Ressourcen

Biblische und weihnachtliche Pflanzen

Biblische und weihnachtliche Pflanzen
Ein Symbol für Weihnachten, die Stechpalme (Ilex aquifolium). Nur die weiblichen Pflanzen tragen die charakteristischen roten Beeren. © HHU/Arne Claussen

Spaziergang durch den Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit seinen exotischen Pflanzen im Winter

Die weihnachtlichen Festtage stehen vor der Tür, vielleicht ein Grund, mal einen Blick in die Bibel zu werfen. Erstaunlich oft sind in den Geschichten Pflanzen erwähnt – nicht wenige davon wachsen im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU). Auf einem winterlichen Rundgang können Besucherinnen und Besucher viele davon finden. Geöffnet ist der Garten in den Wintermonaten montags bis freitags von 8:00 bis 16:00 Uhr, an den Feiertagen ist er geschlossen.

Von Weihrauch und Myrrhe ist in der Weihnachtsgeschichte zu lesen: Die Heiligen Drei Könige bringen diese Pflanzenprodukte, neben Gold, dem neugeborenen Jesuskind als Gabe. Dies zeigt, welchen Wert viele Pflanzen in der Antike besaßen. Auch kommen in der Bibel viele Pflanzen vor, die damals einen hohen Nutzwert hatten, als Baumaterial oder wegen des hohen Zuckergehalts der Früchte, der sie lange haltbar machte – es gab ja keine Kühlschränke.

Das Freigelände des Botanischen Gartens beherbergt viele Pflanzen, von denen in der Bibel zu lesen ist oder die zum Weihnachtsfest gehören.

Schon am Eingang findet sich eine noch junge Libanonzeder (Cedrus libani). Der Baum war und ist wegen seiner Schönheit, seines Duftes und als Bauholz sehr beliebt. Zedernholz ist leicht zu bearbeiten und durch seinen hohen Harzgehalt sehr dauerhaft und widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit. Schon im Alten Testament wird beschrieben, dass der Tempel Salomos daraus erbaut wurde. Da sich das Holz auch sehr gut für den Schiffbau eignet, spielte es eine enorm wichtige Rolle in der Jahrtausende währenden Besiedelungsgeschichte der Region. Im Ersten Weltkrieg wurden schließlich nahezu alle natürlichen Restbestände des Baumes gerodet. Der Baum ist heute sehr selten geworden. Dadurch ist das Zedernöl, das zum Beispiel für hochwertige Parfüms genutzt wird, noch wertvoller geworden.

Die Stechpalme (Ilex aquifolium) mit ihren immergrünen Zweigen war ursprünglich ein Schmuck für den Palmsonntag und ist heute wegen ihrer roten Früchte eine beliebte Dekoration zur Weihnachtszeit. Da die Bäume zweihäusig sind, findet man die Früchte nur an den weiblichen Pflanzen. Um die Mistel (Viscum album) ranken sich schon seit Urzeiten viele Mythen. Die Pflanze ist ein Halbschmarotzer, der auf Bäumen oder Sträuchern wächst und heute zur Weihnachtszeit gerne über dem Türrahmen befestigt wird; darunter darf dann geküsst werden.

Der Weihnachtsbaum darf nicht fehlen. Auch wenn in deutschen Wohnzimmern eine Reihe von Nadelbaumarten diese Rolle erfüllt, so ist doch die Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana) der Klassiker, denn sie behält ihre Nadeln sehr lange. Zwei prächtige Exemplare stehen in der Geographischen Abteilung.

Und einige Meter weiter wächst in der Nordamerika-Abteilung der Weihnachts-Schildfarn (Polystichum acrostichoides). Während im Winter die Wedel vieler Farne verwelkt sind, schmückt dieser Farn in kräftigem Grün das Unterholz.

Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens: „Viele Bibelpflanzen sind aktuell unscheinbar, sie haben ihre Blätter verloren, so zum Beispiel der Wein (Vitis vinifera) beim Bauerngarten – die möglicherweise älteste Kulturpflanze. Oder sie wurden in die Gewächshäuser geräumt, da sie in unseren Breiten nicht winterhart sind.“ Im Schutz des Wirtschaftsgebäudes findet sich eine Olive (Olea europaea). Sie ist bei uns nur bedingt winterhart. Nach einem Frostschaden treibt sie nun aber wieder aus.

Wer nach einem Spaziergang durch die Außenanlagen des Botanischen Gartens Wärme sucht, sollte das Kuppelgewächshaus besuchen und findet dort noch den letzten roten Fruchtansatz des Granatapfels (Punica granatum); während der Sommerzeit leuchten orangerote Blüten und Früchte zwischen dem Grün des Laubs. Vermutlich war es ein Granatapfelbaum, von dessen Früchten Adam und Eva im Garten Eden nicht naschen sollten – und kein Apfel, der in der Antike im vorderen Orient noch gar nicht verbreitet war.

