Zunehmende Versiegelung und häufigere Starkregen-Ereignisse zwingen zum Umdenken: Die altbewährten Entwässerungssysteme werden durch die in kürzester Zeit stark anschwellenden Niederschlagsmengen überlastet. Zugleich ist abzusehen, dass durch längere Hitzeperioden und geringer werdenden Niederschlag im Sommer sowohl private Verbraucher als auch die Landwirtschaft ihren Verbrauch steigern bzw. ihre Bewässerungskapazitäten ausbauen werden. Die österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und die Universität für Bodenkultur (BOKU) warnen in einer aktuellen Studie, dass es in Österreich durch extreme Wetterlagen, demografische Veränderungen, steigenden Verbrauch im privaten Bereich sowie in der landwirtschaftlichen Nutzung zu Engpässen in der Wasserversorgung kommen könnte. Deshalb setzt die wasserorientierte Stadtplanung auf eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, die die Versiegelung neuer Flächen stoppt, Abwasserkanäle entlastet, Kosten senkt, Trinkwasservorräte schont und das Grundwasser vor Umweltgiften schützt.
Die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung als Gebot der Stunde war zentrales Thema einer Veranstaltung der Mall GmbH im österreichischen Asten bei Linz in Österreich. International anerkannte Experten der Siedlungswasserwirtschaft wie Frau Dipl.-Ing. Dr. Roza Allabashi von der BOKU Wien und der Regenwasserexperte und Sachverständige Klaus W. König aus Überlingen legten konkrete Vorschläge zum Umgang mit der Starkregenproblematik in Zeiten des Klimawandels vor.
Regenwasserbewirtschaftung
In seinem Vortrag über die Vorteile der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung für das urbane Stadtklima plädierte Regenwasserexperte Klaus W. König für eine wasserorientierte Stadtplanung mit weniger versiegelten Flächen. Gerade im Hinblick auf die im Sommer zunehmende Trockenheit und Hitze könnten Dachbegrünung, Bewässerung und offene Wasserflächen in Städten für Luftbefeuchtung und Kühlung sorgen. Bei zunehmender Hitze komme auch der Regenwassernutzung für die adiabate Abluftkühlung eine immer größere Bedeutung zu. Aktuell werden in Deutschland laut König jedes Jahr immer noch rund 71 Hektar an Grün- bzw. Ackerland in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt und dabei ca. 50 % versiegelt. Hier sieht König in der Mehrfachnutzung eine geeignete Maßnahme zur Verringerung des Flächenbedarfs; wie etwa Kombinationen aus Dachbegrünung und Photovoltaik, Verdunstungsteich und Solarfassade oder Sickerfläche und Spiel- bzw. Gartenfläche.
Schadstoffe aus dem Regenwasser entfernen
Wenn im Rahmen eines dezentralen Regenwassermanagements Wasser stärker versickert wird, steigt allerdings das Risiko einer Grundwasserbelastung. Laut Frau Dr. Allabashi sind Abflüsse von Verkehrsflächen und Dächern meist so verschmutzt, dass sie vor der Einleitung oder Versickerung behandelt werden müssen. Um sicherzustellen, dass nicht nur partikuläre, sondern auch gelöste Schadstoffe aus dem Wasser entfernt werden, sollten adsorptive Filtermaterialien mit erhöhten Reinigungsleistungen eingesetzt werden, wie sie die seit Anfang des Jahres geltende ÖNORM B 2506 Teil 3 fordert. Die in Regenwasser-Sickeranlagen verwendeten Filtermaterialien müssen laut der neuen Norm in der Lage sein, Schwermetalle, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe und Mineralöl aus den Verkehrsflächenabflüssen zu eliminieren sowie unempfindlich gegenüber Streusalz sein, um die Gewässer wirksam schützen zu können.
Aus Sicht der Mall GmbH Austria forderte Vertriebsleiter Heinz Schnabl, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen und Regelwerke für ganz Österreich ähnliche technische Lösungen ergeben sollten. Stehen keine ausreichenden Flächen für eine belebte Bodenzone zur Verfügung, sollten sogenannte technische Filter zugelassen und ein besonderes Augenmerk auf die Vorbehandlung, d.h. den Rückhalt von Feinschlamm und Öl, gelegt werden. Im Hinblick auf zunehmend auftretenden Starkregen müsse darüber hinaus vermehrt diskutiert werden, ob nicht zugunsten einer „first flush“-Behandlung auf die Behandlung der gesamten anfallenden Wassermenge verzichtet werden sollte. Dies wäre sowohl ökonomisch als auch im Hinblick auf den Umweltschutz die sinnvollere Herangehensweise.
Neues Werk in Asten bei Linz
Dass Lösungen zur Regenwasserbehandlung im Markt gebraucht werden, zeigt der erfolgreiche Start der Mall GmbH Austria: Laut Markus Grimm, Sprecher der Geschäftsführung, hat das Unternehmen rund fünf Millionen Euro in den Ausbau des neuen Werks investiert und ist zum 1. März 2016 mit zunächst 15 Mitarbeitern an den Start gegangen. Mittlerweile ist auch die Vertriebsmannschaft komplett und konzentriert sich in Ihren Beratungsgesprächen bei Planern und Kommunen auf das Unternehmensziel einer Marktbearbeitung mit den Schwerpunkten Regenwasserbehandlung, Abscheider und Pumpstationen. Von der Politik forderte Grimm, sich noch stärker als bisher für eine rasche, wirkungsvolle und dezentrale Regenwasserbewirtschaftung auf allen Ebenen einzusetzen. Bisher kommt der Umbau der Entwässerungssysteme nur schleppend voran, was nach Einschätzung von Experten auch mit den extrem langen Lebenszyklen der Wasserinfrastruktur zusammenhängt: Allein in Österreich liegt der Investitionsbedarf für die Erneuerung und Sanierung der wasserbaulichen Infrastruktur laut aktueller BOKU-Studie bis 2021 bei 5,5 Milliarden Euro.
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www.mall.info