Stadtraum: Projekte

Wie gelingt der ökologische Strukturwandel von Industrieregionen?

Ökologischer Strukturwandel
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Deutsch-mexikanisches Forscherteam gibt Handlungsempfehlungen für Städte und Kommunen:

Bevölkerungsschwund, brachliegende Industrieflächen – viele Städte sind vom Strukturwandel betroffen. Doch wie damit umgehen? Bieten ökologische Konzepte eine Chance? Damit hat sich ein deutsch-mexikanisches Forscherteam befasst. Es hat unter anderem untersucht, wie Brachflächen genutzt werden können, zum Beispiel mit Meeresfisch- oder Algenzuchtanlagen. Für die Politik hat es seine Erkenntnisse zu einer Handlungsempfehlung zusammengestellt. Zum Projektabschluss kommen alle Beteiligten vom 12. bis 13. September zu einer Tagung auf den Campus der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) zusammen.

In vielen Regionen sind Städte und Regionen von Leerstand geprägt. Waren es einst wichtige Industriestandorte, die zum Beispiel mit Bergbau oder Stahl zum Wohlstand der Bevölkerung beitrugen, dominieren heute meist Fabrikruinen, leere Werkshallen und verlassene Wohngebäude das Bild.

Auch die saarländische Stadt Völklingen erlebt einen solchen Strukturwandel. Hier betreibt das Schweizer Unternehmen FRESH CORPORATION AG eine ökologische Meeresfischfarm komplett unabhängig vom Meer. Damit hilft es zum einen, der Überfischung der Meere vorzubeugen. Zugleich schafft es Arbeitsplätze in der Region. Es sind Beispiele wie dieses, die das Team um Professorin Dr. Karina Pallagst von der TU Kaiserslautern genauer unter die Lupe genommen hat.

Nachhaltige Wirtschaftszweige für den Strukturwandel

Mit ihren mexikanischen Forscherkollegen um Professor Dr. José Vargas-Hernández sind sie der Frage nachgegangen, wie sich nachhaltige Wirtschaftszweige sinnvoll in strukturschwachen Gegenden ansiedeln. „In diesem Kontext sprechen wir von sogenannten Green Innovation Areas. Hierbei spielen beispielsweise die Nahrungsmittel- und Energieproduktion eine wichtige Rolle“, sagt Pallagst, die zu Internationalen Planungssystemen forscht. „Wir haben untersucht, wie es gelingen kann, Städte wiederzubeleben und sie attraktiv für die Bevölkerung zu machen. Dabei geht es auch darum, wie solche Ansiedelungen die Lebensqualität der Menschen verbessern können und zum Beispiel helfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen.“

Vargas-Hernández und sein Team haben in Mexiko darüber hinaus erforscht, wie die Bevölkerung zusammen mit der Stadt Flächen landwirtschaftlich betreibt, um Obst und Gemüse zu produzieren. „Bei uns hat sich in diesem Zusammenhang der Begriff Urban Farming, auf Deutsch etwa urbane Landwirtschaft, etabliert“, erläutert die Kaiserslauterer Professorin. Auch für Solarenergie gibt es auf solchen Flächen ausreichend Platz.

Außerdem wurde die Produktion von Algen im Rahmen des Projektes genauer untersucht. „Gerade im Hinblick auf die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung können Algen künftig von Bedeutung sein“, sagt Pallagst.

Insgesamt haben sich die Beteiligten unterschiedliche Projekte in verschiedenen Regionen in Deutschland und Mexiko näher angeschaut und die Auswirkungen auf Bevölkerung und Region untersucht. „Green Innovation Areas haben das Potential, ökologisches Wirtschaften mit den Anforderungen städtischer Entwicklung zusammenzubringen“, resümiert Pallagst. „Auch der soziale Faktor darf bei solchen Projekten nicht vergessen werden. Das haben wir in vielen Beispielen gesehen, bei denen es etwa um Gemeinschaftsgebäude oder eine nachhaltige Nachbarschaft ging.“

Auf der Tagung stellt das Konsortium seine Ergebnisse vor. Es hat diese in zwei Publikationen zusammengefasst: einem Buch und einer zusammenfassender Broschüre mit Handlungsempfehlungen. Das Buch ist bereits online abrufbar. Die Broschüre wird auf der Abschlussveranstaltung vorgestellt. Darin gibt das Forscherteam außerdem der Politik und anderen Entscheidungsträgern Empfehlungen an die Hand, die später auf den Webseiten des Lehrstuhls abrufbar sein werden.

Die Forschungsarbeiten haben im Rahmen des Projekts „The Role of Green Innovation Areas in Revitalizing German and Mexican Cities“ (GIAGEM) stattgefunden. Auf deutscher Seite wurde es vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) gefördert.

Mehr über das Projekt: www.uni-kl.de/giagem/about-giagem