Editorial

Gemeinschaftsprojekt Stadt

Gemeinschaftsprojekt Stadt

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor rund 2 500 Jahren brachte es der Athener Staatsmann Perikles auf den Punkt: „Die Menschen, nicht die Häuser machen die Stadt.“ Ein Gedanke, der auch heute gut und stimmig klingt: Eine Stadt der Menschen als Rahmen für vielfältiges gesellschaftliches Miteinander, inspirierendes Pflaster für Kreative und Vordenker, Freiraum für genussvolles Erleben. So weit, so ideal.

Gegenwärtig sieht es leider ganz anders aus: Moderne Innenstädte sind eher selten Orte für entspanntes urbanes Leben. Sie sind anstrengend, überfordernd, zu voll, zu laut, zu teuer und dabei gleichzeitig eintönig – die hundertfach geklonten Einkaufsmeilen allerorts sind austauschbar. Wenig Besonderes, kaum Überraschendes: Stattdessen dominieren Verkehr, Konsum und Event-Kultur den Stadtraum. Kein Wunder also, wenn der Einkaufsbummel lieber gleich zuhause am Computer stattfindet. Und die Pizza dazu kommt bequem mit dem Liefer-Service.

Die Frage also: Wer ist für diesen Zustand unserer Städte eigentlich verantwortlich? Mächtige Investoren und Immobilienunternehmen, Fast Food- und Handelsketten, die nur an Profit interessiert sind? Oder die Menschen, denen das „Machen“ ihrer Städte völlig entglitten ist. Viele überlegen, das Leben in der Innenstadt aufzugeben und das Glück außerhalb zu suchen, wo die Mieten günstiger sind und die Luft viel besser.

Dabei geht es auch ganz anders, wie die Beiträge in dieser aktuellen Ausgabe 2|2023 von „Transforming Cities“ zeigen. Mit Gemeinsinn und bürgerschaftlichem Engagement lassen sich auch große Herausforderungen anpacken. Nicht allein und einzeln, sondern indem viele aktive Menschen und Organisationen vor Ort ihre Interessen formulieren und ihre Vorstellungen in die Tat umsetzen. Etwa mit dem Netzwerkprogramm „Engagierte Stadt“, das bundesweit Kooperationen zwischen Städten und Gemeinden fördert, oder mit Stadtlaboren zur Vitalisierung von Innenstädten. Oder mit dem Projekt „iResilience“, bei dem Bevölkerung und Verwaltung in Köln und Dortmund auf Quartiersebene gemeinsam Wege zur Klimaanpassung suchen, oder mit der  Entwicklung eines Leitbildes, das in benachteiligten Stadtteilen Berlins für Umweltgerechtigkeit sorgen soll.

Lesen Sie einfach selbst, wie auch heute engagierte Menschen, ganz im perikleischen Sinne, ihre Stadt „machen“.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“