Stadtraum

Stadtgeschichte Trier via Audiotour

Stadtgeschichte Trier via Audiotour
Mit dem kostenlosen Audiorundgang kann man in der Trierer Innenstadt die Geschichte der Alten Universität erkunden. © Universität Trier

Rundgang mit dem Smartphone zeigt Leben und Wirken von Studenten und Professoren der Alten Universität Trier

Feierliche Rituale zur Immatrikulation von Studenten, ein im Zuge der Hexenverfolgung auf dem Scheiterhaufen verbrannter Rektor und der Einfluss von Professoren in der Zeit der Aufklärung – diese und weitere helle wie dunkle Episoden aus der Geschichte der Alten Trierer Universität (1473–1798) erzählt eine neue Audiotour. In einem Projektseminar an der Universität Trier haben 16 Studierende unter Leitung von Privatdozent Dr. Jan Simon Karstens die circa 90-minütige Audio-Stadtführung erarbeitet. Mit dem Smartphone können sich ab sofort alle Interessierten in der Innenstadt auf eine kostenlose Zeitreise in die Universitätsgeschichte begeben. Die Universität erinnert mit dem 18 Stationen umfassenden Rundgang an das 550-jährige Jubiläum der Gründung der „hohen Schule“ in Trier.

Doch was macht die Geschichte der Alten Universität so spannend? „Die Universität hat in der frühen Neuzeit maßgeblich das Wirken in der Stadt beeinflusst. Gleichzeitig sieht man am Beispiel der Universität, welche Auswirkungen politische Entscheidungen und geschichtliche Ereignisse und Strömungen gehabt haben“, sagt Projektleiter und Historiker Jan Simon Karstens. Mit der Audiotour wollen er und seine Studierenden ein fast vergessenes Kapitel der Stadtgeschichte beleuchten. „In Trier hat man sich immer schon mehr mit der Antike, dem Mittelalter und der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts beschäftigt als mit der frühen Neuzeit.“

Die Erarbeitung der Inhalte der Audiotour war aufgrund der Quellenlage nicht ganz einfach. Für ihre Recherche kombinierten die Studierenden daher alte und neue Publikationen zur Universitätsgeschichte, Quelleneditionen und Schriften aus der Zeit der alten Universität. Mit ihren Ergebnissen überlegten sie dann, welche Episoden an welchen Stationen behandelt werden sollen und verfassten entsprechende Texte. Während die aus Fernsehproduktionen bekannte Sprecherin Nadja Schulz-Berlinghoff die Infotexte des Rundgangs vertont hat, haben Studierende einzelne szenische Dialoge unter Anleitung von Andreas Gülden im Tonstudio der Universität Trier eingesprochen.

So wird man beispielsweise Zeuge eines Gesprächs, bei dem Studenten sich über Aufnahmerituale unterhalten: Mit Hobel, Axt und Bohrer sowie Salz und Wein wurden die frisch Immatrikulierten an der Universität Trier begrüßt. Schon damals stammten übrigens viele Studenten aus dem benachbarten Luxemburg und Frankreich. Sie waren zum Studium an der Theologischen, Philosophischen, Juristischen oder der kleinen Medizinischen Fakultät nach Trier gekommen.

Immer wieder beleuchtet der Rundgang die Alte Universität Trier und ihre Angehörigen auch im größeren geschichtlichen Zusammenhang. Ein Rektor der Universität nahm eine führende Rolle in der Hexenverfolgung ein, wurde dann aber später selbst auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein anderer Professor der Universität, Friedrich Spee, wandte sich in seinen Schriften deutlich gegen die Praktik der Hexenverfolgung.

Ebenso wie weitere Universitäten wurde die Trierer „hohe Schule“ unter französischer Besatzung im Zuge einer Bildungsreform 1798 geschlossen. Erst 1970 erhielt Trier wieder eine Universität.

Für die an der Konzeption und Erstellung des Audiorundgangs beteiligten Studierenden der Universität Trier war das Projekt eine spannende und wertvolle Erfahrung. „Ich habe nicht nur viel über die Geschichte der Stadt Trier gelernt, sondern auch einiges über zielgruppengerechtes Schreiben sowie die praktische Anwendung von recherchiertem Wissen“, sagt Studentin Katharina Büdenbender. Für den späteren Beruf sei dies hilfreich. Ihre Kommilitonin Cassandra Dostert ergänzt: „Meine Highlights waren die Recherche, die Stadtrundgänge und Probegänge sowie das Einsprechen im Tonstudio.“

Die Vertonung der Audiotour durch die professionelle Sprecherin wurde durch die Unterstützung des Universitätspräsidiums unter Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Jäckel ermöglicht.

Weitere Informationen sowie der Link zur Audio-Stadtführung „Die Alte Universität Trier“.