Mobilität

Schritt für Schritt – zu Fuß durch die Stadt

Fußverkehr in der Stadt
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Der Fachverband Fußverkehr Deutschland Fuss e.V. hat mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums und Umweltbundesamtes einen Handlungsleitfaden „Schritte zur Einführung einer kommunalen Fußverkehrsstrategie“ erarbeitet.

Der Leitfaden zur Fußverkehrsstrategie wurde an alle Städte in Deutschland ab 20.000 Einwohnern verschickt. Darin werden Verwaltungen und Politik aufgefordert, Schwerpunkte zu setzen und Synergieeffekte mit anderen Themenstellungen zu nutzen. Der Bund und die Länder sind dagegen aufgerufen, die Rahmenbedingungen für die städtischen Aktivitäten durch eine Moderation der „Mobilitätswende“ und eine Fördersystematik zu unterstützen, die dem Wunsch nach einer kleinteiligen und menschengerechteren Gestaltung der öffentlichen Räume nachkommt. Für die notwendigen Schritte auf verschiedenen Handlungsebenen bietet der Verband damit Tipps und konkrete Handlungsanleitungen für Fachleute, aber auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Fußverkehr.

Der Fußverkehr ist die Basis städtischen Lebens. Ein erhöhtes Fußverkehrsaufkommen und der vermehrte Aufenthalt im öffentlichen Raum verursachen der Kommune keine Probleme, sondern können als ein wesentlicher Lösungsansatz für die vielfältigen Herausforderungen von jeder Stadt genutzt werden,

  • in der man gerne lebt,
  • in der man sich gerne gesellschaftlich einbringt und
  • die man gerne besucht.

Es ist also längst an der Zeit, für die Förderung der nachhaltigsten aller Mobilitätsformen ein eigenständiges kommunales Programm zu entwickeln und schrittweise umzusetzen.

Fuss e.V. hat in dem breit angelegten Projekt die Wünsche zahlreicher Interessengruppen sowie der Bürger*innen hinsichtlich einer Fußverkehrsförderung ermittelt. Der Verband führte in den Jahren 2016 bis 2018 zahlreiche Befragungen von Fußgänger*innen verschiedener Alters- und Zielgruppen durch. Außerdem wurden Verbändevertreter*innen interviewt und es gab intensive Diskussionen im hochrangig besetzten Projekt-Fachbeirat. Darüber hinaus fanden zwölf kommunale Workshops und Fußverkehrs-Checks in fünf Modell- und weiteren Kontaktstädten statt, die einen bundesweiten Überblick zur Fragestellung ermöglichten. Insgesamt waren etwa 700 Fachleute und Laien beteiligt, herauszufinden, wie eine strategische Förderung des Zufußgehens aussehen sollte und was in einem Handlungsleitfaden für die Kommunen zumindest als Thema benannt werden müsste.

Die Städte stehen „in der Pflicht, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um die Emissionen von Lärm, Luftschadstoffen und klimaschädlichen Gasen sowie die hohe Flächeninanspruchnahme deutlich zu reduzieren.“ So steht es im Positionspapier vom Juni 2018 „Nachhaltige städtische Mobilität für alle – Agenda für eine Verkehrswende aus kommunaler Sicht“ des Deutschen Städtetages, des größten kommunalen Spitzenverbandes in Deutschland, in dem sich 3.400 Städte und Gemeinden mit fast 52 Millionen Einwohnern zusammengeschlossen haben. Die Städte müssen nicht nur die

Herausforderungen aufgrund des Diesel-Skandals lösen, sie müssen die Verkehrswege barrierefrei umgestalten, haben das Ziel einer 40-prozentigen Reduzierung der Verkehrstoten von 2011 bis 2020 vor Augen, sind für die Sicherheit der Schulwege verantwortlich und müssen die demografische Entwicklung beachten. Sie möchten die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner sichern, den Grünanteil in der Stadt erhöhen, die lokale Wirtschaft stärken und nicht zuletzt eine für alle Menschen attraktive Stadt darstellen. Und dies alles, während der Beitrag des Verkehrssektors zum Erreichen der klimapolitischen Ziele bis 2030 und 2050 aufgrund des hohen fossilen Motorisierungsgrades derzeit negativ zu Buche schlägt.

Es wird immer deutlicher, ohne eine tiefergreifende Mobilitätswende ist dies alles nicht zu bewerkstelligen. Die Städte beklagen in dieser Fragestellung einen Mangel an Unterstützung und fordern von der Bundesregierung eine aktive „Steuerung und Moderation des erforderlichen gesamtgesellschaftlichen Dialogs zur nachhaltigen Mobilität.“ (Deutscher Städtetag). Da nach einer Umfrage über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung eine Verkehrspolitik befürworten, die zu weniger Autoverkehr in unseren Städten führt, sollte es eine große Bereitschaft zur Aufnahme von weiteren konkreten Maßnahmen in diese Richtung geben. (Umweltbundesamt UBA: Studie Umweltbewusstsein, 2015)

In der öffentlichen Diskussion und auch in der Kommunalpolitik ist angekommen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel flexibler und attraktiver und der Anteil des Radverkehrs gesteigert werden müssen. Dabei wird der Beitrag des Fußverkehrs für eine lebenswerte Stadt häufig nicht wahrgenommen. Eine Verlagerung vom Gehen zum Radfahren kann zwar für die einzelnen Verkehrsteilnehmer eine Erhöhung des Aktionsradius darstellen, löst aber die erwähnten Probleme nicht. Und wenn Menschen statt der Fußwege vermehrt öffentliche Verkehrsmittel nutzen, ist es ihrer Gesundheit eher abträglich. Mobilitätswende bedeutet deshalb eine schrittweise Überwindung der autogerechten Stadt hin zu einer nachhaltigen Nahmobilität. Sie ist ohne eine systematische Förderung gerade des Fußverkehrs undenkbar.


Hintergrund

Der Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. hat in den Jahren 2016 bis 2018 bundesweite Befragungen und Interviews sowie Recherchen in Städten durchgeführt, die den Fußverkehr stärken möchten. Die ersten sechs Modellstädte Chemnitz, Eisenach, Jena, Marl und Rendsburg haben daran mitgewirkt, vor Ort herauszufinden, wie man den Fußverkehr in Zukunft strategischer fördern kann und welche Barrieren zu überwinden sind. Intensiv einbezogen war ein hochrangig besetzter Fachbeirat und insgesamt waren etwa 700 Fachleute und Laien daran beteiligt. Nun liegt er vor, der „Handlungsleitfaden – Schritte zur Einführung einer kommunalen Fußverkehrsstrategie“, 60 Seiten, 45 Hintergrundinformationen und Verweise, 80 Fotos, 5 Stadtpläne etc. ab sofort als Broschüre unter www.fussverkehrsstrategie.de