Stadtraum: Forschung

In Mannheim startet Migrants4Cities die 2. Phase mit neuem Thema

Migrants4Cities in Mannheim
Öffentliche Testaktion am 13. April 2018: Kreativ arbeiten im Freien. © Markus Prosswitz

Projekt „Migrants4Cities: Hochqualifizierte Migrant*innen gestalten Zukunftsstädte“ erprobt in Mannheim einen ko-kreativen Stadtentwicklungsprozess

Nachhaltige Stadtentwicklung steht für die Stadt Mannheim weit oben auf der Agenda, ebenso wie aktive Bürgerbeteiligung – gerade in Zeiten von Corona. Wie dies gelingen kann, hat das Team von Migrants4Cities mit dem UrbanLab am 17./18. Juli 2020 gezeigt. Zwei Tage lang arbeiteten 18 Bürger*innen, Akteure aus der Neckarstadt Ost und Vertreter*innen aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam an Lösungsideen zum Thema „Klimaresilienz und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum“. Das Projekt Migrants4Cities wird von der Stadt gemeinsam mit der TU Berlin und dem inter 3 Institut für Ressourcenmanagement getragen und vom Bundesminis-terium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Die aktive Bürgerbeteiligung ist als Strategisches Ziel in dem mit der Bürgerschaft erarbeiteten Leitbild „Mannheim 2030“ verankert. Es lautet: „Die Mannheimerinnen und Mannheimer nutzen überdurchschnittlich engagiert die Möglichkeiten, sich in demokratischen und transparenten Prozessen an der Entwicklung ihrer Stadt zu beteiligen.“

Von der Idee zur konkreten Lösung – mit Urban Design Thinking

In drei Arbeitsgruppen entwickelten die Teilnehmenden Ideen für drei Zonen des Pilotquartiers Neckarstadt-Ost: die Lange Rötterstraße, den Platz vor der Uhlandschule und die Straßen zwischen Lange Rötterstraße und Käfertaler Straße. „Wir haben dieses Gebiet bewusst für den Beteiligungsprozess gewählt, denn im Stadtteil ist seit langem eine Diskussion über die Nutzung des öffentlichen Raums im Gange, inklusive der Forderung nach einem neuen Mobilitätskonzept“, so Christian Hübel, der Leiter des Projekts für die Stadt Mannheim. Spannend findet dies auch Prof. Elke Pahl-Weber von der TU Berlin, die mit ihrem Team die Methode Urban Design Thinking entwickelt hat und u.a. im Projekt Migrants4Cities erprobt. „Die Mitwirkenden konnten im Urban Design Thinking eine Vielzahl interessanter Ideen generieren und daraus Lösungsansätze entwickeln. Das ist ein gelungener Auftakt für die weitere konstruktive Zusammenarbeit im Quartier!“ In dem zweitägigen UrbanLab, dem noch zwei weitere folgen werden, wurden mittels Interviews und Vor-Ort-Besichtigungen die Bedarfe verschiedener Bevölkerungsgruppen ermittelt, in Diskussionen vertieft und in prototypische Lösungen umgesetzt.

Ort des Beteiligungsverfahrens war der Herzogenriedpark, den die Stadtpark GmbH zur Verfügung gestellt hat. Das ermöglichte dem Projektteam unter Berücksichtigung der Abstands- und Hygieneregeln ein gemeinsames Arbeiten mit einer begrenzten Zahl von Teilnehmenden. Die Workshops im Freien durchführen zu können, hat es für alle Teilnehmenden angenehmer gemacht und das Wetter spielte zum Glück mit.

Weitere Informationen:
Informationen zu den Workshops der ersten Projektphase |
Broschüre „Willkommene Perspektiven“ |
Leitbild „Mannheim 2030“


Informationen zum Projekt Migrants4Cities 2016 – 2019
Das Forschungsprojekt Migrants4Cities wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Seit 2016 arbeiten die Stadt Mannheim, die TU Berlin und inter 3 mit Mannheimerinnen und Mannheimern an der Entwicklung von Ideen für eine nachhaltige Stadt. Angewendet wird die von der TU Berlin entwickelte Methode des Urban Design Thinking. In einem ergebnisoffenen, jedoch stets lösungsorientierten Innovationsprozess werden dabei urbane Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung erarbeitet und Bewohner*innen vom ersten Moment der Problemdefinition eingebunden. In Mannheim entwickelten Menschen mit internationaler Biografie, Themenpat*innen und potenzielle Umsetzungspartner*innen in 18 Monaten und neun UrbanLabs Lösungen zu fünf Themenfeldern nachhaltiger Stadtentwicklung – Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Zusammenleben und Mitmachen. Dabei entstanden Lösungsansätze wie die „Arbeitsbox“ ein Büro im Freien, die „KulturTram“, die bereits mehrfach zum Einsatz kam oder die „Toolbox Nachbarschaftsplätze gestalten“.
Anfang 2021 können die Teilnehmenden in zwei weiteren UrbanLabs ein klimaresilientes Mannheim mit hoher Aufenthaltsqualität in ihrem Quartier mitgestalten. Welche Ideen für die Neckarstadt Ost am Ende der letzten Workshops tatsächlich gefunden und ausgearbeitet sind, bleibt noch ein spannender und kreativer Prozess für alle Beteiligten.


Originalpublikation:
Hübel, C., Pahl-Weber, E. und Schön, S. (2020): Willkommene Perspektiven. Nachhaltige Stadtentwicklung durch Urban Design Thinking. Universitätsver-lag der TU Berlin, Berlin. DOI 10.14279/depositonce-9510:
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Beitrag zu Migrants4Cities in Transforming Cities 2|2020