Stadtraum

Raus aus der Großstadt?

Großstädte verlieren bei einem Teil der 30- bis 50-Jährigen vermehrt ihren Reiz. © pixabay

Binnenwanderungssaldo zeigt: Metropolen verlieren bei Einheimischen an Attraktivität

Zum ersten Mal seit der Jahrtausendwende zogen im Jahr 2014 mehr Inländer aus den Großstädten weg als hinzukamen. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das Zahlen für die 66 kreisfreien Großstädte in Deutschland ausgewertet hat.

Die Bevölkerung in den Großstädten wächst demnach seit 2009 immer stärker durch Zuzüge aus dem Ausland und immer weniger durch Binnenwanderung. War der Binnenwanderungssaldo * 2012 und 2013 in den kreisfreien Großstädten noch leicht positiv, fiel er 2014 erstmals seit dem Jahr 2000 negativ aus.

Besonders für einen Teil der 30- bis 50-Jährigen verlieren die Großstädte vermehrt ihren Reiz. Im Jahr 2014 kamen in ihrer Altersgruppe auf 40 Zuzüge 49 Fortzüge pro 1000 Einwohner. Diese Entwicklung ist nicht neu: Der Saldo der 30- bis 50-Jährigen war zwischen 2000 und 2014 stets negativ gewesen. Allerdings lag er zuletzt immer unter dem Tiefstand aus dem Jahr 2000 (41 Zuzüge und 47 Fortzüge). In 2006, dem Jahr des niedrigsten Saldos, kamen auf 37 Zuzüge 40 Fortzüge.

Viele Familien verlassen die Großstadt

Auch 2014 zogen also, das zeigen die genannten Zahlen, immer noch recht viele 30- bis unter 50-Jährige in die Großstädte. Der Vergleich mit den unter 18-Jährigen – Kinder und Jugendliche ziehen in der Regel nur mit ihren Eltern um – zeigt, dass vor allem Familien die Großstädte wieder verlassen. Familiär ungebundene Erwachsene finden Großstädte hingegen nach wie vor attraktiv. Ähnlich sieht es bei den 18- bis unter 30-Jährigen aus: Im Durchschnitt kommen in dieser Altersgruppe auf 102 Fortzüge aus der Großstadt 127 Zuzüge je 1000 Einwohner.

Nur selten geht’s aufs Land

Die Zahlen zeigen aber auch: Wer die Großstadt verlässt, wandert nicht automatisch aufs Land. Nur ein vergleichsweise geringer Anteil lässt sich in ländlichen Räumen jenseits des Umlands nieder. Die überwiegende Mehrheit zieht entweder in eine andere Großstadt oder in einen städtischen Kreis.

Darüber hinaus entwickelt sich die Bevölkerung nicht in allen Großstädten gleich. Während München, Hamburg oder Bonn zum Beispiel bereits Bevölkerung durch Binnenwanderung verlieren, kommen in Lübeck, Köln oder Magdeburg aus demselben Grund immer noch Einwohner hinzu.

Eine ausführliche Auswertung ist in Vorbereitung und erscheint voraussichtlich Ende März 2017 in der Reihe BBSR-Analysen KOMPAKT.


* Der  Binnenwanderungssaldo bildet die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen innerhalb Deutschlands ab. Die Zuwanderung aus dem Ausland berücksichtigt er demnach nicht.


Erste Zahlen und Grafiken: