Stadtraum: Forschung

Geografie beinflusst Entwicklung von Städten

Leh in Ladakh im indischen Himalaya
Leh in Ladakh im indischen Himalaya: Die Stadt zeigt ein Siedlungsmuster, wie es typisch für die Bedingungen im Gebirge ist. © Pratyush Shankar

Ganzheitliche Betrachtungsweise von Stadtentwicklung schafft neue Einsichten

Wie prägen Landschaften die Entwicklung von Großstädten? Wie wird die Architektur der Gebäude und Plätze durch Wasserläufe beeinflusst? Welche traditionellen Bauformen überstehen Erdbeben am besten? Den Zusammenhang zwischen natürlichen Gegebenheiten und Stadtplanung untersucht Prof. Pratyush Shankar an der Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn. Der Architekt und Wissenschaftler aus Indien wird mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung gefördert.

„Durch das verheerende Erdbeben in Nepal ist die Frage von Stadtplanung in Südasien und besonders im Himalayagebiet wieder in unser Bewusstsein gerückt. Nun steht die Frage im Vordergrund, wie die Städte im Kathmandu-Tal wieder aufgebaut werden sollen“, sagt Prof. Dr. Julia A. B. Hegewald von der Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn. Die Wissenschaftlerin ist Gastgeberin von Prof. Pratyush Shankar von der CEPT University in Ahmedabad, der zur Stadtentwicklung und Siedlungsgeschichte auf dem indischen Subkontinent und im Himalayagebiet forscht.

„Prof. Shankar hat für die wissenschaftliche Untersuchung der Stadtarchitektur und der Siedlungsgeschichte in Südasien neue Ansätze entwickelt und unser Verständnis von Architektur erweitert“, sagt Prof. Hegewald. Der Wissenschaftler aus Indien hat zahlreiche Publikationen zum Thema veröffentlicht und arbeitet während seines Aufenthaltes an der Universität Bonn an einem weiteren Buch zur Stadtentwicklung in Indien, das voraussichtlich Ende 2016 erscheinen soll.

Verknüpfung von Stadt und umliegender Landschaft

Der indische Architekt nähert sich Städtebaufragen aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Er betrachtet sie unter dem Gesichtspunkt der umgebenden Landschaft und natürlicher Gegebenheiten. „Viele Disziplinen wie zum Beispiel Architektur oder Landschaftsökologie sind sehr stark auf ihre eigenen Blickwinkel fokussiert. Durch eine ganzheitliche Betrachtung der Städte und ihres Umlandes kommen wir aber zu vollkommen neuen Einsichten“, erklärt Prof. Shankar.

Prof. Hegewald und Prof. Shankar untersuchen zusammen, wie traditionelles architektonisches Wissen in Südasien dazu beitragen kann, Gebäude in Bezug auf Erdbeben sicherer zu machen. „Von den Zerstörungen des Erdbebens im Kathmandu-Tal sind moderne Gebäude viel stärker betroffen als ältere“, weiß Prof. Shankar. In der traditionellen Bauweise werde ein hoher Anteil elastisches Holz verwendet, das die Gebäude gegenüber Beben viel widerstandsfähiger mache als zum Beispiel Beton. Die moderne Architektur müsse sich auf solch traditionelles Wissen zurückbesinnen, um Städte gegen Naturbedrohungen zu wappnen.

Ausstellungsprojekt zusammen mit Studierenden

Die Ergebnisse der gemeinsamen Forschung möchten Prof. Hegewald und Prof. Shankar in einer Ausstellung zur Kunst und Architektur im Himalaya präsentieren, die sie gemeinsam mit Studierenden erarbeiten. Die Themen werden von der Kultur des Himalayas bis zur Bedrohung durch Erdbeben reichen. „Zwischen der Forschung von Prof. Hegewald und mir gibt es zahlreiche Überschneidungen“, sagt Prof. Shankar. „Die Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn ist für mich ein idealer Platz für eine Kooperation.“

Weitere Informationen:
Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn