Mobilität: Forschung

Niedriger Ölpreis verteuert die Subventionierung von Elektromobilität

Elektro-Autos
Innovative Technologien brauchen eine gewisse Zeit, bis sie sich auf dem Markt etablieren. © pixabay

Experte der Universität Hohenheim rät zur Geduld bei der Förderung der E-Mobilität. Ziel könnte auch ohne Förderinstrumente erreichbar sein.

Etwas Geduld bei der Förderung von Elektro-Autos könnte sich für die Politik auszahlen. Das meint der Innovationsökonom Prof. Dr. Andreas Pyka von der Universität Hohenheim. Er hält eine Subventionierung derzeit für ungünstig: Der niedrige Ölpreis würde höhere Fördermittel erforderlich machen. Hinzu kämen unsichere Rahmenbedingungen, etwa bei der Versorgung mit grünem Strom. Unter Umständen, so der Experte, sei das Ziel ohnehin auch ohne Förderinstrumente erreichbar – wenn auch nicht ganz so schnell.

Das Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektro-Autos auf Deutschlands Straßen sei nicht unrealistisch – auch ohne spezielle Förderinstrumente. Dann sei allerdings der Zeitpunkt 2020 eher unsicher, meint Prof. Dr. Andreas Pyka vom Fachgebiet Innovationsökonomik an der Universität Hohenheim. Doch eine Subventionierung der Nachfrage, um den Prozess zu beschleunigen, hält er zum jetzigen Zeitpunkt für vergleichsweise teuer.

„Solange der Ölpreis so niedrig ist, wird es schwierig Kostenvorteile gegenüber den herkömmlichen Antriebsarten zu generieren“, mahnt Prof. Dr. Pyka. „Eine Subventionierung müsste daher höher sein und würde relativ kostspielig werden.“ Er rät deshalb zu Geduld in dieser Frage.

Grund für seine Gelassenheit ist der Verlauf mit dem innovative Technologien üblicherweise den Markt erobern. „Diese Prozesse verlaufen fast immer gleich: In der ersten Zeit wächst die Zahl der Neuanwender nur gering“, erklärt der Experte. „Doch nach diesem Anlaufprozess darf man mit beschleunigt ansteigender Zahl rechnen. Wenn es also heute erst nur mehrere zehntausend E-Autos in Deutschland gibt, kann die Zahl von einer Millionen in wenigen Jahren trotzdem erreicht werden.“

Forschungsförderung versus Kaufprämien

Um diesen Prozess zu beschleunigen, kann die Politik selbstverständlich Förderinstrumente einsetzen. „Diese sollte sie jedoch sorgfältig auswählen“, rät Prof. Dr. Pyka. Die derzeit diskutierten Optionen wie Kaufprämien oder Steuervergünstigungen fördern die Nachfrage und damit die neue Technologie an sich. Alternativ sei eine verstärkte angebotsorientierte Förderung denkbar – etwa eine angebotsseitige Unterstützung bei der Forschung und Entwicklung.

„Für den Verbraucher macht das keinen Unterschied, da beides den Kaufpreis eines E-Autos reduziert“, meint Prof. Dr. Pyka. Die Unterstützung auf der Anbieter-Seite stärke jedoch im Gegensatz zur nachfrageorientierten Förderung speziell die deutschen Hersteller – was den bisherigen Widerstand der hiesigen Autobauer gegen direkte Subventionen erkläre. Das immer wieder zitierte Beispiel für erfolgreiche Nachfrage-Subventionen für E-Autos in Norwegen stelle sich hierzulande anders dar, da es im Gegensatz zu Deutschland in dem skandinavischen Land keine Fahrzeugindustrie gibt.

Unsicherheitsfaktoren auf dem Weg zur E-Moblilität

Insgesamt sei jedoch der Prozess von wichtigen Unsicherheitsfaktoren geprägt. „Wenn die Autofahrer sinnvollerweise auf Strom umstellen sollen, muss dieser aus regenerativen Quellen bereitstehen. Fragen der Energiewende und des Ausbaus der Stromnetze sind also eng mit einer Förderung der Elektromobilität verbunden und müssen folglich mitgelöst werden“, so der Ökonom.

Hinzu käme, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ganz klar ist, welches Antriebskonzept sich langfristig tatsächlich durchsetzen wird. „Elektro – Hybrid – Brennstoffzelle – all diese Antriebstechnologien leisten momentan noch nicht, was sie leisten sollen. Hier ist noch vieles offen, wenn auch einiges bereits heute für die Elektromobilität spricht.“

Gleicher Effekt mit weniger E-Autos

Wenn es primär darum geht, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu senken, könnte man außerdem den gleichen Einspareffekt mit weniger Elektro-Autos erreichen – wenn man speziell die Carsharing-Konzepte subventioniert. „Diese Autos sind erheblich häufiger im Einsatz als Privatwagen, so dass bereits weniger Fahrzeuge zum gleichen Einsparziel führen“, regt der Forscher an und relativiert damit das eine Million-Ziel der Bundesregierung zum Jahr 2020, das einen stark politisch motivierten Charakter habe.

Dass es sich um systemische, also zusammengesetzte technologische Lösungen handeln müsse, unterstreicht Prof. Dr. Pyka. Setzt sich die E-Mobilität – mit oder ohne Förderung – durch, ergeben sich auch für die Energiewende neue Möglichkeiten: „Die Stromspeicherung stellt nach wie vor ein großes Problem dar – und die unzähligen mobilen Speicher, die Autobatterien könnten dann dazu beitragen, dieses Problem besser in den Griff zu bekommen.“ Denn die Elektrospeicher könnten gerade nicht benötigten Strom zwischenspeichern und später wieder in ein intelligentes Stromnetz zurückspeisen.

Weitere Informationen:
https://inno.uni-hohenheim.de