Editorial

Luft, Boden, Wasser

Liebe Leserin, lieber Leser,

unsere Lebensgrundlagen sind endlich. Nach einem Sommer mit extremer Hitze und Trockenheit, niedrigen Wasserständen und brennenden Wäldern lässt sich das nun wirklich nicht mehr wegdiskutieren. Also, was jetzt tun, wenn die Ressourcen immer knapper werden – wegen Übernutzung oder aus geopolitischem Kalkül – und der Kampf
um deren Verteilung weiter entbrennt? Mit ermüdender Regelmäßigkeit kommt darauf die Antwort: „Jetzt ist die Politik gefragt.“ Darauf reagiert „die Politik“ mit dem üblichen Modell: Mit viel Steuergeld wird bei jeder neuen Krise versucht, irgendwie den Deckel drauf zu halten und sogenannte Wutbürger zu kalmieren. Und dann bekommen immer jene Interessensgruppen am meisten ab, die am besten lobbyieren.

Man kann es gar nicht oft genug betonen: Der Weg in eine bessere Zukunft sieht anders aus. Eine erste Stufe dahin ist mehr Ehrlichkeit und Klarheit über unser Tun – und zwar von jedem Einzelnen. Dazu gehört, nicht nur im Yoga-Club mehr Achtsamkeit zu üben, sondern auch in Sachen Energie- und Wasserverbrauch, bei Ernährung und Wegwerfverhalten, Mobilität und Online-Konsum genauer hinzusehen. Aus solcher Übung sollte nun gerade kein neuer religiöser Eifer enstehen, sondern vielmehr Erkenntnis darüber, wie sich aus der Reduzierung von Abhängigkeiten neue Freiheiten entwickeln lassen. So gerät Sparsamkeit zur wiederentdeckten Tugend.

Beispiel Trinkwasser: Pro Kopf und Jahr werden durchschnittlich 142 Liter Wasser in Flaschen gekauft – oft in Einwegflaschen aus Plastik. Dabei ist das Wasser vom Getränkehändler nicht zwingend besser als das aus der Leitung. Denn die Trinkwasserverordnung sorgt in Deutschland dafür, dass beim Leitungswasser klare Grenzwerte gelten, und dass laufend auf mehr gesundheitsschädliche Substanzen getestet wird, als bei Mineral- und Tafelwasser. Wasser in der Flasche ist zudem deutlich teurer – 1000 Liter Flaschenwasser kosten rund 550 Euro, dieselbe Menge Leitungswasser dagegen im Durchschnitt nur drei Euro. Von den Transportkosten mal ganz abgesehen.

Sparsam und achtsam, vor allem aber intelligent mit Ressourcen umzugehen, ist auch Thema in der Ausgabe 3|2022. Besonders erfreulich dabei ist es, zu sehen, dass
bereits viele Städte und Gemeinden, gemeinsam mit ihren Bürgern gute Ideen in die Tat umsetzen, ohne auf „die große Politik“ zu warten.

Ihre
Christine Ziegler
Redaktionsleitung „Transforming Cities“