In den vergangenen 30 Jahren haben besonders heftige Regenfälle weltweit zugenommen – für enorme Niederschlagsmengen in relativ kurzen Zeitspannen wurden immer neue Rekorde aufgestellt. Bis 1980 lassen sich Schwankungen in der Häufigkeit von Starkregen mit natürlichen Faktoren erklären, für die jüngste Zeit aber haben Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen klaren Aufwärtstrend solcher außergewöhnlicher Niederschlagsereignisse entdeckt, die zu folgenschweren Überschwemmungen führen können. Die Zunahme passt zum Anstieg der globalen Mitteltemperatur, die von Treibhausgasen aus dem Verbrennen von Kohle und Öl verursacht wird.
Starkregen und die Folgen
Extreme Regenfälle haben im Jahr 2010 in Pakistan verheerende Fluten verursacht, die zum Tode hunderter Menschen führten und in der Folge etliche Cholera-Erkrankungen auslösten. Im selben Jahr kam es im US-Staat Texas zu ein paar Dutzend Rekord-Niederschlägen mit heftigen Überschwemmungen. Und in den letzten beiden Jahrzehnten haben sich in Deutschland bereits drei sogenannte „Jahrhundertfluten“ ereignet.
„In all diesen Regionen hat die Regenmenge, die an einem Tag zu Boden fiel, jeweils örtliche Rekorde gebrochen“, erklärt Jascha Lehmann, Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, in einem Artikel in der Zeitschrift „Climate Change“. „Jedes dieser einzelnen Wetter-Ereignisse hat zwar eine ganze Reihe verschiedener Auslöser, aber insgesamt sehen wir einen klaren Trend: Die Tendenz zu immer heftigeren Unwettern ist steigend.“
Starkregen nimmt weltweit zu – besonders in Südost-Asien
Daten von Tausenden Wetterstationen weltweit aus den Jahren 1901 bis 2010 wurden statistisch ausgewertet. Ab dem Jahr 1980 zeigt die Analyse einen deutlichen Anstieg von extremen Regen-Ereignissen. Verglichen mit einem Szenario ohne Klimawandel beträgt die Zunahme ab diesem Zeitpunkt insgesamt 12 Prozent. „Da die Trendkurve jedoch nach oben weist, sehen wir allein im letzten Jahr der Untersuchung ein Plus von 26 Prozent“, rechnet Lehmann vor.
Diese Rekorde brechende Wetter-Abnormität ist auf den verschiedenen Kontinenten der Erde unterschiedlich ausgeprägt; feuchte Regionen erleben eine stärkere, trockene eine weniger starke Zunahme. In den Ländern Südost-Asiens wurde ein Anstieg von Rekord-Regenfällen um 56 Prozent verzeichnet, in Europa um 31 Prozent. Andere Regionen hingegen beobachten eine Abnahme von Rekord-Regen. Im Mittelmeer-Raum beträgt diese Abnahme 27 Prozent, im Westen der USA 21 Prozent. Beide Regionen sind von Trockenheit bedroht.
Die Verbindung zum Klimawandel: Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen
Eine statistische Analyse kann sicher keine direkte physikalische Beziehung von Ursache und Wirkung liefern. Deshalb haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit den bereits vorhandenen Erkenntnissen verglichen. Mit der Clausius-Clapeyron-Gleichung lässt sich beispielsweise berechnen, wieviel mehr Wasserdampf eine immer wärmere Atmosphäre aufnehmen kann. Die zusätzlichen Mengen von Luftfeuchtigkeit können bei entsprechenden Witterungsbedingungen schlagartig freigesetzt werden. Die Forscher zeigen, dass die beobachtete Zunahme von nie dagewesenem Starkregen tatsächlich zu dem passt, was durch den Einfluss der globalen Erwärmung rein thermodynamisch zu erwarten wäre.
„Einer von zehn Rekord-Regenfällen in den vergangenen 30 Jahren ist nur durch den Einfluss der langfristigen Klima-Erwärmung zu erklären“, schlussfolgert Ko-Autor Dim Coumou. „Und im letzten untersuchten Jahr, 2010, ist es sogar einer von vier Rekord-Regenfällen.“
Bislang konnten Studien nur mit mittlerer Sicherheit sagen, wie der vom Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen örtliche wie auch weltweit gemittelte Regenfälle beeinflusst hat. Die nun vorliegende Studie hilft, diese Forschungslücke zu schließen. Erstmals blickt sie, aufbauend auf früheren Studien zu Starkregen, auf weltweite Beobachtungsdaten von kurzfristigen Rekord-Regenfällen.
Der Trend ist beunruhigend
Die Wissenschaftler haben berücksichtigt, dass die Qualität historischer Wetterdaten regional sehr unterschiedlich sein kann. Zum Beispiel sind Regenmessungen aus der Sahara nur spärlich vorhanden. Für die betreffende Region können daher keine Rückschlüsse gezogen werden. Andere Regionen wie Europa und die USA bieten hingegen über mehr als ein Jahrhundert hinweg sehr gute Messdaten, was es den Forschern erlaubt, für diese Regionen aussagekräftige Schlüsse zu ziehen.
„Der ausgeprägte Trend zu vermehrten Rekord-Regenfällen ist natürlich beunruhigend“, fasst Coumou zusammen. „Aber da dieser Trend Übereinstimmung mit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung zeigt, sollte er auch vom Menschen zu beeinflussen sein – nämlich durch rasche und deutliche Reduzierung von Treibhausgasen aus fossilen Brennstoffen.“
Weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Link zum Original-Artikel:
Increased record-breaking precipitation events under global warming