„Spielerisch Energie sparen!“ war das Motto für Bonns zwischenzeitlich größtes Musikinstrument. Ein Konzept, das aufging: Die vom Fraunhofer FIT zwischen den Rolltreppen installierte Klangtreppe in der Stadthausloggia begeisterte zahlreiche Besucher während des vierwöchigen Beethovenfestes. Die Nutzung der Rolltreppe ging auf 65 % zurück. Am 27. November 2015 präsentierten Fraunhofer FIT, Vertreter der Stadt Bonn und der Stadtwerke in einem Pressegespräch die exakten Projektergebnisse und stellten auch zukünftige Projektideen zur Energieeinsparung vor.
Unter dem Projektnamen „Ludwig nimmt die Treppe“ wurde auf Initiative der Stadt Bonn die Treppenanlage der Stadthausloggia Bonn begleitend zum Beethovenfest in eine Klangtreppe verwandelt. Unter technischer Leitung des Fraunhofer FIT wurde das Projekt in enger Zusammenarbeit mit den Bonner Stadtwerken, dem Projektservice Schwan und dem Bonner Referat Stadtförderung geplant und realisiert. Die Sparkasse Köln-Bonn und die Barmer GEK unterstützten das Projekt. Die Treppe wurde mit spezieller Sensortechnik ausgestattet, die die Bewegungen der Passanten auf der Treppe erfasste und entsprechende Musiksequenzen und Töne abspielte. Dank Klangkünstler Erwin Stache, der die Klanginstallation komponierte, entstand so ein einzigartiges Musikerlebnis begleitend zum Treppensteigen.
Motivation zum Treppensteigen
„Grundgedanke war, Passanten durch die interaktive Musikinstallation zu motivieren, die klassische Treppe anstatt der Rolltreppe zu benutzen. Das ist erstens gesünder und spart zweitens Energie“ so Hans-Jürgen Hartmann, Leiter des Referats Stadtförderung.
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT übernahm neben der Verantwortung für die technische Installation auch das Monitoring der Nutzungs- und Energieverbrauchsdaten. „Vor der Klangtreppeninstallation nutzten fast 90 Prozent aller Passanten die Rolltreppe. Mit der Installation entschieden sich 35 Prozent zum Treppensteigen“, konstatiert Dr. René Reiners vom Fraunhofer FIT.
Auch die Bonner Stadtwerke konnten sich freuen. „Der durchschnittliche Energieverbrauch der Rolltreppenanlage ging um etwa ein Drittel zurück. Pro Tag wurden rund 20 Kilowattstunden Strom eingespart“, so Jürgen Winterwerp, Stadtwerke Bonn.
Die Klangtreppeninstallation wurde während ihrer vierwöchigen Betriebszeit sehr positiv von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Viele Menschen besuchten sie gezielt. Für zahlreiche Kita-Gruppen und Schulklassen war sie ein gefragtes Exkursionsziel. Passanten, die täglich die Treppe benutzten, fanden die Idee überwiegend sehr gut und wünschten sich eine dauerhafte Installation.
Das Projekt „Ludwig nimmt die Treppe“ hat gezeigt, dass die Öffentlichkeit motiviert werden kann, ökologischere Wege einzugehen. Motivierende Nutzungskonzepte von öffentlichen Einrichtungen gepaart mit feingranularer Mess- und Regelungssteuerungstechnik können einen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs, der Umweltbelastung und letztlich auch der Kosten zur Energieerzeugung in urbanen Umgebungen leisten.
Nach Ende des Beethovenfestes 2015 wurden auch das Projekt „Ludwig nimmt die Treppe“ am 5. Oktober 2015 abgeschlossen und der Rückbau der Treppe durchgeführt. Nach dem Rückbau wurde das Nutzungsverhalten für weitere zwei Wochen erfasst. In diesem Zeitraum entschieden sich nur noch 18 Prozent für die gesunde Treppen-Alternative, 5 Prozent mehr als vor dem Projekt.