Gärten im Stadtgebiet können eine bemerkenswerte Artenvielfalt beherbergen. Das haben Forschende der Universität Basel in einer Feldstudie festgestellt, die mit Unterstützung von Gartenbesitzerinnen und -besitzern aus der Region Basel durchgeführt wurde. Weiterhin zeigt das Forschungsteam auf, dass eine naturnahe Gartenpflege und Gestaltung die negativen Effekte der Verstädterung auf die Biodiversität weitgehend wettmachen können. Die Studie wird am 1. Februar 2019 an der öffentlichen Tagung „Naturschutz in und um Basel“ vorgestellt.
Weltweit wohnen immer mehr Leute in Städten. Dementsprechend nimmt auch die Siedlungsfläche rasant zu, oft zu Lasten von naturnahen Lebensräumen. Den verbleibenden Grünflächen wird in der Regel nur eine geringe Vielfalt von Kleinlebewesen zugeschrieben. Als Grund gilt der hohe Anteil versiegelter Flächen, welche den Austausch von Kleinlebewesen erschwert oder gar verhindert. Zudem herrschen in den Städten höhere Temperaturen und fallen weniger Niederschläge als im ländlichen Raum.
Aber selbst kleine und isolierte Grünflächen können zum Erhalt der Biodiversität im bebauten Gebiet beitragen, wie ein Forschungsteam vom Fachbereich Natur-, Landschafts- und Umweltschutz der Universität Basel in einer grossangelegten Feldstudie nachgewiesen hat. Einem Aufruf in lokalen Medien folgend stellten 35 Gartenbesitzerinnen und -besitzer ihre Grünflächen in Basel, im Unterbaselbiet sowie im Leimental für die Studie zur Verfügung. In regelmässigen Abständen suchten die Forschenden im Jahr 2018 die Gärten auf, um die Vielfalt der einheimischen Pflanzen und bodenlebenden Tiere zu erfassen.
Maß der Biodiversität: Nicht-flugfähige Kleintiere
Das Maß der Biodiversität wird oft anhand der Vielfalt von Schmetterlingen und Wildbienen erfasst. „Doch fliegende Tiere können in kleinen Untersuchungsgebieten wie Gärten nur auf der Durchreise sein“, so Prof. Bruno Baur. „Deshalb haben wir den Fokus auf eine Erfassung der nicht-flugfähigen, eher versteckt lebenden Kleintiere gelegt, wie etwa Ameisen, Asseln, Käfer, Schnecken, Spinnen und Tausendfüßler.“
Diese Kleinlebewesen werden von den Gartenbesitzern in der Regel kaum wahrgenommen, erfüllen aber wichtige Funktionen im Ökosystem Garten. „Beispielsweise helfen Spinnen mit, Schadinsekten zu reduzieren; Ameisen durchmischen die Erde und tragen so wesentlich zur Bodendurchlüftung bei, während Asseln und Tausendfüßler bedeutend für die Bodenbildung sind“, erklärt der Naturschutzbiologe.
Erstfunde für die Schweiz
In den 35 Gärten konnten insgesamt 254 Arten nachgewiesen werden, darunter 24 Ameisen, 10 Asseln, 87 Kurzflügelkäfer- und 24 Laufkäfer, 39 Schnecken, 52 Spinnen und 18 Tausendfüßler. Neben den erwarteten, weitverbreiteten Arten fanden sich auch einige seltene und auf der Roten Liste der Schweiz aufgeführte Arten. Weiterhin bemerkenswert sind die Erstnachweise von vier Tausendfüßlerarten, die bisher noch an keiner anderen Stelle in der Schweiz gefunden wurden.
Strukturvielfalt von Bedeutung
Mit Blick auf die vorgefundene Artenvielfalt gab es große Unterschiede bei den untersuchten Gärten. „Wir haben festgestellt, dass die Strukturvielfalt der einzelnen Gärten entscheidend ist, also die Kombination verschiedenster Kleinlebensräume wie Grasflächen, Büsche, Laubhaufen oder etwa Totholz“, erklärt die Biologin Dr. Brigitte Braschler. „Bei den meisten Tiergruppen nahm die Artenvielfalt mit der Strukturvielfalt des Gartens zu.“
Die Ergebnisse der Studie weisen auf die hohe Bedeutung hin, die kleine Grünflächen im Stadtraum haben. Gartenbesitzer können direkt durch eine aktive Erhöhung der Strukturvielfalt ihres Gartens die Artenvielfalt fördern und so einen nachhaltigen Beitrag zur urbanen Biodiversität leisten.