Stadtraum

Stadtbäume sterben an Hitzestress und Trockenheit

Stadtbäume bei Trockenheit
© Bettina Bande/Fachverband geprüfter Baumpfleger e.V.

Nicht nur der Rasen verfärbt sich in unseren Parks derzeit gelb, auch die Stadtbäume leiden unter Hitze und Trockenheit. Viele Menschen möchten da nicht tatenlos zusehen. Einige Städte bieten deshalb Patenschaften für Baumbeete und Grünflächen an. Doch Vorsicht! Manche Maßnahme beruhigt eher das Gewissen der Helfenden als dass dadurch die Bäume wirklich gerettet werden.

 Ortsprägende Buchen sterben ab

Jeder Baum ist unterschiedlich resistent gegen Hitze und Trockenheit. Frank Rheinwald aus Wermelskirchen ist selbständiger Baumpfleger und Fachagrarwirt für Baumpflege: „Fichten, Tannen und Koniferen wurzeln flach im Boden und dort ist die Erde gerade knochentrocken.“ Aber nicht nur diese Bäume sind aktuell gefährdet: „Ich erlebe auch immer häufiger, dass alte, ortsprägende Buchen absterben. Die fallen bei uns hier im Bergischen reihenweise aus. Das ist wirklich tragisch.“ Sie zeigen die sogenannte Buchenkomplexkrankheit. Dann sind sie nicht mehr zu retten – auch nicht durch Bewässerungssäcke. Bäume wie die Eberesche, die Salweide oder Birke leiden ebenfalls sehr unter dem aktuellen Hitzestress. Als robuster erweisen sich Platanen oder Robinien, die in vielen Städten typisch für die Straßenrandbepflanzung sind. Städte und Gemeinden können durchaus etwas für die großen Bäume tun: „Die großen Bäume benötigen etwa 300 Liter Wasser pro Tag. Es macht Sinn, etwa einen Wassersprenger unter den äußeren Bereich der Krone zu stellen und dort regelmäßig zu bewässern.“ Beim großflächigen Bewässern sollte der Baum immer Vorrang vor dem Rasen haben. „Rasen ist eher zu ersetzen als ein Baum,“ meint Rheinwald.

Bewässerungssäcke helfen großen und älteren Bäumen nicht

Doch auch die Bürgerinnen und Bürger versuchen, den Stadtbäumen bei Trockenheit zu helfen. Sie binden Bewässerungssäcke direkt um den Stamm des Baums und füllen sie mit Wasser. Diese Säcke verfügen über kleine Löcher, die den Baum bis zu acht Stunden lang mit Wasser versorgen. Der Vorteil: Im Gegensatz zum Gießen wird das Wasser effektiver direkt an die Baumwurzeln geleitet, ohne vorab zu verdunsten. Für junge oder frisch gepflanzte Bäume macht diese Methode Sinn, erklärt Frank Rheinwald. Doch sie hilft nicht bei Bäumen mit großem Kronendurchmesser. Weiter vom Stamm entfernt sind die Wurzeln aufnahmefähiger als in der Nähe des Stamms: „Einen Wassersack bei einem großen Baum direkt an den Stamm zu packen, ist uneffektiv, weil das Wasser gar nicht bis nach außen hin durchsickern kann. Es kommt nicht im Feinwurzelwerk an.“ Dienen die Bewässerungssäcke also nur dem guten Gewissen der Baumpaten und nicht den Bäumen selbst? Frank Rheinwald: „Parkbäume haben mehr Platz als Straßenbäume, um auch in der Breite Wurzeln zu schlagen. Straßenbäume haben dagegen nur einen kleinen durchwurzelbaren Raum zur Verfügung. Bei ihnen macht das Bewässern direkt am Stamm mehr Sinn als bei Parkbäumen.“ Vor dem Einsatz von Bewässerungssäcken lohnt es also, zu schauen, wo der Baum steht, um was für eine Baumart es sich handelt und wie groß der Baum ist. Eine Allzweckwaffe gegen das Verdursten der Bäume sind sie leider nicht.


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Hintergrund: Die Wahl zwischen Verhungern und Verdursten
Frank Rheinwald ist im Fachverband geprüfter Baumpfleger aktiv und betreut selbst viele Privatkunden, die gerade ihre Fichten in den Gärten verlieren. Er weiß, welche biologischen Folgen die Trockenheit hat: „Aktuell kann ein Baum entweder verhungern oder verdursten, denn der Baum reguliert seine Atmung und seinen Wasserhaushalt über die Spaltöffnungen in den Blattunterseiten. Schließt er die Öffnung, verdunstet zwar wenig Wasser, aber er bekommt nicht ausreichend Luft, die er für die Photosynthese benötigt. Öffnet der Baum die Spaltöffnungen, hat er zwar viele Möglichkeiten zur Verstoffwechslung, aber es verdunstet auch viel Feuchtigkeit.“ Die Flüssigkeitszufuhr ist also existenziell wichtig für das Überleben der Bäume. Doch für ihr Absterben sorgen immer mehrere Faktoren, weiß der Fachmann: Dafür kommt immer eine Kombination aus abiotischen (Trockenheit) und biotischen (etwa ein Pilz, der übertragen wird) Ursachen zusammen.