Stadtraum

Klimafolgenanpassung mit Tiny Forests im urbanen Raum

Klimafolgenanpassung mit Tiny Forests
Noch sind die Bäume des Tiny Forest in Griesheim klein. Aber hier entwickelt sich ein artenreiches, hochverdichtetes Mikro-Ökosystem. © klimafarmer/Miya

Klimafolgenanpassung: Mit kleinen Wäldchen und Terra Preta wird die Biodiversität gefördert, CO₂ und Wasser gespeichert

„Drückende Hitze, bedrohlicher Starkregen und zerstörerisches Hochwasser: Die Klimafolgenanpassung gewinnt in Städten an Relevanz. Angesichts akuter Bedrohungslagen darf sie in der kommunalen Klimaarbeit den Klimaschutz aber nicht überlagern“, darauf weist Nadia Rinawi-Molnar im aktuellen Newsletter der #stadtvonmorgen hin. Sie ist Ansprechpartnerin für die Themen Klimaschutz, Klimafolgenanpassung und Nachhaltigkeit bei der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) und unterstreicht, dass beide Themen – kurzfristige Maßnahmen zur Klimaanpassung und langfristiger Klimaschutz – gleichwertig und gleichzeitig gedacht und angegangen werden müssen. Dabei sei es für Kommunen wichtig, die örtliche Gemeinschaft, insbesondere auch die Wirtschaft, in ihre Klimaarbeit einzubinden.

Klimafolgenanpassung mit Tiny Forests

Von Anfang an setzt die Stadt Griesheim auf die Beteiligung von Bürgerschaft und Schulen. Hier bestimmen die Kinder, was sie im Herbst zuvor gepflanzt haben. © klimafarmer/Griesheim

Urbane Wildnisinseln

Der wachsenden Relevanz von Klimaresilienz in Kommunen stellt man sich im hessischen Griesheim mit besonderem Engagement. Griesheim liegt sechs Kilometer südlich von Darmstadt und ist mit 28.000 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Auf der städtischen Website skizziert Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl die weltweiten Klimaherausforderungen und beschreibt anschaulich und motivierend, wie das integrierte Klimaschutzkonzept Griesheims aussieht. Er zeigt auf, welche Projekte konkret in die Tat umgesetzt werden, um auf lokalem Raum klimaschützend zu wirken und auch die Biodiversität zu fördern. „Jede noch so kleine Maßnahme, jede helfende Hand, jede wirkungsvolle Projektidee, jedes Wort zur Sensibilisierung für den Umgang mit den begrenzten Ressourcen hilft“, so Krebs-Wetzl. Der flammende Appell wird mit anschaulichem Informationsmaterial unterstützt und offenbar engagieren sich in Griesheim tatsächlich viele Bürgerinnen und Bürger für ihre unmittelbare Mitwelt. So sind u.a. in wenigen Jahren zwei Miniwälder, sogenannte Tiny Forests entstanden. Diese artenreichen urbanen Wildnisinseln werden von über 30 Freiwilligen in den ersten Jahren gepflegt. Denn ohne anfängliche Pflege gedeiht auch diese wilde Sonderform des öffentlichen Grüns nicht. Aber nicht nur die Bürgerschaft ist in Griesheim mit im Boot. Auch die Schulen waren von Anfang an dabei: mit Informationsveranstaltungen, mit fleißigen Händen beim Pflanzen, aber auch mit Bildungstagen, wenn die Gehölze im Frühjahr Blattwerk entwickelt haben. Dann gingen die Schülerinnen und Schüler wieder in ihre winzigen Wäldchen und bestimmten, was sie im Herbst gepflanzt hatten.

