Stadtraum

Fairville – für faire Städte

Fairville
© StockSnap auf Pixabay

Zu den Folgen sozialer Ungleichheiten gehört nicht zuletzt auch sinkendes Vertrauen in demokratisch gewählte politische Institutionen

Wie begegnen Bürger*innen und Institutionen sozialen Ungleichheiten in städtischen Räumen? Wie versuchen sie, diese „von unten“, gemeinsam und nachhaltig mit Blick auf die Zukunft zu gestalten? Diese bislang kaum dokumentierte Thematik untersucht in den kommenden vier Jahren ein Team um Professorin Dr. Anna Steigemann, Professorin für die soziologischen Dimensionen des Raumes an der Universität Regensburg, in verschiedenen internationalen Städten. Die Europäische Union fördert das an der Universität Regensburg angesiedelte Forschungsprojekt Fairville im größten europäischen Forschungsförderungsprogramm HORIZON EUROPE in den kommenden vier Jahren mit über 2,6 Millionen Euro. „Ich freue mich sehr, dass die Regensburger Area Studies national und international immer sichtbarer werden und gratuliere zu diesem Erfolg“, sagt Universitätspräsident Professor Dr. Udo Hebel.

Komparative Sozial- und Raumforschung

Die Feldforschung zu Fairville findet mit Partner*innen statt, die sich direkt vor Ort praktisch mit sozialem Zusammenhalt/Sozialer Kohäsion auseinandersetzen. In Deutschland analysieren die Forscher*innen die Situation des Sanierungsprojektes „Rathausblock Kreuzberg“, ein innovatives Modellprojekt der Berliner Stadtentwicklung. Es soll in den nächsten Jahren sozialverträglich und mit Beteiligung der Bevölkerung entwickelt werden.

Komparative Sozial- und Raumforschung gehört zu den Kernthemen des DIMAS (Department für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies an der Universität Regensburg), dessen Vorsitzende Steigemann ist. Fairville entstand vor dem Hintergrund der Beobachtung, dass zu den Folgen sozialer Ungleichheiten nicht zuletzt auch sinkendes Vertrauen in demokratisch gewählte politische Institutionen gehört. Wer ohne soziale und politische Verwerfungen leben möchte, wer Vertrauen in die Politik erhalten oder wiederherstellen will, muss daher lebenswerte Räume für alle schaffen. „Es braucht neue Modelle der partizipativen Demokratie mit Blick auf soziale Strukturen, Mobilität, interethnische Beziehungen, Gerechtigkeit, Stadterneuerung, Innovation in Wohnen und Planung“, sagt Steigemann.

Sozialer Wandel und Empowerment

Die Idee, dass Stadtpolitik nicht für die Bevölkerung, sondern mit ihr gemacht werden sollte, ist aus Sicht der Forscher*innen ein „potenziell tiefgreifender Motor für sozialen Wandel und Empowerment“. Die Verwirklichung solcher Koproduktionsprozesse sehen sie jedoch gefährdet und hauptsächlich durch soziale Ungleichheiten und ungleiche Machtverhältnisse gekennzeichnet. Vor diesem Hintergrund liegt der Schwerpunkt der Fairville-Pilotprojekte auf der Erforschung der Möglichkeiten, wie akademische Welt, lokale Gemeinschaften und Vertreter*innen lokaler Behörden zusammenarbeiten können, um die zwischen ihnen bestehenden Asymmetrien im Hinblick auf Macht und Information zu verringern.

Die drei Pilotprojekte von Fairville setzen sich vorrangig mit ökologischen Ungleichheiten, Ungleichheiten im Zusammenhang mit Wohnraumversorgung und Stadtplanung sowie Ungleichheiten im Zusammenhang mit Klimarisiken auseinander. Der Ansatz reicht von der gemeinsamen Diagnose bis zur gemeinsamen Planung und Intervention. Sie werden als Aktionsforschung durchgeführt, die Ergebnisse der Pilotprojekte werden an die betroffenen Institutionen und Bürger*innen weitergegeben. „Wir werden gemeinsam daran arbeiten, den Transfer unserer Ergebnisse zu fördern und die Umsetzung zu unterstützen“, sagt Steigemann.

Weitere Informationen:
www.uni-regensburg.de