Mobilität: Forschung

Kosten senken und die Umwelt schonen mit Elektrofahrzeugen

E-Fahrzeuge senken Kosten und schonen die Umwelt
Ein wirtschaftlicher Betrieb von Elektrofahrzeugen ist möglich: So das Ergebnis des Flottenbetriebs im Dienst- und Pendlerverkehr bei Siemens und Michelin. (Foto: KIT)

Wann sich Elektrofahrzeuge lohnen – und wann noch nicht. Positive ökologische und ökonomische Bilanz nach 300.000 Kilometern eines Flottenversuchs.

Unter welchen Einsatzbedingungen sind Elektrofahrzeuge günstiger als Dieselfahrzeuge? Welches sind die positiven Umwelteffekte? Und wie steht es mit Nutzerakzeptanz und Zuverlässigkeit in der Praxis? Im Rahmen des Projekts RheinMobil, koordiniert vom KIT, werden diese Fragen nun in einer Studie beantwortet, die einen Flottenversuch über zweieinhalb Jahre mit 300.000 elektrisch gefahrenen Kilometern analysiert. Die Ergebnisse wurden auch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am 22. September vorgestellt.

„Die Daten zeigen, dass Elektrofahrzeuge bereits heute kostengünstiger und umweltschonender fahren können als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor“, so Olaf Wollersheim, der das Projekt am KIT leitet. Allerdings müssen dazu einige Voraussetzungen gegeben sein. So konnte Rheinmobil demonstrieren, dass sowohl der Berufspendler- als auch der Dienstwagenverkehr zwischen festen Standorten ideale Anwendungen für den Ersatz von Diesel- durch Elektrofahrzeuge sind.

„Für die Wirtschaftlichkeit sind hohe Fahrleistungen entscheidend. Für den Klimaschutz ist es essentiell, dass das Elektroauto mit 100 Prozent Ökostrom geladen wird – nur dann ist die Elektromobilität wirklich nachhaltig“, sagt Wollersheim. „Außerdem möchten die Nutzer weder auf den gewohnten Komfort verzichten, noch ihr Mobilitätsverhalten ändern, wenn der Verbrennungsmotor gegen den Elektroantrieb getauscht wird. Der Fahrzeugeinsatz bei unseren Industriepartnern Michelin und Siemens hat diese Voraussetzungen ideal erfüllt.“

Die Studie wertet nicht nur Betriebsdaten der Fahrzeuge und Ladesäulen aus, sondern auch regelmäßige Nutzerbefragungen. Mit den Erkenntnissen nach mehr als 30 Monaten Projektlaufzeit können jetzt Kriterien für eine ökonomisch und ökologisch erfolgreiche Elektrifizierung formuliert werden: Benötigt werden hohe Fahrleistungen, die aus gut planbaren Einzeltouren von maximal 100 Kilometern bestehen sollten. Im Projekt RheinMobil wurden beispielsweise monatliche Fahrleistungen von durchschnittlich 3.500 Kilometern pro Fahrzeug erreicht. Dazu ist eine hohe Zuverlässigkeit der Fahrzeuge und Ladepunkte sowie eine genaue vorherige Analyse des realen Energieverbrauchs und Ladeverhaltens erforderlich.

Die Projektdaten zeigen, dass die Elektrofahrzeuge ab einer Laufleistung von etwa 200.000 Kilometern ihre Investitionskosten „eingefahren“ haben, da ihre Betriebskosten geringer sind als die ihrer Pendants mit Verbrennungsmotor. Klimafreundlicher durch weniger Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Schadstoffen sind die Elektroautos bereits ab einer Laufleistung von rund 30.000 Kilometern, wenn der gesamte Fahrzeug-Lebenszyklus betrachtet und ein Betrieb mit 100 Prozent Ökostrom angenommen wird. (Circa 100.000 Kilometer, wenn man den heutigen Strommix aus dem deutschen und französischen Stromnetz ansetzt.)

Zeit lassen beim Laden

„Ein ökonomisch und ökologisch sinnvoller Fahrzeugbetrieb ist sicher gegeben, wenn das Fahrzeug mit Ökostrom geladen und möglichst immer dann gefahren wird, wenn gerade nicht geladen wird“, erläutert Wollersheim. „Es hat sich gezeigt, dass dies gerade im Winter zu einer hohen Betriebsfähigkeit der Fahrzeuge ohne nennenswerte Einschränkung der Reichweite geführt hat.“ Schnellladung sollte nur dann eingesetzt werden, wenn dies aus Zeitgründen zwingend erforderlich ist. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass die Batterie vorzeitig altert.

Für die Fahrzeugnutzer waren insbesondere die ökologischen Vorteile wichtig. Die gut planbaren Fahrstrecken der Berufspendler und Dienstreisenden helfen, anfänglich bestehende Bedenken hinsichtlich der Reichweiteneinschränkung bei Elektrofahrzeugen auszuräumen. Das tägliche Pendeln zwischen Frankreich und Deutschland stellte im Projekt anders als erwartet gar kein Problem dar; das Aufladen der Fahrzeuge funktionierte auf beiden Seiten der Grenze problemlos.

Natürlich lassen sich diese Ergebnisse nicht pauschal auf alle denkbaren Fahrzeug-Einsatzgebiete übertragen. „Aber zahlreiche Anwendungen, wie etwa der Taxiverkehr, die innerstädtische Logistik oder die mobile Pflege weisen sehr ähnliche Einsatzprofile und Anforderungen auf und sind somit heute schon für eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Elektrifizierung hervorragend geeignet. Die Projekterfahrung aus RheinMobil ermöglicht es uns, die wirtschaftliche Elektromobilität voranzubringen“, so Max Nastold, Geschäftsführer des Projektpartners e-Motion Line. „Eine Wirtschaftlichkeit für durchschnittliche private Autofahrer ist dagegen unter heutigen Randbedingungen noch nicht in Sicht.“


RheinMobil ist ein gemeinsames Projekt von Michelin, Siemens, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie dem Mobilitätsdienstleister e-Motion Line (eML). Das Projekt ist Teil des „LivingLab BWe mobil“ und wird im Schaufenster Elektromobilität vom Bund gefördert. Ziel von RheinMobil ist es, am Beispiel von Dienst- und Pendlerfahrten im deutsch-französischen Grenzgebiet zwischen Karlsruhe und dem Elsass zu zeigen, dass bestimmte Einsatzprofile einen wirtschaftlichen Betrieb von Elektrofahrzeugen möglich machen. Dazu sind täglich sechs siebensitzige Kleinbusse im Pendelverkehr bei Michelin sowie ein Fahrzeug der Kompaktklasse im Dienstwagenverkehr bei Siemens unterwegs. Die monatliche Fahrleistung pro Fahrzeug wurde im Laufe des Projekts auf mittlerweile durchschnittlich 3.500 Kilometern gesteigert.


Weitere Informationen:

Die Studie zum Download

www.schaufenster-elektromobilitaet.org