Smart Energy Technologien wie intelligente Stromzähler, Anwendungen zur intelligenten Heimvernetzung und Smart Home Lösungen versprechen nicht nur den eigenen Strombedarf zu senken. Sie haben außerdem das Potenzial, Stromerzeugung und Stromverbrauch langfristig nachhaltiger zu gestalten. Welche Rolle NutzerInnen dabei übernehmen, zeigt das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) zusammen mit der Plattform co2online: Die gemeinsam herausgegebene Studie „Smart Energy in Deutschland: Wie Nutzerinnovationen die Energiewende voranbringen“ beschreibt große Unzufriedenheit unter KundInnen und gleichzeitig das Potenzial proaktiver NutzerInnen. Die Studie fordert von Politik und Wirtschaft bessere Rahmenbedingungen für Nutzerinnovationen im Kontext von Smart Energy Anwendungen.
85 Prozent sind an innovativen Lösungen interessiert
„Die Bedürfnisse und Sorgen des Anwenders im Bereich Smart Energy besser zu verstehen ist zentral“, weiß Matti Große, Ko-Autor der Studie. „Unsere Studie hat festgestellt, dass sich viele Menschen aktiv für das Thema interessieren. Obwohl 79 Prozent der Befragten mit dem aktuellen Angebot an Smart Energy-Lösungen und Produkten bedingt oder gänzlich unzufrieden sind, ist das Interesse sehr hoch,“ so Große. Laut Ergebnissen der Studie wünschen sich 85 Prozent der Befragten weitere innovative Lösungen im Bereich Smart Energy.
Auf Grundlage einer Online-Befragung von Energie-interessierten Menschen in Deutschland (N= 1.651), fand die Studie heraus, dass 29 Prozent der StudienteilnehmerInnen bereits Smart Energy Produkte oder Lösungen nutzen. Mit diesen digitalen Lösungen setzen sich NutzerInnen vor allem auseinander, um den eigenen Energieverbrauch zu senken und zu überwachen. Weiterhin spielen berufliches Interesse oder der Spaß und die Begeisterung, sich mit einem energietechnischen Problem zu beschäftigen eine wichtige Rolle.
In der Studie zeigen die Forscher, welche entscheidende Rolle sogenannte Nutzerinnovationen für die Verbesserung von Produkten und Lösungen spielen könnten. Prof. Dr. Hendrik Send, Ko-Autor der Studie, erklärt: „NutzerInnen, die im Smart Energy Bereich selbst innovativ tätig werden, können eine wertvolle Ressource sein.“ Laut Studie geben 42 Prozent an, mindestens eine eigene Idee im Kontext Smart Energy Technologien innerhalb der letzten 3 Jahre gehabt zu haben. Unter den bereits aktiven Smart Energy NutzerInnen sind es sogar 69 Prozent. Die NutzerInnen werden gleich aktiv: Fast zwei Drittel geben an, ihre Idee bereits umgesetzt zu haben oder gerade an der Umsetzung zu arbeiten. Dabei geht es ihnen meistens um die Lösung eines eigenen Energieproblems, Spaß zu haben und ihr Wissen zu erweitern.
Bessere Rahmenbedingungen und Open Source Lösungen
„Die Studie bestätigt jedoch auch ein zentrales Problem von Nutzerinnovationen“, meint Prof. Dr. Hendrik Send. „Sie sind oft ein ungehobener Schatz. Der Innovationsprozess hört meistens dann auf, wenn Nutzer ihre Probleme gelöst haben. Sie denken in der Regel gar nicht daran, dass die eigene Problemlösung auch für andere Anwender von Interesse sein kann.“ Daher schlagen die Autoren Informationskampagnen vor, die zum einen die NutzerInnen bei ihren Anstrengungen unterstützen und gleichzeitig die breite Öffentlichkeit über diese wertvollen Aktivitäten informieren. Politik und Wirtschaft können darüber hinaus offene Innovationswerkstätten fördern, um den Austausch zwischen den NutzerinnovatorInnen zu intensivieren. Außerdem müssen für den Bereich Smart Energy institutionelle Rahmenbedingungen wie einheitliche Standards und Datenschnittstellen sowie Datenschutzbestimmungen für Smart Energy Anwendungen präzisiert werden, fordert die Studie.
Auch Unternehmen können helfen aus dem Potenzial von Nutzerinnovationen zu schöpfen und für sich zu nutzen, fordern die Autoren. „Offene Plattformen und Entwicklerumgebungen, ähnlich wie wir es aus dem Smartphone und Tablet-Bereich kennen, könnten beispielsweise helfen, passende Hard- und Softwarelösungen für individuelle Anwendungsszenarien zu schaffen,“ so Hendrik Send. Diese offenen Ökosysteme funktionieren allerdings nur, wenn Standards harmonisiert und Datenschnittstellen geschaffen werden. Matti Große schlussfolgert: „An dieser Stelle sehen wir die Notwendigkeit, dass Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten, um einerseits die nötigen regulatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, aber auch die technische Infrastruktur bereitzustellen.“
Die der Studie zu Grunde liegende Online-Befragung wurde im Zeitraum von April bis Juni 2017 durchgeführt und ist für die Gesamtbevölkerung in Deutschland nicht repräsentativ. Die Studie ist Teil des von der innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft geförderten Forschungsprojektes „Nutzerinnovationen für Smart Energy“.
Weitere Informationen: hiig.de/smart-energy-studie