Einhergehend mit dem zunehmenden Wachstum von Städten schwindet immer mehr die frei zur Verfügung stehende Ebene. Parks, Wiesen oder Felder weichen in diesem Zuge oftmals dem Bau von Hochhäusern sowie Gewerbe- und Industrieanlagen – gezwungenermaßen. Was allerdings geschieht mit bereits leerstehenden Gebäuden oder brachliegendem Terrain? „Tausende Hektar ungenutzter Fläche liefern enormes Nutzungspotenzial für neue Bauvorhaben. Da solches Gelände bereits eine gute Anbindung an die urbane Infrastruktur aufweist, handelt es sich bei seiner Wiedernutzbarmachung gleichzeitig um ein besonders umweltschonendes und nachhaltiges Verfahren“, weiß Andreas Mohr, Geschäftsführer der Stricker Umwelttechnik GmbH & Co. KG zum Thema Flächenrecycling.
Hindernisse und Herausforderungen
Mit der Schließung und der Verlegung von Werkstandorten oder der Aufgabe militärischer Truppenstationen verliert ein Gelände seine ursprüngliche Funktion und wird über Jahre hinweg nicht mehr in Anspruch genommen. Bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts lag die Gesamtgröße bundesweit brachliegender Flächen geschätzt zwischen 150.000 und 176.000 Hektar – Tendenz schon damals steigend.1 „Nachhaltiges Flächenrecycling beschreibt die Wiederbelebung solcher Brachen und damit ihre wirtschaftliche Reintegration“, erklärt der Experte für Umwelttechnik. Doch mit dem Flächenrecycling geht meist eine Reihe von Herausforderungen einher, die es zu Beginn zu beachten und anzupacken gilt. „Oftmals handelt es sich bei dem zu revitalisierenden Gelände um bebautes Gebiet, weshalb bestehende Gebäude samt Fundament sowie etwaige alte Versorgungsleitungen weichen müssen. In diesem Zuge gilt es, Abriss- und Rückbaugenehmigungen einzuholen und vornutzungsbedingte Umweltschäden zu beseitigen“, erläutert Mohr.
Ökologische Maßnahmen
Zu Beginn des Flächenrecyclingprozesses gibt ein Sanierungsplan vor, welche Variante der Altlastenbefreiung sich für den spezifischen Fall eignet. „Neben der flächenhaften sowie bauwerksbezogenen Aufbereitung existieren zudem Möglichkeiten zur allgemeinen Baugrundverbesserung – etwa der Austausch des Bodens oder aber seine Verfestigung mithilfe spezieller Bindemittel“, so der Spezialist für Flächenrecycling. „Auch eine Analyse des Gefährdungspotenzials stellt eine wesentliche Voraussetzung in diesem Prozess dar. Sie erfordert vorab eine gründliche Inspektion der Brachfläche.“ Nicht selten weist das Gelände durch seine frühere Nutzung eine gewisse Schadstoffbelastung durch vorhandene Altlasten auf, die auf eine unsachgemäße Behandlung mit umweltschädlichen Stoffen und Chemikalien sowie die Ablagerung von Abfällen zurückgeht. In der Folge kommt es zu Bodenveränderungen, die wiederum ein gesundheitliches Risiko für Mensch und Umwelt darstellen.
Ungenutztes Potenzial
Neben einer langfristigen Schonung des Bodens sowie dem Schutz des Grundwassers bringt eine Befreiung des Untergrunds von Altlasten mit anschließender Revitalisierung des Geländes auch andere ökologische Vorteile hervor. Beispielsweise bleiben durch das Flächenrecycling die ohnehin spärlichen Grünflächen innerhalb der Städte unberührt. Daneben lässt sich durch die Wiedereingliederung von ungenutztem Terrain oder leerstehenden Gebäuden eine nachhaltige Siedlungsentwicklung erzielen. So sichert die urbane Einbindung von Brachen Folgenutzern Wettbewerbsvorteile und ermöglicht eine Imageverbesserung von alten Flächen, denen oftmals auch eine gewisse historische Bedeutung zukommt. Letztlich bedeuten der Verkauf oder die Wiederbelebung des Geländes Kostenvorteile für den Besitzer. Denn jahrelang stillgelegte Anlagen verursachen weiterhin laufende Kosten. „Effizientes Flächenrecycling wirkt dem entgegen, spart darüber hinaus Fläche und schützt zugleich die natürlichen Ressourcen“, resümiert der Geschäftsführer der Stricker Umwelttechnik.
Weitere Informationen:
www.stricker-gruppe.de
1 https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/flaechensparen-boeden-landschaften-erhalten/flaechenrecycling-innenentwicklung#brachen-nutzen-grune-wiesen-schonen
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