Stadtraum

Zukunftslabore: KI als Beschleuniger der Quartiersentwicklung

KI als Beschleuniger der Quartiersentwicklung
© Pete Linforth auf Pixabay

„Future Districts Summit 2023“ des Fraunhofer IAO in Frankfurt diskutiert Chancen von KI in der Quartiersentwicklung

Mit dem Motto „Do(n’t) believe the Hype?! KI als Game-Changer in der Quartiersentwicklung“ fand am 6. Dezember 2023 der zweite „Future Districts Summit“ des Fraunhofer IAO im Jones Lang LaSalle SE (JLL) Headquarter in Frankfurt statt. Die Fachkonferenz des Innovationsverbunds „Future District Alliance“ mit über 80 Teilnehmenden diskutierte in mehreren Keynotes und Themen-Sessions die Chancen und Risiken beim Einsatz von KI in Wohn-, Gewerbe- und Mixed-Use-Quartieren und beleuchtete diese in Hinblick auf deren Lebenszyklusphasen.

Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in sämtliche Prozesse unseres Lebens – in unsere Städte sowie die Art und Weise, wie wir diese gestalten und transformieren. Von intelligenten Gebäudesystemen bis hin zu erleichterten Planungs- und Genehmigungsprozessen in Echtzeit verspricht die Rolle der KI in der Quartiersentwicklung nicht nur Innovation, sondern auch eine völlig neue Dimension der Stadtplanung. Mit dem Fokus KI als „Beschleuniger“ in der Quartiersentwicklung, fanden beim zweiten „Future Districts Summit“ des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO am 6. Dezember 2023 unterschiedliche Keynotes zu strategischen Zukunftsperspektiven und Themen-Sessions mit inspirierenden Referentinnen und Referenten statt.

Künstliche Intelligenz als Zukunftsaussicht

Begrüßt wurden die Teilnehmenden durch Dr. Steffen Braun, Leiter des Forschungsbereichs „Stadtsystem-Gestaltung“ am Fraunhofer IAO und Stephanie Baden, Head of Marketing & Corporate Communications bei JLL Deutschland, einem der Gründungspartner der „Future District Alliance“. Den Auftakt in einen diskussionsfreudigen Nachmittag bildete im Anschluss Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer IAO, mit seiner Keynote zum Thema „KI als Game-Changer für die Gestaltung urbaner Lebens- und Arbeitsräume“. Er betonte: „In innovativen Quartiersprojekten, wie in unserer Außenstelle im Werksviertel-Mitte München definieren wir neue Anwendungsszenarien für KI in der Nutzungsphase. Wir sehen KI als exponentielle Entwicklung: Bald wird es keinen Job mehr in Deutschland geben, der nicht durch KI beeinflusst wird.“ Helge Scheunemann, Head of Research Germany bei Jones Lang LaSalle, verdeutlichte in seinem Impuls die steigende Nachfrage nach Rechenzentren, Energie-Smart Grids und digitale Infrastruktur als neue Anforderungen für Standorte.

KI im Quartierslebenszyklus

In drei Themen-Sessions gaben nationale und internationale Expertinnen und Experten wertvolle Einblicke in den Einsatz von KI von der Planungs- bis in die Betriebsphase von Quartieren sowie zur Möglichkeit, KI als parametrische Entwurfswerkzeuge für zukünftige Stadtentwicklung zu nutzen. Beispielsweise zeigte Bernd Pinter, Experte aus dem Team „Digitale Innovation und FastLane“ der Stadt Wien, wie bereits im EU-Modellvorhaben „BRISE“ mittels künstlicher Intelligenz und Building Information Modelling städtische Baugenehmigungen automatisiert erstellt werden können, sofern alle Nachhaltigkeitskriterien und Randbedingungen berücksichtigt sind. Janina Schäfer, Cooperations & Collaborations Manager bei der IPAI GmbH und Sean Wright, Investment Principal bei JLL Spark Global Ventures widmeten sich in ihrer Session den Fragen: Wie generative KI und maschinelles Lernen heutige Managementprozesse verändern und wo neue KI-basierte Ökosysteme entstehen können. Dabei betonten sie die Relevanz von offenen Innovationsprozessen und die klare Fokussierung auf nutzerzentrierte KI-Anwendungen.

Dr. Ayse Glass, Post-Doc Researcher der HafenCity Universität Hamburg, berichtete von den Potenzialen synthetischer Daten für die Optimierung von Verkehr, die Steigerung der Energieeffizienz, die Erhöhung der Sicherheit, die Förderung der Bürgerbeteiligung oder verbessertem Gesundheitsmanagement in der Quartiersentwicklung. In der abschließenden Paneldiskussion wurde der Anspruch formuliert, dass es dringend Modellprojekte und experimentelle Anwendungen für KI zu Fragen der Wohnraumschaffung, des Stadtumbaus oder der Planung mit digitalen Zwillingen braucht – digitale Innovationen müssen sich mit unserer gebauten Umgebung verbinden.

Innovieren statt Optimieren

Prof. Tobias Wallisser, Gründer von LAVA Berlin und Professor für digitales Entwerfen an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, gab in seiner abschließenden Keynote spannende Einblicke in Forschung und Praxis und schloss mit den Worten: „Mit KI können wir Prozesse nicht nur optimieren, sondern auch innovieren“.

Passend hierzu wurde in der begleitenden Erhebung von zwei Drittel der Konferenzteilnehmenden eingeschätzt, dass der Effektivitätseinfluss von KI in Quartiersentwicklungsprozessen in den nächsten 5 Jahren um min. 50% oder mehr zunehmen wird – ein großes Potenzial somit für Zeit- und Ressourcenersparnisse.

Aus den Erkenntnissen und Impulsen des „Future Districts Summit 2023“ wird unter anderem ein gemeinsames Positionspapier und eine gemeinsame Forschungs-Roadmap zum Thema erarbeitet.