Editorial

Krisen managen

Liebe Leserin, lieber Leser,

unsere Gegenwart ist geprägt von Krisen und Katastrophen. Kaum ein Tag, an dem nicht Naturgewalten oder menschliches Fehlverhalten zu Unglück und Verheerung führen. Frage ist nur, wo und wie sich die nächste Tragödie ereignen wird. Unvermeidliches Schicksal also?

Sich so einfach aus der Verantwortung zu nehmen, greift zu kurz. Genau betrachtet, haben viele Unglücksfälle und Notlagen menschengemachte Ursachen. Selbst extreme Naturgewalten führen erst zur Katastrophe, wenn sie auf menschliche Siedlungen treffen, viele Menschenleben kosten, reihenweise Gebäude und Infrastrukturen zerstören.

Klar ist: Städte und Dörfer bieten reichlich Angriffsflächen – aufgrund von Bauweise, Form und Materialien. Seit Menschengedenken werden sie von Hochwasser und Bränden, Erdbeben und Stürmen, aber auch von der Aggression kriegerischer Nachbarn getroffen. Aber wir wissen heute viel über Brandschutz und Maßnahmen gegen Hochwasser, über Pandemien und erdbebensicheres Bauen. Gefahrenkarten findet man einfach im Internet, Wettermeldungen erhalten wir direkt aufs Smartphone.

Kommen wir also zur Kernfrage: Warum haben Naturereignisse und andere Desaster trotz allen technischen Fortschritts immer wieder, auch heute noch, so verheerende Auswirkungen?

Keine höhere Gewalt – nein, menschliche Gier und Unvernunft steigern das Risiko, aus Naturereignissen ernsthafte Katastrophen zu machen. Entgegen allen technischen Regeln und Bauvorschriften wird oftmals immer noch zu nah am Wasser oder unter dem Vulkan gebaut, Gebäude werden mit mangelhaftem Brandschutz oder nicht erdbebensicher errichtet. Ist ja bisher immer gut gegangen. Und wenn es dann passiert ist, bei der Krisenbewältigung, fehlen häufig klare Strategien und straffe Strukturen, um die Folgeschäden einigermaßen einzugrenzen.

Angesichts der Größe und Dichte der Ereignisse, auch der kommenden, ist das derzeitige Krisenmanagement sicher ausbaufähig – gerade im dicht besiedelten urbanen Umfeld. Leider wirken Politik und Verwaltung oft überfordert.

Um künftige Risiken zu mindern und Krisen besser zu managen, gilt es jedoch vorausschauend zu denken und zu planen. Das beginnt mit kommunaler Kriminalitätsprävention, geht weiter mit der Entwicklung städtischer Resilienz und der Sicherung kritischer Infrastrukturen, gefolgt von der  vorsorglichen Organisation von Bewältigungsmaßnahmen im Ernstfall. Die Daten für aussagekräftige Resilienzbewertungen und Simulationen möglicher Lagen beim Ausfall kritischer Infrastrukturen sind längst vorhanden.

Das heißt: An fachlicher Expertise zu all diesen Themen mangelt es nicht. Die zahlreichen Beiträge in der Ausgabe 1|2023 sind dafür einmal mehr Beweis. Jetzt ist höchste Zeit für eine zügige Umsetzung.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“