Editorial

Offene und sichere Städte – ein überwindbarer Widerspruch?

Liebe Leserinnen und Leser,

seit geraumer Zeit ist in öffentlichen Debatten die Rede von multiplen Krisen. Ob dieser Ausdruck wirklich eine treffende Beschreibung unserer Gegenwart ist oder lediglich ihr Symptom, sei dahingestellt. Jedenfalls sehen sich Akteure, die die Räume gestalten, in denen wir uns täglich bewegen, mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Neben den großen Krisen wie Klimawandel, Kriege und Fluchtbewegungen sind es auch „kleinere“ strukturelle Entwicklungen wie der forcierte Mobilitätswandel oder Ereignisse wie die anstehende Fußball-Europameisterschaft, die verändernd auf Räume einwirken und sich gegenseitig bedingen.

Diese Ausgabe der Transforming Cities behandelt diese Veränderungen aus dem Blickwinkel der Sicherheit, die in einem freien, demokratischen System immer mit der Freiheit des Einzelnen abgewogen werden muss.

Dass Sicherheit nicht ausschließlich durch Überwachung, Barrieren, Grenzen und Repression erzwungen werden kann, wird offensichtlich, wenn die persönliche Freiheit des Einzelnen in das Nachdenken über öffentliche Räume einfließt. Im Heft werden dazu verschiedene Ansätze, Studien und Konzepte interdisziplinär vorgestellt, zum Beispiel die kreative Gestaltung von Orten, um ohne sogenannte „feindliche Architektur“ Sicherheit durch kluge bauliche Entwicklung zu erzeugen. Daneben werden genderspezifische Wahrnehmungen und Sicherheitsbedürfnisse in Studien untersucht und in konkrete Lösungsvorschläge überführt. Zur Sicherheit und Freiheit gehört auch Barrierefreiheit, die in diesem Heft anhand eines internationalen Projekts vorangetrieben wird.

Dass neben den neuen Herausforderungen der Digitalisierung und unabsehbaren Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz auch „alte“ Themen wie der Bevölkerungsschutz neu gedacht werden müssen, haben nicht nur neue Kriege, sondern auch Naturkatastrophen und Extremwetterlagen gezeigt, die insbesondere durch den Klimawandel wahrscheinlicher werden. Auch zu diesen beiden großen Herausforderungen stellen unsere Autor:innen Ideen, Lösungen und Projekte vor.

Bei aller berechtigter Sorge, zu der die derzeitigen Entwicklungen Anlass geben, denken wir mit Blick auf die zusammengestellten Beiträge, dass wir mit Fachwissen, Sachlichkeit und Kreativität den Herausforderungen gewachsen sind. Ganz herzlich möchten wir uns im Namen des neuen Teams bei den Autor:innen bedanken, die uns diesen konstruktiven Blickwinkel mit ihrer Arbeit ermöglichen.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und eine spannende Lektüre!

Mit den besten Grüßen aus Tübingen

Ulrich Sandten-Ma (Redaktionsleitung) & Patrick Sorg (Redaktion)