Gemeinsam stark für die Klimafolgenanpassung

Tiny Forests sind mit deutschen Wäldern nicht zu vergleichen. Es sind hochverdichtete Mikro-Ökosysteme auf kleiner Fläche aus bis zu 40 unterschiedlichen heimischen Spezies. Nicht nur in Griesheim folgte man dabei der japanischen Miyawaki Methode, nach der schon die Fläche eines Tennisplatzes ausreicht, um im unmittelbaren Umfeld spürbare Wirkung zu erzeugen. In einem beispielhaften partizipatorischen Prozess arbeiten Stadtverwaltung, Vereine, die Feuerwehr, aber auch Bürgerschaft, Schulen und Kindergärten zusammen. Auf optimal vorbereiteten Boden wurden kleine Setzlinge extrem dicht gepflanzt. Bei der Bodenvorbereitung kamen die klimafarmer mit ihrer Pflanzenkohle als Kooperationspartner ins Spiel.

Pflanzenerde Terra Preta

Mit der Pflanzenerde Terra Preta mit aktivierter Pflanzenkohle wird der Boden optimal verbessert, um das Pflanzenwachstum zu fördern, aber auch um gleichzeitig eine CO₂-Senke zu schaffen. © klimafarmer

CO2-Speicherung durch Pflanzenkohle

Mit der speziellen Pflanzenerde Terra Preta, die aktivierte Pflanzenkohle enthält, wurde der Boden für die Tiny Forests in Griesheim optimal verbessert. Ron Richter ist Geschäftsführer der klimafarmer und Verfechter dieser natürlichen und im Übrigen uralten Methode, das Pflanzenwachstum zu fördern und gleichzeitig eine CO2-Senke zu schaffen. Wenn er von solchen integrativen Projekten spricht, klingt er begeistert, begeisternd und wissenschaftlich: „Pflanzenkohle verbessert die biologischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften von Böden. Sie dient als Trägersubstanz zur Bindung von Wasser und essentiellen Nährstoffen. Durch ihr großes Porenvolumen stellt Pflanzenkohle ein dauerhaftes Habitat für bodenaufbauende Mikroorganismen und wertvolle Pilze wie Mykorrhiza dar. Das ist nicht neu, sondern nach dieser Methode haben schon die indigenen Völker vor Jahrhunderten in Südamerika am Amazonas ihre Felder nachhaltig bewirtschaftet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden die sogenannte Schwarzerde um ehemalige Siedlungen, waren über deren Fruchtbarkeit erstaunt und haben sie analysiert. Die damalige Schwarzerde ist der Vorläufer unserer Terra Preta, die wir heute regional mit Pflanzenkohle erzeugen. Damit schaffen wir optimale Voraussetzungen für Biodiversität selbst auf kleinstem Raum, außerdem bringen wir damit dauerhaft CO2 in die Erde, das ist ein toller und wichtiger Nebeneffekt bei der ökologischen Bilanzierung.“

Macht Boden gut und Klima besser

In immer mehr dicht besiedelten, urbanen Räumen entstehen Tiny Forests oder Miniwälder, weil man mittlerweile gut erforscht hat, welche Auswirkungen diese kleinen Biotope als ökologische Trittsteine auf das Mikroklima, auf Insekten, Vögel und andere Kleinlebewesen haben. Sie kühlen die Atmosphäre im lokalen Umfeld spürbar, filtern Feinstäube aus der Luft, senken den Lärmpegel und bei Starkregenfällen sind sie – auch dank der Pflanzenkohle – in der Lage, große Wassermengen zu speichern.

Griesheim ist nur ein Beispiel von vielen, aber ein sehr gutes, weil man hier von Anfang an auf die Bürgerbeteiligung bei der Klimafolgenanpassung gesetzt hat. Denn nur wer sich mit dem Zusammenhang von Bodengesundheit, standortgerechten Pflanzen, Planung, Pflanzung und Pflege befasst und vielleicht sogar noch selbst beteiligt, versteht die Wirkung eines Tiny Forests Projekts, aber auch die von Stadtbäumen. Und dass man mit Hilfe von aktivierter Pflanzenkohle auch noch klimapositiv gärtnern kann und mit gesundem Wachstum zum Mikroklima beiträgt, macht solche Projekte besonders wertvoll.

Weitere Informationen:
www.miya-forest.de |
www.klimafarmer.de |
www.griesheim-gestalten.de/page/miniwaelder |
Klimafarmer Ron Richter im Podcast