf Basis eines stadtweiten Kommunikationsnetzwerks.
Weniger Lärm und mehr Sicherheit bei Musikgroßveranstaltungen
Auf diese Eigenschaft, auch Smart Living genannt, konzentriert sich MONICA, das sich auch als SoundCity-Projekt versteht: Es nimmt Open-Air-Veranstaltungen mit Musik in der Stadt in den Blick – öffentliche Großveranstaltungen als kulturelle Höhepunkte mit wirtschaftlicher Bedeutung, die häufig wegen allgemeiner Sicherheitsbedenken und Beeinträchtigungen durch Lärm und Verkehr in der Kritik stehen. Zur Verbesserung der Sicherheit und der Verringerung von Lärmbelästigung kommen ausgewählte IoT-Technologien auf öffentlichen Veranstaltungen in sechs europäischen Großstädten zum Einsatz. Mit MONICA sollen etablierte wie neue Technologien aus dem Internet der Dinge großflächig getestet werden.
„Unter Verwendung innovativer, tragbarer IoT-Sensoren und mobiler Geräte zeigt das EU-Projekt MONICA, wie ein komplexes IoT-Ökosystem im Zusammenspiel mit einer interoperablen, cloudbasierten Plattform in der Lage ist, zeitgleich und gezielt zahlreiche Anwendungen sowie Dienste bereitzustellen“, sagt der Leiter des Projekts an der HAW Hamburg, Prof. Dr. Thomas Schmidt.
MONICA nutzt dafür preisgünstige IoT-Hardware für Sensoren und Antriebselemente, sogenannte Aktoren. Zusammen mit der hohen Verbreitung mobiler Endgeräte wie Smartphones kann es mit den Nutzern interagieren. Außerdem setzen die Projektbeteiligten auf die Verwendung offener Internet-Standards wie Protokolle, Schnittstellen und Datenformate – beispielsweise den Einsatz der Open-Source-Software RIOT. Darüber hinaus sollen die Entwicklungsmöglichkeiten für neue Standards ausgelotet werden.
Durchdachte Plattform-Architekturen für smarte Objekte und Netzwerk
Im Gegensatz zu ähnlichen IoT-Projekten steht dabei die Unterstützung einer Vielzahl von Anwendungsfällen im Vordergrund. „Viele aktuelle IoT-Plattformen konzentrieren sich auf die simple Integration von Sensoren, während Feedback sowie reaktives und intelligentes Verhalten noch Teil aktiver Forschung sind. Das bedeutet, sie sind derzeit als Smart-City-Plattformen noch unzureichend entwickelt und für den tatsächlichen, großflächigen Einsatz zur Bereitstellung städtischer Dienste mit potenziell tausenden Nutzern ungeeignet“, macht Schmidt deutlich. „Der zukünftige Erfolg von IoT-Anwendungen wird jedoch auf der Entwicklung durchdachter Plattform-Architekturen für smarte Objekte und Netzwerk sowie eingebetteter Intelligenz beruhen.“
Als Antwort auf diese Unzulänglichkeiten wird das EU-Projekt MONICA eine robuste IoT-Plattform entwickeln und vorstellen. Probleme wie Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit, Kosten und intelligente Rückkopplung werden berücksichtigt und innovative Lösungskonzepte bereitstellt. „Vor diesem Hintergrund ist MONICA einzigartig und hochinnovativ: Es adressiert eine sehr hohe Zahl an IoT-Anwendungsfällen mit mehr als 10.000 gleichzeitigen sowie über 100.000 Nutzern insgesamt“, so Schmidt.
Die Erfahrung für das Internet of Things bringen die Expertinnen und Experten der HAW Hamburg mit: Bereits seit 2013 ist die Hochschule an der Gestaltung der technischen Grundlagen beteiligt: RIOT, „das freundliche Betriebssystem für das Internet of Things“, ist eine gemeinsame Erfolgsgeschichte mit der Freien Universität Berlin sowie der französischen Forschungseinrichtung INRIA (Institut national de recherche en informatique et en automatique). RIOT ist heute eines der größten IoT-Systeme mit weltweiter Verbreitung.
Weitere Informationen:
www.monica-project.eu | www.riot-os.org