Editorial

Gesund und sicher leben in der Stadt

Gesund und sicher leben in der Stadt

Liebe Leserin, lieber Leser,

für ein besseres Leben ziehen Menschen in die Städte. Sie wollen von den vielfältigen Möglichkeiten im urbanen Milieu profitieren und erfolgreich und glücklich werden.
Denn in den Metropolen konzentriert sich die Wirtschaftskraft ganzer Regionen. Innovation und Fortschritt geschieht in den Zentren. Das Angebot ist riesig im Vergleich
zum „platten Land“, sei es bei Ausbildung, guten Jobs, Kultur oder Freizeit. Städte – zumindest die großen – haben rund um die Uhr geöffnet zum Einkaufen, Ausgehen und
Feiern, zusammen mit vielen anderen kreativen urbanen Leuten. Wer alles andere als langweilig sein möchte, für den ist Stadt der Sehnsuchtsort schlechthin.

Doch wie so oft: Wenn viele das Gleiche wollen und davon immer mehr, übersteigt die Nachfrage das Angebot. Bestehende Strukturen, Gebäude, Straßen, Versorgungseinrichtungen in den Boom-Towns lassen sich nicht über Nacht auf den schnell wachsenden Bedarf anpassen. Dazu fehlen den Kommunen oft die Mittel, in gewachsenen Quartieren fehlt schlicht und einfach der Platz. Im Ergebnis bedeutet dies: Es wird zunehmend enger, lauter, unsicherer.

Und das Stadtleben wird für die Bewohner immer teurer. Auch wenn die durchschnittlichen Einkommen in Großstädten über dem Verdienst in der Provinz liegen,
zehren die Lebenshaltungskosten das Plus schnell auf. Das liegt vor allem an den explodierenden Mieten und Immobilienpreisen, die sich Normalverdiener oft nicht
mehr leisten können.

Das vermeintlich leichte urbane Leben gerät in Wirklichkeit zur großen Anstrengung. Um mithalten zu können, braucht es höheren Einsatz, mehr Mobilität, ständige Erreichbarkeit. Die Stressbelastung nimmt zu, und das in einer Stadtumgebung, die immer weniger Raum für Entspannung und Ausgleich bietet, stattdessen reichlich Lärm und schlechte Luft.

Daraus erwächst die Gefahr, dass große Teile der Stadtbevölkerung mit diesem beschleunigten, überfordernden und kostspieligen Lebensstil nicht mehr mithalten können. Was es bedeutet, sich abgehängt zu fühlen, ist vielerorts bereits wahrzunehmen: Ganze Viertel verkommen, Gewalt und Vandalismus gehören zum Alltag und der Traum
vom Stadt leben wird an den sozialen Brennpunkten zum Albtraum.

Europäische Städte sind zwar noch vergleichsweise sicher, doch es gilt, den Trend zu erkennen. Um unsere Städte als lebenswerte Orte zu erhalten, an denen es sich
gesund und sicher leben lässt, müssen zukunftsfähige Strategien entwickelt werden. Über Initiativen, Projekte und Ideen dazu lesen Sie in Ausgabe 4|2018.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“