Mehr Sicherheit für kritische Infrastrukturen wie Stromversorgung und Wasser – das ist das Ziel des „Lernlabors Cybersicherheit für kritische Infrastrukturen“ im Rahmen eines bundesweiten Programms zur Weiterbildung Cybersicherheit der Fraunhofer-Gesellschaft. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Zittau/Görlitz entwickeln Experten der Fraunhofer-Gesellschaft in diesem Sicherheitslabor neue Verfahren und Lösungen für die IT-Sicherheit.
Cyberattacken auf kritische Infrastrukturen der Verkehrsbetriebe, Energieversorger oder Wasserwerke gehören zu den Schreckensszenarien unserer modernen Gesellschaft. Die IT-Steuerung, die Vernetzung sowie die zunehmende Automatisierung machen diese hochkomplexen Anlagen anfällig für Angriffe oder Sabotageakte von Cyberkriminellen. Auch Gasnetze und Abwasserleitungen gehören zu den gefährdeten kritischen Infrastrukturen.
Deshalb hat die Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit der Hochschule Zittau/Görlitz das „Lernlabor Cybersicherheit für kritische Infrastrukturen“ gestartet. Es ging am 11. Januar 2017 offiziell an den Start. Hier werden Verfahren und Techniken für die IT-Sicherheit kritischer Infrastrukturen erforscht und zugleich Komponenten und Software-Module für den Schutz dieser Anlagen entwickelt. Die Forscher simulieren dabei Cyberattacken und suchen nach Schwachstellen. Ziel ist die schnelle Erkennung und Verhinderung solcher Angriffe.
Weiterbildung für Security-Verantwortliche
Doch nicht nur Forschung und Entwicklung stehen auf der Agenda der Security-Spezialisten: Das Knowhow soll auch an Unternehmen und Behörden weitergegeben und damit schnell umgesetzt werden. Das wesentliche Ziel des Sicherheitslabors ist daher ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm. Dabei werden Sicherheitsverantwortliche, IT-Manager und Anwender bei Versorgern, Behörden oder Unternehmen für das Thema Cybersicherheit sensibilisiert. Gleichzeitig können sie praktische Verfahren kennenlernen und trainieren, mit denen sich Hackerangriffe aller Art abwehren lassen.
Geleitet wird die Zusammenarbeit am Standort Görlitz von Prof. Dr. Jörg Lässig von der Fakultät Elektrotechnik und Informatik der Hochschule Zittau/Görlitz. Die dafür neu aufgebaute Fraunhofer-Gruppe zum Thema IT-Sicherheit für kritische Infrastrukturen arbeitet eng mit dem Institutsteil für Angewandte Systemtechnik des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB zusammen.
Mit von der Partie ist auch das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT. Es unterstützt die Weiterbildung mit einem interaktiven E-Assessment System namens askMe! Diese web-basierte Plattform analysiert und visualisiert die Ergebnisse der Lerner und ermöglicht so die Bewertung der fachlichen Kompetenz und des Lernfortschritts von Kursteilnehmern.
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Sicherheitslabor
Die Zusammenarbeit wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördert. „Ohne IT-Sicherheit bringt Digitalisierung wenig. Daher unterstützen wir Lernlabore wie hier in Görlitz bei der Vermittlung von neuesten Erkenntnissen über Cybersicherheit. Kurze Wege zwischen Wissenschaft und Praxis sind besonders wegen der hohen Dynamik bei digitalen Entwicklungen unerlässlich“, sagt Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka. Auch Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, betont die aktuelle Bedeutung des Lernlabors Cybersicherheit zu diesem Thema: „IT-basierte Angriffe auf kritische Infrastrukturen nehmen neue Dimensionen an. Mit dem Lernlabor in Görlitz wirken wir dem IT-Fachkräftemangel im Bereich Cybersicherheit aktiv entgegen. Nur durch entsprechend qualifiziertes Personal ist es Unternehmen überhaupt möglich, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.“
Das Scherheitslabor in Görlitz ist eines von sechs Lernlaboren Cybersicherheit, die die Fraunhofer-Gesellschaft derzeit an verschiedenen Standorten in Deutschland eröffnet. Ziel der Initiative ist vor allem, die Qualifizierung von Fach- und Führungskräften in Behörden und Unternehmen zu verbessern und zugleich dem gravierenden Fachkräftemangel im Bereich IT-Sicherheit entgegenzuwirken. Um im Wettlauf mit Cyberkriminellen nicht ins Hintertreffen zu gelangen, muss Fach- und Führungspersonal ihnen in Kenntnissen und Fähigkeiten immer einen Schritt voraus sein.
Mit einem modularen, berufsbegleitenden Weiterbildungskonzept bringen Fraunhofer-Institute und Fachhochschulen neueste Erkenntnisse aus der Forschung in die Weiterbildungsangebote des Lernlabors Cybersicherheit. Die Kurse sind berufsbegleitend und modular aufgebaut. Jeder Teilnehmer wählt sich ein bestimmtes Thema, in dem er praxistaugliches Security-Know-how erwirbt und sich in hochwertigen Laboren mit aktueller IT-Infrastruktur umfassend qualifiziert. Organisation und Steuerung der Lernlabore Cybersicherheit obliegt der Fraunhofer Academy, der Weiterbildungseinrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft.
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