Stadtraum: Forschung

Institut für Urban Public Health: Wie Stadtplanung Gesundheit beeinflusst

Public Health
Jess Foami auf Pixabay

Die Medizinische Fakultät der Uni Duisburg-Essen gründet am Universitätsklinikum Essen (UKE) das Institut für Urban Public Health (InUPH)

Die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen gründet am Universitätsklinikum Essen das Institut für Urban Public Health (InUPH). Zukünftig wird hier systematisch und kooperativ erforscht, welchen Einfluss das städtische Umfeld auf die Gesundheit der Menschen hat und wie es optimal gestaltet werden kann. Die Fritz und Hildegard Berg-Stiftung im Stifterverband fördert die Institutsgründung mit 750.000 Euro über 5 Jahre.

Über den Einfluss städtischen Lebens auf die Gesundheit der Bewohner besteht kein Zweifel. Gleichwohl sind viele Fragen offen. So wäre beispielsweise zu klären, welche Rolle ein breites Kultur- und Sportangebot, eine große Lebensmittelauswahl sowie öffentliche soziale Anknüpfungspunkte für Gesundheit und Wohlbefinden der Stadtbewohner spielen. Viele Erkenntnisse werden zudem in der Stadtplanung und -entwicklung nur zögerlich umgesetzt. Hier wird Prof. Dr. rer. nat. Susanne Moebus, Leiterin des neu gegründeten Instituts für Urban Public Health (InUPH), mit ihrem Team ansetzen. „In diesem Forschungsfeld gibt es großen Handlungsbedarf“, sagt die Epidemiologin und Biologin.

Die geografische Lage des neuen Instituts bietet beste Voraussetzungen für das Forschungsfeld. Die Metropolregion Ruhr zählt mit rund 5 Millionen Menschen zu den am dichtesten besiedelten Gebieten Europas. Im Umkreis von 50 Kilometern um Essen leben 8,6 Millionen Menschen – ein Ballungsraum mit besten Bedingungen für Forschung und Lehre zur Gesundheit urban lebender Bürger. Struktur, Anbindung und Ausrichtung des Instituts sind deutschlandweit einmalig. Bislang gibt es nur wenig konzertierte Forschung zu den komplexen Zusammenhängen urbaner Systeme mit Urban Public Health.

Als Naturwissenschaftlerin wünscht sich Susanne Moebus eine Rückkehr der sogenannten sozialen Medizin, die bereits im 19. Jahrhundert für mehr Synergien zwischen Stadtplanung und öffentlicher Gesundheit stand. Das Problem seitdem: Die meisten Ärzte konzentrieren sich auf die Individualmedizin, Stadtplaner hingegen auf Infrastruktur und wirtschaftliche Interessen. Das Forschungsfeld „Urban Public Health“ arbeitet an dieser Schnittstelle und schaut sich die Bevölkerung einer Stadt als Ganzes an: Was hält die Menschen gesund? Wie müsste ihr Lebensumfeld idealerweise organisiert sein? Wie sollten Städte (um-)gebaut werden?

Institutsleiterin Moebus sieht dringenden Handlungsbedarf: „Es ist höchste Zeit, dass diese mauerblümchenartige Tradition im großen Stil wiederentdeckt wird. Wir werden die medizinischen Risiken studieren, gesundheitliche Ressourcen analysieren und mit Vertretern weiterer Disziplinen zeigen, wie Stadtplaner und politische Akteure Städte zu Orten der Gesundheit machen können.“ Um die inter- und transdisziplinären Aufgaben erfolgreich zu bearbeiten, nimmt das neue Institut regionale und lokale Entwicklungen in den Fokus, etwa die gesundheitsförderliche Quartiersentwicklung, zum Beispiel in Emscher-Kommunen. Darüber hinaus wird es an internationalen Entwicklungen zur Gesundheit in Stadt und Region mitwirken und darauf abzielen, diese Erkenntnisse lokal nutzbar zu machen.

Um möglichst viele belastbare Daten auswerten und valide Empfehlungen abgeben zu können, werden neue Allianzen mit Vertretern aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft geschmiedet sowie bestehende ausgebaut. Neben nationalen Kooperationspartnern, wie der Akademie für den Öffentlichen Gesundheitsdienst und dem Robert-Koch-Institut, werde man auch mit internationalen Größen zusammenarbeiten, zum Beispiel dem Ecologic Institute und dem Rutgers Centre for Urban Environmental Sustainability. Als regionaler Dialogpartner spielt das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie mit dessen Profilschwerpunkt „Urbane Systeme“ eine herausragende Rolle. Dort wird im Rahmen der bereits bewilligten Förderung deshalb eine Doktorandenstelle geschaffen. Im Institutsfokus steht zudem die Ausbildung von Nachwuchsforschern, damit erlangte Erkenntnisse nachdrücklich verbreitet sowie neue Herausforderungen frühzeitig erkannt und bewältigt werden können.

Das bisherige Zentrum für Urbane Epidemiologie am Universitätsklinikum Essen wird in das neue Institut überführt. Die entwickelten Kompetenzen und Kapazitäten sowie die dort von der Medizinischen Fakultät bereitgestellten finanziellen Mittel und bislang eingeworbene Drittmittel gehen darin auf.

Weitere Informationen:
www.uni-due.de