Kommunikation: Projekte

Nicht ohne die Bürgerinnen und Bürger

Nicht ohne die Bürgerinnen und Bürger
ÖPNV in Stuttgarts Europaviertel. © Andreas Eicher, HFT Stuttgart

Nur mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger kann die Wende zu einer intelligenten und klimafreundlichen Stadt gelingen

Wie intelligent müssen unsere Städte sein, damit wir sie klimafreundlich gestalten können? Wie gelingt der Umstieg auf Strom aus regenerativen Energien wie Wind, Sonne und Wasser statt aus fossilen Energien wie Kohle, Erdgas oder Öl? In der „Wissenschaftswoche Intelligente Stadt“ präsentierten Forschende der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT Stuttgart) Lösungen auf die drängenden Probleme der Städte. Dazu gehören intelligente Energie-Systeme sowie eine weitgehend CO2-neutral gestaltete Mobilität. Forschende aus den Bereichen nachhaltige Stadtplanung, Energietechnik, Mobilität und Digitalisierung betonten: Die große Transformation – die Wende in den Städten – wird nur gelingen, wenn die Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden.

Transformation in den Quartieren

Die Forschenden der HFT Stuttgart führten Praxisbeispiele an, wie sie mit Bürgerinnen und Bürgern in Reallaboren Konzepte für neue Formen der Mobilität und des Zusammenlebens ausprobieren, zum Beispiel in der Innenstadt von Geislingen, in Zuffenhausen-Rot, in Stuttgart-Vaihingen und am Nordbahnhof in Stuttgart.

Prof. Dr. Christina Simon-Philipp, Professorin für Stadtplanung und Städtebau an der HFT Stuttgart:

Eine intelligente Stadt ist nachhaltig und lebenswert für die Menschen. Eine rein technische Lösung führt nicht zur intelligenten Stadt. Wir müssen uns mehr Gedanken darüber machen, wie wir die Menschen miteinbeziehen und wie wir mit ihnen vor Ort gemeinsam Lösungen entwickeln.

Wie kann Wohnraum nachhaltig gebaut werden und bezahlbar bleiben? In der Keltersiedlung in Stuttgart wurde ein digitales Tool eingesetzt, mit dem verschiedene Szenarien für unterschiedlich große Geldbeutel modelliert werden, um ein Quartier klimafreundlich zu entwickeln.

Dr. Dirk Pietruschka, Institutsleiter des Zentrums für Nachhaltige Energietechnik (zafh.net) an der HFT Stuttgart:

Es bringt kaum etwas, Technologien zu entwickeln, die von den Menschen nicht akzeptiert werden – wenn also Technik das Wohnen so verteuert, dass es nicht mehr bezahlbar ist.

Transformation auf den Straßen

220 000 Autos fahren jeden Tag nach Stuttgart hinein, die im Schnitt nur mit 1,2 Personen besetzt sind. Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, wird es darum gehen, Verbrennungsmotoren durch Elektromobilität zu ersetzen, aber auch neue Mobilitätskonzepte zu integrieren durch Car-Sharing-Modelle, E-Bike-Nutzung und bessere Übergänge bzw. Anschlüsse zum öffentlichen Nahverkehr zu schaffen.

Prof. Dr. Lutz Gaspers, Prorektor Studium und Lehre, Leitung Kompetenzzentrum Mobilität und Verkehr (MoVe), HFT Stuttgart:

Eine Wegekette, die mit dem Auto im Umland beginnt, ist schwierig aufzubrechen. Die Herausforderung ist, Verkehrsmittel dort einsetzen, wo sie einen Vorteil bringen. Hier muss es akzeptable Lösungen für den Umstieg geben, die von den Menschen auch gewollt werden.

Transformation der Industrie-Standorte

Die CO2-Emissionen können nur reduziert werden, wenn auch Wirtschaft und Industrie umdenken. Mit einer erhöhten Energieeffizienz an Industriestandorten sind langfristig auch Kosteneinsparungen von 30 bis 40 Prozent zu erzielen. Hier arbeitet der Bosch-Standort Schwieberdingen mit der HFT Stuttgart zusammen.

Dr. Dirk Pietruschka, Institutsleiter des Zentrums für Nachhaltige Energietechnik (zafh.net), HFT Stuttgart:

Die Herausforderung insgesamt ist es, Systeme so miteinander zu vernetzen, dass sie zusammenspielen und Synergien entstehen.

Transformation durch Digitalisierung

Partizipation spielt auch im Bereich der Digitalisierung eine große Rolle – speziell im Bereich der Geoinformatik an der HFT Stuttgart, die 3D-Stadtmodelle untersucht. Dies sind Online-Plattformen, die die bebaute Umgebung einer Stadt digital repräsentieren. Hier kooperierte die HFT mit der Stadt Stuttgart bei der digitalen Partizipationsplattform Weilimdorf.

Prof. Dr. Volker Coors, Direktor des Instituts für angewandte Forschung (IAF) an der HFT Stuttgart:

Je mehr Informationen wir Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellen können, desto informierter und zielgerichteter können sie mitentscheiden.

Transformation in den Köpfen

Die Forschenden und Studierenden an der HFT Stuttgart bringen Ideen und Impulse ein, wie die große Transformation zu schaffen ist. Dies geht nicht ohne die Bürgerinnen und Bürger und die Politik.

Prof. Dr. Christina Simon-Philipp, Professorin für Stadtplanung und Städtebau an der HFT Stuttgart:

Wir brauchen letztlich auch politischen Mut, und der fehlt.

Weitere Informationen zur Wissenschaftswoche „Intelligente Stadt“:
www.hft-stuttgart.de/die-intelligente-stadt


Über die HFT Stuttgart
Die Hochschule für Technik Stuttgart (HFT Stuttgart) ist eine national und international renommierte Hochschule, die Tradition und Innovation seit fast 200 Jahren verbindet. Mit ihren Studienbereichen Architektur und Gestaltung, Bauingenieurwesen, Bauphysik, Informatik, Mathematik, Vermessung und Wirtschaft baut die Hochschule auf eine fundierte Wissenschaft und einen starken Praxisbezug. Gleichzeitig setzt die HFT Stuttgart neue Impulse durch ihre angewandte Forschung und ihre Technologietransfers. Eines dieser Transfervorhaben ist das M4_LAB. Dahinter steht die Metropolregion 4.0 – Innovation und Transfer aus transdisziplinärer Forschung für energieeffiziente Stadtentwicklung, nachhaltiges Wirtschaften und Produzieren in der Metropolregion Stuttgart. Dieses Transfervorhaben wird von der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ gefördert.
Weitere Informationen unter:
hft-stuttgart.de