Hier steht auch eine Feige (Ficus carica), die zwar ebenfalls ihre Blätter abgeworfen hat – mit denen sich Adam und Eva bedeckten –, aber schon Knospen zeigt und charakteristisch duftet. Die Feige ist die erste in der Bibel explizit benannte Pflanze. Ihre zuckerhaltigen Früchte werden noch heute durch Trocknung haltbar gemacht.

Ebenfalls in der Kuppel findet sich die Kermes- oder Stech-Eiche (Quercus coccifera), deren Blätter an die Stechpalme erinnern. „Der Strauch ist auch die Wirtspflanze der Kermes-Schildlaus (Kermes vermilio), aus der früher der rote Farbstoff Kermes gewonnen wurde“, erläutert Sabine Etges. Dieser Farbstoff ist schon seit prähistorischen Zeiten bekannt und wurde rund ums Mittelmeer zum Färben von Stoffen genutzt.

Der Mastix-Strauch (Pistacia lentiscus), der ebenfalls schon zu biblischen Zeiten in Israel wuchs, produziert ein Harz, aus dem auch heute noch Räucherwerk, Kosmetika und Arzneistoffe hergestellt werden. Und auch von Cistus incanus, einer Zistrosen-Art, wird ein Harz gewonnen, das zur Herstellung von Weihrauch genutzt wird.

Im Südafrika-Haus findet sich der Echte Papyrus (Cyperus papyrus). Laut Überlieferung soll die Mutter den kleinen Moses in eine Wiege aus Papyrus gelegt haben, so dass er überlebte und später sein Volk retten konnte. Das Mark dieser Pflanze aus der Familie der Sauergräser ist auch der Rohstoff für antiken Beschreibstoff. Aus den Stängeln wurden in Ägypten Boote gefertigt, die über den Nil und möglicherweise darüber hinaus fuhren. Dass die aus Papyrus gefertigten Wasserfahrzeuge für längere Seereisen taugten, demonstrierte der Norweger Thor Heyerdahl mit seinem Boot „Ra“.

Der Botanische Garten der HHU

Der rund acht Hektar große Botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er dient der Bevölkerung ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung, der Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung an der HHU. Die umfangreichen, größtenteils öffentlichen Pflanzensammlungen werden als Arbeits- und Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre vor allem in der Biologie und der Pharmazie genutzt.

Ein besonderer Schwerpunkt des Düsseldorfer Botanischen Gartens ist die sogenannte Kalthauskultur. In ihrem Zentrum steht das Wahrzeichen des Gartens, das 1.000 Quadratmeter große Kuppelgewächshaus mit einer Höhe von 18 Metern. Es beherbergt Pflanzen des Mittelmeerraums und der Kanaren, aber auch solche aus Ozeanien, Asien und Amerika.

In den Jahren 2004 und 2008 wurde die Einrichtung um drei neue Gebäude erweitert, die Orangerie, das Südafrikahaus und einen Forschungsgewächshauskomplex. Neben dem großen Sammlungs- und Forschungshaus und den Versuchsflächen betreibt der Botanische Garten auch die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf dem Dach des Biologie-Neubaus.

Die im Botanischen Garten zu entdeckende Pflanzenwelt ist äußert vielfältig. Dort finden sich höchst seltene Pflanzen wie die Wollemie, von denen im Ursprungsland Australien nur circa 100 ausgewachsene Exemplare wild in einem sehr kleinen, gut geschützten Gebiet vorkommen. In Düsseldorf wird damit ein Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten und zur Sicherung der Biodiversität geleistet.

Alljährlich besuchen rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger den Botanischen Garten. Er ist für die Öffentlichkeit von März bis Oktober täglich und von November bis Februar montags bis freitags geöffnet. Den Besuchenden steht ein kostenfreier Audioguide auf Deutsch und Englisch zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen Besonderheiten führt.

Mit einem vielfältigen Vortrags- und Führungsprogramm werden Pflanzeninteressierte jeden Alters an die Geheimnisse, die im Garten zu finden sind, herangeführt und ihre Bedeutung für die menschliche Zivilisation verdeutlicht. Mit diesem Wissenstransfer ist der Botanische Garten in das Selbstverständnis der HHU als Bürgeruniversität eingebunden.

Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis des Botanischen Gartens der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf e.V., mit dessen Hilfe bereits viele Projekte realisiert werden konnten. Ebenso ist der Botanische Garten eine Ausbildungsstätte für bis zu zehn zukünftige Gärtnerinnen und Gärtner in der Fachrichtung „Staudengärtnerei“. Dort lernen sie auch die Besonderheiten eines wissenschaftlich orientierten Gartens kennen.

Weitere Informationen:
www.botanischergarten.hhu.de