Eine nachhaltige Flächenpolitik ist für viele Kommunen Ziel und Herausforderung zugleich. Wichtige Voraussetzung sind gut begründete, belastbare Prognosen zu Bevölkerungsentwicklung, Wohnungs- und Flächenbedarf. Für die Kommunen der Erlebnisregion Dresden hat das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) diese Prognosen erstellt. Sie ermöglichen eine am Bedarf orientierte Planung über die Gemeindegrenzen hinweg.
Immer mehr Menschen zieht es in die sächsische Landeshauptstadt Dresden. Der Bevölkerungszuwachs hat auch Folgen für die umliegenden Kommunen. Nicht jeder, der in Dresden arbeitet, möchte auch dort wohnen. Andere finden nicht die passende Bleibe und weichen in das Umland aus. Der Bevölkerungszuwachs beeinflusst deshalb die Wohnungsmarktentwicklung der gesamten Region und stellt die Kommunen vor Herausforderungen. Sie müssen Wohnraum und Bauland zur Verfügung stellen, wollen dabei aber ihre Flächen möglichst nachhaltig und aufeinander abgestimmt entwickeln.
Damit dies gelingen kann, hat die Erlebnisregion Dresden, ein informelles Verwaltungsnetzwerk von Dresden und 16 Umlandgemeinden, die künftigen Entwicklungen durch das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung untersuchen lassen. Die Frage, die die Kommunen interessierte: Wird die Erlebnisregion insgesamt weiter wachsen und reichen die Leerstände auf dem Wohnungsmarkt und die als Bauland ausgewiesenen Flächen aus, um auch den künftigen Bedarf zu decken? Im Projekt „Regionale Wohnbauflächenprognose für die Erlebnisregion Dresden“ hat das IÖR kommunale Prognosen bis in das Jahr 2027 erstellt.
Zunächst ging es um die Einschätzung der demografischen Entwicklung und des Wohnungsbedarfs, der sich daraus ergibt. Zu klären war nicht nur, wie viele Menschen künftig in die Region ziehen werden, sondern auch, mit welchen Haushaltsgrößen die einzelnen Kommunen zu rechnen haben. „Junge Single- oder Paar-Haushalte haben andere Wohnwünsche als eine vielköpfige Familie, junge Familien andere als Senioren-Haushalte. Auch die Kommunale Bürgerbefragung von Dresden, ob jemand weiter zur Miete oder künftig lieber in den eigenen vier Wänden wohnen möchte, haben wir bei der Erstellung der Prognosen berücksichtigt“, erläutert Projektleiterin Irene Iwanow vom IÖR.
Im zweiten Schritt hat ihr Team untersucht, welche Flächen in Dresden und den Umlandgemeinden schon heute für den Wohnungsbau vorgesehen sind, welche Reserven es zum Beispiel in Form von Baulücken gibt und in welchem Verhältnis diese Flächenpotenziale zum künftigen Bedarf stehen. Dazu wurden die Flächennutzungspläne der Kommunen ausgewertet. Aber auch moderne, teilautomatisierte Erhebungsverfahren, die das IÖR seit vielen Jahren entwickelt, kamen zum Einsatz. „Um realistische Prognosen für die Kommunen zu erhalten, haben wir kontinuierlich die Ergebnisse mit Gemeindevertretern diskutiert und ihr Wissen um die Gegebenheiten vor Ort hinzugezogen“, erläutert Irene Iwanow.
Als Ergebnis stehen den Kommunen der Erlebnisregion Dresden nun konkrete Aussagen zu den künftigen Entwicklungen zur Verfügung. „Sie besagen, dass in der Region insgesamt für den Moment ausreichend Flächenreserven zur Verfügung stehen, um auch den künftigen Bedarf an neuen Wohnungen in der Region zu decken. Allerdings – auch das wissen die Kommunalvertreter – wird es nicht einfach, alle diese Reserven für den Wohnungsneubau zu aktivieren“, fasst Irene Iwanow die Prognosen zusammen.
Um auch künftig abgestimmt auf neue Entwicklungen reagieren zu können, streben die Mitgliedskommunen nun eine kontinuierliche Evaluierung der Wohnungsmarktentwicklung in der Region an. Das haben die 17 Bürgermeister in einer gemeinsamen Regionalerklärung deutlich gemacht. Ihr gemeinsames Ziel ist es, dass sich jede Kommune ihrem Bedarf entsprechend entwickeln kann.
Das Projekt wurde durch das Sächsische Staatsministerium des Innern im Rahmen der Richtlinie zur Förderung der Regionalentwicklung (FR-Regio) gefördert.
Weitere Informationen:
Zu den Prognosen auf der Internetseite der Erlebnisregion Dresden